Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

912

Jesus-Christus-Wurzel - Jeux floraux

in Jerusalem auf, vom Volke noch einmal einen Augenblick jubelnd begrüßt und dann aufgegeben für immer. Trotz aller Gefahren, die ihn umdräuen, lehrt er freimütig im Tempel, jedem, der ihm naht, schlagfertig Rede stehend. Zuletzt verraten, gefangen, gegeißelt, verhöhnt und als Verbrecher verurteilt, wird er an die röm. Obrigkeit ausgeliefert und als Aufrührer ans Kreuz geschlagen. (S. Christus und Christentum.)

An wichtigen neuern Schriften über das Leben Jesu vgl. Hase, Das Leben Jesu (Lpz. 1829; 5. Aufl. 1865); Strauß, Das Leben Jesu kritisch bearbeitet (2 Bde., Tüb. 1835; 4. Aufl. 1840); Neander, Das Leben Jesu Christi (Hamb. 1837; 7. Ausg., Gotha 1873); Renan, Vie de Jésus (Par. 1863; 23. Aufl. 1893; deutsch, 5. Aufl., Lpz. 1893); Strauß, Das Leben Jesu für das deutsche Volk bearbeitet (Lpz. 1864; 5. Aufl., Bonn 1889); Schleiermacher, Sämtliche Werke (Abteil. 1, Bd. 6, Berl. 1864); Weizsäcker, Untersuchungen über die evang. Geschichte (Gotha 1864); Keim, Geschichte Jesu von Nazara (3 Bde., Zür. 1867–72); Schenkel, Das Charakterbild Jesu (4. Aufl., Wiesb. 1873); Keim, Geschichte Jesu für weitere Kreise übersichtlich erzählt (2. Aufl., Zür. 1874); Hase, Geschichte Jesu (Lpz. 1875; 2. Aufl. 1891); Wittichen, Das Leben Jesu in urkundlicher Darstellung (Jena 1876); B. Weiß, Das Leben Jesu (2 Bde., Berl. 1882; 3. Aufl. 1888); Beyschlag, Das Leben Jesu (2 Bde., Halle 1885; 3. Aufl. 1893).

Jesus-Christus-Wurzel, s. Adlerfarn.

Jesusdiener, s. Jesuaten des heiligen Hieronymus.

Jesus Maria, Silberminen bei Concepcion (s. d.) im mexik. Staate Chihuahua.

Jesus-Namensfest, das am zweiten Sonntage nach Epiphania in der röm.-kath. Kirche seit 1721 gefeierte Fest der Namengebung Jesu.

Jesus Nazarēnus Rex Judaeōrum (lat.), s. I. N. R. I.

Jesus Sirach, s. Sirach.

Jet (spr. dschett; frz. jais), die dem Englischen entnommene Bezeichnung für Gagat (s. d.), namentlich wenn dieser durch Drehen oder Schleifen fabrikmäßig zu Schmuck, Knöpfen, Rosenkränzen u. s. w. verarbeitet ist. Im franz. Depart. Aude bestand bis ins 17. Jahrh. eine besondere Zunft von Jet-Rosenkranzdrechslern (patenôtriers en jais). In Württemberg blühte früher in Valingen und Gmünd die Jetindustrie. Gegenwärtig ist Whitby in Yorkshire (England) als Gewinnungs- sowie als Verarbeitungsort des J. berühmt. Der sog. unechte J. ist schwarzgefärbtes Hartgummi; derselbe unterscheidet sich von dem echten durch sein geringeres specifisches Gewicht.

Jetar, Nebenfluß der Donau, s. Jantra.

Jetolīn, Anilinschwarz (s. d.), das man als Zeichentinte für Wäsche anwendet.

Jeton (frz., spr. schĕtóng), Erzeugnisse der Münzkunst, die weder zu den Geldmünzen noch zu den Medaillen gehören. Ursprünglich dienten sie als Hilfsmittel beim Rechnen auf in Linien abgeteilten hölzernen Brettern. Die ältesten J. kommen in Frankreich in der Mitte des 13. Jahrh. vor und verbreiteten sich von hier nach den Niederlanden und nach Deutschland, wo sie Zahl-, Rait- oder Rechenpfennige genannt wurden. Später verloren die J. ihre ursprüngliche Bestimmung, und nun bezeichnet man mit J. die zahlreichen Marken und Zeichen, die für die verschiedensten Zwecke (als Spielmarken u. s. w.) geprägt werden. Besonders ^[Spaltenwechsel] die Niederlande sind reich an derartigen Erzeugnissen, von denen namentlich die ältern durch die Mannigfaltigkeit und Eigenart ihrer Typen in kulturgeschichtlicher Beziehung Beachtung verdienen. – Vgl. J. de Fontenay, Manuel de l'amateur de jetons (Par. 1854); A. Nagl, Die Rechenpfennige und die operative Arithmetik (in der Wiener «Numismatischen Zeitschrift», 1887).

