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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kolophon (Stadt) - Koloß

dem Namen des Werkes vielfach von dem Druckort und Drucker sowie dem Druckjahre Kunde geben.

Kolophōn, eine der ion. Zwölfstädte, an der Küste von Lydien, ungefähr 11 km nordwestlich von Ephesus, war zur Zeit ihrer Blüte im Besitz einer beträchtlichen Seemacht und trefflicher Reiterei, wurde von dem Lyderkönig Gyges, dann mehrmals von den Persern erobert und sank zuletzt durch das Aufblühen von Ephesus. Ihre ansehnlichen Ruinen wurden 1887 bei dem Dorfe Deirmen-dere entdeckt. Die Hafenstadt von K. war Notion. In der Nähe lag Kauchlaros, das berühmte Heiligtum und die Orakelstätte des Apollon Klarios. Auch gewann man bei K. ein schon von den Alten geschätztes Harz, das Kolophonium (s. d.). - Vgl. Schuchhardt, K., Notion und Klaros (in den "Mitteilungen" des Archäologischen Instituts zu Athen, Bd. 11, 1886).

Kolophonīt, Mineral, s. Granat.

Kolophonium oder Geigenharz, im Handel kurzweg Harz genannt, der feste Rückstand, welcher bei der Destillation von Terpentin (s. d.) zurückbleibt, während sich das Terpentinöl verflüchtigt. Das K. ist hart und spröde, gelb bis braun gefärbt, leicht zu pulvern, wobei es sich zusammenballt, durchsichtig bis durchscheinend, fast geruch- und geschmacklos, hat ein spec. Gewicht von 1,01 bis 1,08, schmilzt beim Erhitzen nach vorhergehendem Erweichen und löst sich in Weingeist, Schwefelkohlenstoff, Äther, fetten und flüchtigen Ölen. Geigenharz heißt das K. nach seiner Anwendung zum Bestreichen des Bogens der Geigeninstrumente. Außerdem wird es angewendet zum Firnisbereiten, beim Löten, zum Verpichen der Flaschen, bei der Fabrikation der Harzseife, zu Blitzpulver u. s. w. K. wird hauptsächlich aus den Vereinigten Staaten eingeführt. Hamburgs Einfuhr betrug 1892: 224780 Doppelcentner im Werte von 1,8 Mill. M. - Über das Bernsteinkolophonium s. d.

Koloquinten, Koloquintenäpfel (Fructus Colocynthidis), die Früchte der im Orient einheimischen Koloquintengurke, Citrullus oder Cucumis colocynthis L. (s. Tafel: Campanulinen, Fig. 5), sind faustgroß, kugelrund, außen glatt und gelb und besitzen ein schwammiges, weißes, widriges und äußerst bitteres Fleisch. Sie kommen im Handel geschält und getrocknet meist von Haleb und Alexandria und enthalten einen eigentümlichen bittern, in Wasser und Alkohol löslichen Stoff, das Koloquintenbitter oder Colocynthin, dem sie ihre drastisch-purgierende Wirkung verdanken. Die K. sind offizinell und schon seit alten Zeiten gebräuchlich, werden aber jetzt als ein leicht gefährliche Zufälle erregendes Mittel wenig mehr angewendet. Schon sehr kleine Gaben nämlich erregen reichlichen wässerigen Stuhlgang, größere können Brechdurchfälle, Kolikschmerzen und eine entzündliche Reizung der Magen- und Darmschleimhaut, selbst gewisse Vergiftungserscheinungen (Schwindel, Ohnmacht, Angst, Irrereden) veranlassen. Man wendet die K. meist in Pillenform, seltener als Pulver oder Aufguß bei hartnäckiger Verstopfung oder als Ableitungsmittel bei Gehirnleiden, Wassersucht u. s. w. an. Offizinell ist außer den K. selbst jetzt nur noch das Extrakt (Extractum Colocynthidis) sowie die Tinktur (Tinctura Colocynthidis). Auch werden die K. wegen ihrer außerordentlichen Bitterkeit zur Vertreibung von Ungeziefer gebraucht. Die ölhaltigen Samen sind nicht bitter und werden in Afrika als Nahrungsmittel benutzt.

