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Krefelder Eisenbahn – Kreide
Mädchenschule, kaufmännische Fortbildungs-, Landwirtschaftsschule sowie mehrere Kranken- und Wohlthätigkeitsanstalten, die durch das de Greiffsche Vermächtnis reich bedacht sind, 2 Wasserwerke, Schlacht- und Kühlhaus. K. ist Sitz der deutschen Seiden- und Sammetindustrie, sowie der Seidenfärberei. Dieselbe wurde von den im 17. und 18. Jahrh. infolge der Religionsverfolgungen aus den Herzogtümern Jülich und Berg, ausgewanderten Reformierten und Mennoniten gegründet und hat das schnelle Aufblühen der Stadt zur Folge gehabt. Die im Folgenden angegebenen Ziffern für 73 Seidenstofffabriken, 52 Seidenfärbereien, 34 Sammetfabriken und 15 Etablissements, die sowohl Seidenstoff als Sammet herstellen, beziehen sich auf die J. 1891 und 1892. Es bestanden für Seidenstoffe und ‑Band 11650 und 10173 Hand-, 2681 und 2571 mechan. Stühle, für Sammetgewebe und ‑Band 3953 und 3593 Hand-, 2508 und 2157 mechan. Stühle. Die verkauften eigenen Fabrikate in Sammet und Seide hatten einen Wert von 76,629 und 70,981 Mill. M. Der Verbrauch an Rohmaterial (Rohseide, Chappe, Baumwolle) betrug 966674 und 995477 kg für Stoffe und 912313 und 846126 kg für Sammet, darunter drei Fünftel Baumwolle; die ausgezahlten Löhne (Weblöhne, Windlöhne, Scherlöhne, Farblöhne, Appreturlöhne) 14,118 und 13,088 Mill. M. in der Seiden- und 7,365 und 6,271 Mill. M. in der Sammetfabrikation. In der Seidenstofffabrikation entfällt der überwiegende Teil der Weblöhne und zwar vier Fünftel auf die Handweberei, während in der Sammetfabrikation die Summe der mechan. Löhne die der Handlöhne etwas übersteigt. Ein beträchtlicher Teil der Stühle befindet sich in der Umgebung der Stadt und arbeitet im Sommer meist in beschränktem Umfange. Die Sammethandweberei geht mehr und mehr zurück und wird bald gänzlich in dem mechan. Betrieb aufgehen; man zählte 1887: 14438, 1890: 6929, 1891: 3351 und 1892: 2850 Handwebstühle; auch in der Seidenweberei ist ein Rückgang der Handwebstühle bemerkbar. In der Sammet- und Seidenfärberei waren durchschnittlich jährlich 1871 und 1983 Arbeiter beschäftigt, welche l,619 und 1,632 Mill. M. Löhne erhielten und an Rohmaterial (Seide, Chappe, Baumwolle) 2140820 und 2168687 kg, in der Stückfärberei 2865 und 8950 kg ganz-, 173270 und 353150 kg halbseidene und (1892) 35000 kg baumwollene Gewebe färbten. Der Gesamtumsatz in Sammetwaren betrug 28,021 und 26,328, in seidenen und halbseidenen Stoffen 48,608 und 44,654 Mill. M. In der öffentlichen Seidentrocknungsanstalt wurden 1892: 652438, 1893: 578496 kg Rohseide konditioniert. Ferner bestehen eine Eisenbahnhauptwerkstätte, Eisengießereien, Kesselschmieden, Maschinen-, Parkett-, Seifen-, Spirituosen-, Celluloid- und chem. Fabriken, Zuckerraffinerien, Brennereien, Tischlereien und Gerbereien sowie Handel mit Sammet- und Seidenwaren, Baumwolle, Farb- und Kolonialwaren, Chemikalien, Strumpfwaren und Steinkohlen. K. ist Sitz der Seidenberufsgenossenschaft und ihrer 1. Sektion. Industrie und Handel werden gefördert durch eine Handelskammer und eine Reichsbankstelle (Umsatz 1892: 980,128 Mill. M.). (Hierzu ein Stadtplan mit Straßenverzeichnis.)