Jettatūra (Gettatura, ital., spr. dsche-), s. Böser Blick.

Jettenstuben (Riesenstuben), s. Ganggräber.

Jettī-schahr, Dschiti-Schahar («Sieben-Städte-Land»), türk. Benennung des von Jakub Beg, dem Atalik Ghasi, 1865 im südwestl. Teile des chines. Turkestan gegründeten Reichs, welches aus der chines. Provinz Thien-schan-nan-lu mit den Städten Kaschgar, Jengi-Hissar, Jarkand, Khotan, Aksu, Karaschar, Hami und Turfan bestand. Vor der größern Ausdehnung seiner Eroberungen wurde das Reich des Jakub Beg Alti-Schahr («Sechs-Städte») genannt, nach Niederwerfung des Aufstandes der Dunganen (s. d.) 1879 und nach dem Tode des Jakub Beg (s. d.) und seines Sohnes trat das Gebiet wieder unter chines. Verwaltung. (S. Ostturkestan.)

Jetur, s. Jturäa.

Jeu (frz., spr. schö), Spiel, in der Orgel soviel wie Register; J. à bouche (spr. busch), Labialstimme; J. à anches (spr. angsch), Zungenstimme; grand jeu, plein jeu (spr. grang, pläng), volles Orgelwerk; J. parti, Streitgedicht in Form eines Wettgesanges bei den Provençalen; bezog sich dasselbe auf eine Liebesfrage, so hieß es J. d'amour (spr. damuhr); J. de paumes (spr. pohm), Ballspiel (s. d.); J. de mots (spr. moh), Wortspiel; J. d'esprit (spr. desprih), geistreicher Einfall; J. de Briscon, s. Briscon; J. de quince (spr. kängs'), s. Fünfzehn; J. de treize (spr. trehs'), s. Dreizehn.

Jeudi (frz., spr. schödih), Donnerstag.

Jeunesse dorée (frz., spr. schönéß doreh), d. h. goldene Jugend, Bezeichnung für die jungen Männer der Pariser Bourgeoisie, die nach dem 9. Thermidor (27. Juli 1794) im Gegensatz zu den sog. Sansculotten (s. d.) sich einer stutzerhaften Tracht bedienten und als Rächer der Opfer der Schreckensherrschaft auftraten. Sie waren mit Stöcken versehen und banden mit den Jakobinern auf allen öffentlichen Plätzen an. Ihr Führer war das Konventsmitglied Fréron, Redacteur des «Orateur du Peuple». Nach Adolf Schmidt («Pariser Zustände während der Revolutionszeit von 1789 bis 1800», Bd. 1, Jena 1874) soll der Ausdruck J. d. jedoch erst später zur Bezeichnung jener Vorkämpfer der Konterrevolution gebräuchlich geworden sein. Jetzt bezeichnet der Ausdruck die reichen, vergnügungssüchtigen jungen Männer einer Großstadt.

Jeux floraux (frz., spr. schö floroh, d. i. Blumenspiele), die poet. Wettkämpfe, die zu Toulouse unter dem Vorsitze der Académie des jeux floraux stattfanden. Ihre Entstehung reicht ins 14. Jahrh. zurück. Eine Anzahl Bürger von Toulouse suchte der gesunkenen Poesie der Troubadours (s. d.) durch Stiftung einer poet. Gesellschaft aufzuhelfen. Sieben derselben (Sept trobadors de Tolosa) entboten 1323 in einem poet. Einladungsbrief alle Freunde der «fröhlichen Kunst oder Wissenschaft» (gay saber) auf den 1. Mai 1324 zu einem poet. Wettstreite nach Toulouse, bei welchem dem Sieger ein Preis und der Titel eines «Doktors der fröhlichen Wissenschaft» verheißen wurde. Arnaud Vidal de Castelnaudary gewann den Preis, ein