Koloratūr (vom lat. color, Farbe, Färbung), im Gesange die Tonfärbung durch lebhafte und mannigfaltige Bewegung der Stimme. Die K. war das älteste Mittel, den einfachen Tönen Leben und Ausdruck zu verleihen, wie es auch ein Haupterfordernis des schönen Gesangs bleibt und zur Ausbildung der Stimme unerläßlich ist. Die K. hat ihr Reich im Sologesang hauptsächlich in der großen Arie. Kleinere Verzierungen, wie Triller, Vor- und Doppelschläge und sonstige Melismen, pflegt man zum Unterschied von der eigentlichen K. als Fiorituren zu bezeichnen. Zur K. eignen sich leicht bewegliche und elastische Stimmen besser als schwere, daher ist der Sopran am besten dazu geeignet. Diejenigen Sopranistinnen, welche durch Stimme und Ausbildung besonders für einen solchen Gesang geeignet sind, werden Koloratursängerinnen genannt. Die Ausbildung und wirkliche Bedeutung der K. ist in der neuern Musik sehr zurückgetreten. Die Koloraturphrasen, die in einem Gesange vorkommen, müssen immer je auf einer Silbe vorgetragen werden, wobei die Vokale a und o die vorteilhaftesten sind.

Kolorieren (lat.), färben, mit Farben bemalen; Kolorist, jemand, der Zeichnungen, Lithographien u. s. w. farbig ausmalt, dann auch ein Maler, der sich durch glänzende Farbengebung (s. d.) auszeichnet.

Kolorimēter (lat.-grch.), Apparate zur Bestimmung der Menge eines Körpers aus der Intensität einer von diesem Körper gefärbten Lösung. Man vergleicht die Farbe der zu untersuchenden Lösung mit einer Lösung von bekanntem Gehalt (Normallösung). Dies geschieht durch K. (von Collardeau und Reineck), bei denen die Dicke der Schicht der Probeflüssigkeit so lange verändert wird, bis ihre Farbe mit der Normallösung übereinstimmt, oder durch K. (von Houton-Labillardière und Salleron), bei denen die Probeflüssigkeit so lange verdünnt werden muß, bis eine gleich dicke Schicht von ihr und der Normallösung gleichgefärbt erscheinen. Auf demselben Princip beruhen die sog. Dekolorimeter, die namentlich zur Bestimmung des Entfärbungsvermögens der Knochenkohle dienen. Auch mittels des Spektralapparates kann kolorimetrisch untersucht werden. - Vgl. G. und H. Krüß, Kolorimetrie (Hamb. 1891).

Kolorimĕtrie, die Methode der Untersuchung mit dem Kolorimeter (s. d.).

Kolorīn, der weingeistige zur Trockne verdampfte Auszug des Garancins (s. d.).

Kolorist, s. Kolorieren und Farbengebung.

Kolorīt, s. Farbengebung.

Koloschen, Koljuschen, alëutischer Name der Thlinkiten (s. d.).

Kolóß (grch.), eine Bildsäule von übernatürlicher Größe. Besonders die ägypt. Kunst, zu deren Charakterzügen die Kolossalität gehört, hat zahllose K., oft aus dem härtesten Gestein, bis zur Größe von mehr als 20 m hervorgebracht. Zu den berühmtesten unter den erhaltenen ägypt. Kolossalstatuen gehören, außer dem Sphinxkoloß bei Giseh (s. Tafel: Ägyptische Kunst I, Fig. 1), die beiden sitzenden Figuren des Amenophis III. (s. d.), die, noch 16 m hoch, im westl. Teile des alten Theben (bei Medinet-Habu) emporragen und von denen die eine später den Griechen als Statue des Memnon (s. d.) galt. Unter den griechischen K. sind die berühmtesten die drei Werke des Phidias: das Bronzestandbild der Athena Pro-^[folgende Seite]

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