K. wird urkundlich zuerst 1166 erwähnt und erhielt als Allodialbesitz der Grafen von Mors 1361 durch Kaiser Karl Ⅳ. Markt- und 1373 Stadtrechte. Nach dem Aussterben der Grafen (1600) fiel der Ort mit der Grafschaft Mörs an den Prinzen Moritz von Nassau-Oranien, der ihn auf seine Nachfolger vererbte, bis er nach dem Tode Wilhelms Ⅲ. (1702), Königs von England, an die Krone Preußen gelangte. Mit Ausnahme der Jahre der franz. Herrschaft (1794‒1814) ist es seitdem bei Preußen verblieben. Am 23. Juni 1758 erfocht Herzog Ferdinand von Braunschweig bei K. über die Franzosen unter Graf Clermont einen Sieg, zu dessen Andenken 1858 auf dem Schlachtfelde ein Denkmal errichtet wurde. – Vgl. Keussen, Die Stadt und Herrlichkeit K. (Krefeld 1859).
Krefelder Eisenbahn, s. Deutsche Eisenbahnen (Bd. 4, S. 1000, C, Ⅲ, Nr. 34).
Krefeld-Ürdinger Lokalbahn, schmalspurige Straßenbahn (19,5 km) von Krefeld nach Ürdingen, Hüls und Fischeln.
Kreglingen (Creglingen), Stadt im Oberamt Mergentheim des württemb. Jagstkreises, an der Tauber, hat (1890) 1213 E., Post, Telegraph und Weinbau. In der Nähe die 1384‒89 erbaute Herrgottskirche mit schönem Hochaltar.
Krehl, Christoph Ludolf Ehrenfried, Orientalist, geb. 29. Juni 1825 zu Meißen, studierte in Leipzig, Tübingen und Paris orientalische, hauptsächlich semit. Sprachen, lebte dann ein Jahr in Petersburg und wurde Juli 1852 als Sekretär an der königl. öffentlichen Bibliothek in Dresden angestellt. Ostern 1861 wurde K. als außerord. Professor der orient. Sprachen und Bibliothekar der Universität nach Leipzig berufen und 1869 zum ord. Professor und Oberbibliothekar daselbst ernannt. Von letzterm Posten trat er 1892 zurück. Von seinen Arbeiten sind zu erwähnen: «De numis muhammedanis in numophylacio Regio Dresdensi asservatis commentatio» (Lpz. 1856), die Ausgabe eines Teils der Geschichte der span. Araber von Al-Makkari («Analectes sur l’histoire et la littérature des Arabes d’Espangne, par al-Makkârî», mit Dozy, Dugat und Wright, 2 Bde. in 5 Tln., Leid. 1855 fg.), des arab. Textes der Traditionssammlung von Al-Buchâri («Recueil des traditions mohamétanes par el-Bokhâri. Texte arabe», 3 Bde., ebd. 1862‒68), die in türk. Text und deutscher Übersetzung mit erklärenden Anmerkungen veröffentlichte Schrift des Omar ibn Suleimân: «Erfreuung der Geister» (Lpz. 1848). Auf arab. und mohammed. Religionsgeschichte beziehen sich die Schriften: «Über die Religion der vorislamit. Araber» (Lpz. 1863), «Über die koranische Lehre von der Prädestination» (ebd. 1871), «Beiträge zur Charakteristik der Lehre vom Glauben im Islâm» (ebd. 1877), «Das Leben und die Lehre des Muhammed» (Tl. 1, ebd. 1884).
Kreibitz, Stadt im Gerichtsbezirk Warnsdorf der österr. Bezirkshauptmannschaft Rumburg in Böhmen, in 346 m Höhe, hat (1890) 1728 E., Post, Telegraph; Glashütten, Leinen- und Baumwollwarenfabriken, Baumwoll- und Leinenzwirnereien. K. gilt als der Ausgangspunkt der böhm. Glasindustrie. In der Nähe liegen Kreibitz-Neudörfel, an den Linien Bakov-Rumburg und Bodenbach-Warnsdorf der Böhm. Nordbahn mit 441, als Gemeinde 2461 E., Post, Telegraph, Glashütte und ‑Raffinerie; Niederkreibitz mit 1701 E. und Oberkreibitz mit 1091 E., Glashütte (1504 gegründet), Baumwoll-, Leinen- und Siebfabriken.
Kreide, ein erdiger und milder, abfärbender, im reinsten Zustande ganz weißer Kalkstein, der in seinen kleinsten Teilchen, wie zuerst Ehrenberg