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Kanalisierung – Kanaresische Sprache
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Kanalisation'
Hausentwässerungen (Berl. 1880); Hobrecht, Beiträge zur Beurteilung des gegenwärtigen Standes
der Kanalisations- und Berieselungsfrage (ebd. 1883); Liernur, Rationelle Städteentwässerung
(3 Bde., ebd. 1883–91); Knauff, Mängel der Schwemmkanalisation gegenüber dem Shone-System
(ebd. 1884); J. König, Über die Principien und die Grenzen der Reinigung von Schmutzwässern
(ebd. 1885); Dobel, Kanalisation (Stuttg. 1886); Hobrecht, Die K. von Berlin (2. Ausg., Berl.
1887); Adams, Sewers and drains for populous districts
(Neuyork 1887); Aßmann, Die Bewässerung und Entwässerung von Grundstücken
(Münch. und Lpz. 1893).
Kanalisierung der Flüsse,
s. Flußbau.
Kanalwage, Nivellierwage,
veraltetes einfaches Nivellierinstrument, besteht aus einem etwa 1 m langen, 3 cm starken
Metallrohr, das an seinen beiden Enden rechtwinklig umgebogen ist und daselbst je einen kurzen
aufrecht stehenden Glascylinder trägt. Das Rohr wird mit gefärbtem Wasser so weit gefüllt,
daß dieses bei wagrechter Stellung der Röhre in den Glascylindern etwa bis zur halben Höhe
reicht. Das Ganze steht auf einem einfachen transportablen Fußgestell. Die beiden
Wasserflächen in den Cylindern bilden die Horizontallinie, über die mit bloßem Auge visiert
wird, doch ist dies nur auf kurze Strecken, bis etwa 50 m möglich, und auch innerhalb dieser
Grenze ist die Genauigkeit eine geringe, weshalb die K. durch andere
Nivellierinstrumente (s. d.) verdrängt worden ist.
Kanalwasser, Kanaljauche,
Schleusen- oder
Sielwasser, das in den Kanälen einer Stadt
(s. Kanalisation) fließende Wasser, ein Gemisch von Regen- und
Schmutzwasser, Abwässer von Fabrik- und andern gewerblichen Anlagen, Schlachtstätten und
möglicherweise von Überlaufwasser aus Abtrittsgruben oder, wie bei der Schwemmkanalisation,
auch aller Fäkalien einer Stadt.
Im allgemeinen ist das K. um so übler beschaffen, je langsamer die Bewegung desselben in den
Kanälen erfolgt, weil dadurch Zeit zu allerlei Zersetzungsvorgängen gegeben ist, und je
ungenügender die Spülung in den Leitungen gehandhabt wird. Außerdem richtet sich die
Zusammensetzung nach Jahres- und Tageszeit entsprechend dem Wechsel der menschlichen
Thätigkeit. In gut gespülten, richtig konstruierten Kanälen ist das K. besser als man es sich
gewöhnlich vorstellt. Nachstehende Tabelle giebt eine Übersicht über die durchschnittliche
Zusammensetzung von K. (nach König). Aus den beiden Teilen der Tabelle wird ersichtlich,
daß kein großer Unterschied in der Beschaffenheit eines K., das Fäkalien, und desjenigen,
welches keine Fäkalien enthält, besteht.
Der hohe Gehalt des K. an organischen Stoffen macht es zu einem guten Nährboden für allerlei
Bakterien. Im Münchener K. fanden sich im Kubikcentimeter 2–500000, im Berliner 38 Mill.,
im Frankfurter 3 Mill., im Pariser bis 6 Mill. Bakterien. Eben der hohe Gehalt an organischen
Stoffen, der bei direkter Einleitung von K. in Flüsse die Quelle bedeutender
Flußverunreinigung sein kann, und der Gehalt an Salzen und Phosphorsäure bewirken aber auch,
daß das K. für die Landwirtschaft von hohem Wert ist. Mit demselben giebt eine Stadt dem
Boden einen Teil der Stoffe, welche sie ihm für ↔ ihre Ernährung entzogen hat,
wieder zurück, und darum muß eine Nutzbarmachung des K. für die Landwirtschaft wo es angängig
ist und ohne Schaden für die gesundheitlichen Verhältnisse einer Stadt geschehen kann,
angestrebt werden.
1 Liter Kanalwasser enthält:_ | _ | _ | _ | _ | _ | _ |
_ | Suspendierte | Gelöste | Organische | _ | Phosphor- | Gesamt- |
Stadt | (Schlamm-) | Stoffe | Stoffe | _Chlor_ | säure | stickstoff |
_ | Stoffe | | | | | |
_ | _ | _ | _ | _ | _ | _ |
_ | _ | _ | _ | _ | _ | _ |
I. Bei Einleitung von | mg | mg | mg | mg | mg | mg |
Fäkalien in die Kanäle: | _ | _ | _ | _ | _ | _ |
_ | _ | _ | _ | _ | _ | _ |
Mittel aus 16 engl. Städten | 446 | 722 | – | 106 | – | 77 |
Paris bei Clichy | 652 | – | 733 | – | 17 | 43 |
Danzig | 582 | 683 | 161 | 70 | – | 65 |
Berlin | 535 | 850 | 292 | 167 | 18 | 87 |
Breslau | – | 1161 | 511 | 130 | 23 | 94 |
_ | _ | _ | _ | _ | _ | _ |
II. Bei Ausschluß der | _ | _ | _ | _ | _ | _ |
Fäkalien von den Kanälen: | _ | _ | _ | _ | _ | _ |
_ | _ | _ | _ | _ | _ | _ |
Mittel aus 16 engl. Städten__ | 381 | 824 | – | 115 | – | 64 |
München: a. bei Tag | 80 | 381 | 160 | – | – | – |
_________b. bei Nacht | 161 | 342 | 219 | – | – | – |
Breslau | 210 | 729 | 333 | 78 | – | 40 |
Essen | 318 | 843 | 230 | 234 | 13 | 69 |
Halle a. S. | 1015 | 3376 | 546 | 1136 | 36 | 105 |
Kanapee, gepolsterter Ruhesitz mit gepolsterten Rücken- und
Seitenlehnen für mehr als eine Person; das Wort ist vom grch.
konopeion, lat.
conopeum, abgeleitet, welches ein mit einem Mückennetz
versehenes Rubebett bedeutet.
Kanara, schmale Küstenlandschaft des brit. Vorderindiens, im S. vom
portug. Territorium Goa. Der Name K. gilt für eine Korruption des Wortes Karnataka
(s. Karnatak). Die Landschaft besteht aus einem nördl. Distrikt, der zur
südl. Division der Präsidentschaft Bombay, und einem südl. Distrikt, der zur Präsidentschaft
Madras gehört. Nordkanara hat 10129 qkm und (1881)
421840 E. Hauptstadt ist der Seehafen Karwar mit 14739 E.
Südkanara hat 10106 qkm und 959514 E. Hauptstadt ist
Mangalur (s. d.). Das Land ist reich an kostbaren Hölzern, die neben
Reis, Baumwolle, Kaffee und Gewürzen zur Ausfuhr gelangen. Bald nach der Mitte des 18. Jahrh.
fiel es in die Hände von Haidar Ali und kam nach dem Falle von Tipu Sahib an die
Englisch-Ostindische Compagnie.
Kanaresische Sprache (Kannada),
eine dravidische Spracbe (s. Dekanische Sprachen), zerfällt in zwei
Hauptdialekte: Neukanaresisch (hosagannada) und
Altkanaresisch (halegannada). Die alte Sprache hat zwei
Entwicklungsphasen: purvada halegannada und
halegannada; die erste reicht bis zum 7. Jahrh. n. Chr.,
die zweite vom 8. bis zum 14. Jahrh., wo die neue Sprache sich zu entwickeln beginnt.
Als Heros der ältern Sprache gilt der Dichter Hampa (altkanaresisch Pampa, geb. 902), welcher
durch sein Werk der Entwicklung der Sprache großen Vorschub geleistet haben muß. Unter den
zahlreichen Autoren des Mittelalters (die meisten gehörten der Dschainreligion an) ragt der
erste Grammatiker Keçiradscha (um 1160) hervor. Die moderne Litteratur ist unbedeutend.
Grammatiken: Mackerell (Madras 1820),Th. Hodson (Bangalur 1864), B. Gräter (Mangalur 1884),
Krishnamacarya (Madras 1884). Wörterbücher: Reeve, neu hg. von Sanderson (Bangalur 1858),
J. Garrett (ebd. 1872), School-Dictionary (Mangalur 1874), M. Ranga Ras (Kannada-English,
ebd. 1884). Um die Kenntnis der Sprache hat
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 88.
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.