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Kyrenaiker – Kythera
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Kyrenaika'
seitdem in Abhängigkeit von Ägypten; seit 117 v. Chr. bildete es ein Königreich eines jüngern Zweigs der Ptolemäischen Familie, bis es Apion, ein natürlicher
Sohn des Ptolemäus VII. Physkon, 96 v.Chr. den Römern vermachte, die es anfangs für frei erklärten, im J. 74 aber zur Provinz machten und 67 mit Kreta zu
einer einzigen Statthalterschaft vereinigten. Später wurde K. von den Barbaren des innern Afrika heimgesucht; im 7. Jahrh. vollendeten die Araber die
Zerstörung. Das im Altertum weidereiche Land wurde viel zur Viehzucht, besonders Pferdezucht benutzt. – Vgl. Gottschick, Geschichte der Gründung und
Blüte des hellen. Staates in K. (Lpz. 1858); Haimann, Cirenaica (2. Aufl., Mail. 1886).
Kyrenaĭker, die Anhänger der von Aristippus (s. d.) in Kyrene gestifteten philos. Sekte, welche,
nachdem sie ungefähr 100 Jahre inner- und außerhalb Griechenlands geblüht hatte, durch Epikur verdrängt wurde. Die K. heißen auch
Hedoniker, weil sie die Lust (grch. hedonē) als höchstes Gut ansahen. Von den
Nachfolgern des Aristippus sind, außer seiner Tochter Arete und seinem Enkel Aristippus Metrodidactus, Anniceris, Theodorus, Hegesias und Euhemerus die
berühmtesten.
Kyrēne, die Hauptstadt der Landschaft Kyrenaika (s. d.), benannt nach der thessalischen
Heroine Kyrene (s. d.). Die reich fließende Quelle Kyra (jetzt
Ain-Schahat, d. h. ewige Quelle, genannt) bildete den Mittelpunkt der Stadt. Die Stadt lag auf der Hochebene, 80
Stadien (15 km) von der Küste, auf und zwischen zwei vom Plateau aus zu beträchtlicher Höhe ansteigenden Kuppen, deren östlichere wahrscheinlich die
Akropolis trug; am nordöstl. Abhange der westlichern entspringt die schon erwähnte Quelle, neben welcher ein Tempel des Apollon stand; westlich davon
war das Theater in den felsigen Abhang hineingearbeitet; nördlich außerhalb der Stadt befand sich das gegen Norden geöffnete Stadium. Die Stadt besaß, wie
die noch erhaltenen Ruinen bezeugen, zahlreiche und prächtige Tempel und andere öffentliche Bauwerke und war von ausgedehnten Felsengräbern umgeben.
Kyrenäische Thongefäße (die erhaltenen gesammelt und abgebildet in der «Archäol. Zeitung», 1880 und 1881) waren im 6. Jahrh. v.Chr. berühmt und wurden
nach Italien exportiert. Um diese Zeit bestanden lebhafte Beziehungen zu Ägypten, die sich in der Übernahme des Ammonkultus und der Verehrung der Isis
aussprachen und auf die auch architektonische Einzelformen an den Gräbern hinweisen, sowie zum griech. Festlande. So ist eins der Schatzhäuser in
Olympia (s. d.), von dem die Fundamente und Reste der Giebelskulpturen bei den Ausgrabungen wiedergefunden sind, eine Stiftung der
Kyrenäer, und im 5. Jahrh. feierte Pindar die Stadt in seinen Siegesliedern. Wie eifrig hellenische Bildung in K. gepflegt wurde, ist daraus zu schließen, daß es
die Heimat der Philosophen Aristippus und Karneades, des Dichters Kallimachus und des Polyhistor Eratosthenes war; auch standen die kyrenäischen Arzte in
besonderm Ansehen. – Vgl. Barth, Wanderungen durch die Küstenländer des Mittelmeers, Bd. 1 (Berl. 1849); Smith und Porcher,
History of the recent discoveries at Cyrene made during an expedition to the Cyrenaica in 1860–61 (Lond. 1864);
Studniczka, K., eine altgriech. Göttin (Lpz. 1890).
Kyrēne, thessalische Heroine, Tochter des Lapithen Hyprus, Geliebte des Apollon und von
↔ diesem nach der von ihr benannten libyschen Stadt Kyrene (s. d.) entführt, ursprünglich eine thessalische Lokalform
der Artemis.
Kyrĭe eleïson (grch. eléēson, neugrch. eléison gesprochen, «Herr
erbarme dich»), biblische Worte, die in der christl. Kirche seit den ältesten Zeiten als Gebet gebräuchlich sind, in der musikalischen Messe der kath. Kirche mit
den Worten Christe eleïson abwechselnd den ersten Satz bilden, sonst vom Priester vor dem Gloria gesprochen, und
auch in der evang. Kirche hie und da gesungen werden. In der letztern ist meistens die deutsche Übertragung
(das deutsche Kyrie) an die Stelle der griech. Worte getreten. Das Kyrie ist vielfach erweitert und sehr oft in Musik
gesetzt worden. Bis ins 12. Jahrh. war das in der abgekürzten Form Kyrieleis oftmals nacheinander gesungene Kyrie der
einzige Anteil, den die Gemeinde am Kirchengesange hatte. (S. Leise.)
Kyritz, Stadt im Kreis Ostpriegnitz des preuß. Reg.-Bez. Potsdam, an der Jägelitz und der Nebenlinie Neustadt a. D.-Güstrow der
Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes des Kreises Ostpriegnitz und eines Amtsgerichts (Landgericht Neuruppin), hat (1880) 5086 E., darunter 40
Katholiken und 57 Israeliten, Post zweiter Klasse, Telegraph, ein Schullehrerseminar, eine Präparandenanstalt; Mühlen- und Sägewerke, Stärke-, Sirup-,
Couleur- und Traubenzuckerfabrik. Bei K. schlug Torstenson 17. Dez. 1635 die Sachsen.
Kyrnos, altgriech. Name von Corsica (s. d.).
Kyros, König von Persien, s. Cyrus.
Kys-Kulesi, Turm auf einer Insel im Bosporus, s. Kiz-Kalessi.
Kystōm, Geschwulst, s. Cyste.
Kysylzen, ein kleiner tatar. Volksstamm, der an der Quelle des Tschulym wohnt und sprachlich zu den Abakan-Tataren gehört.
Kythêra, ital. Cerigo, jetzt wieder offiziell mit dem alten Namen (neugrch.
kýthira ausgesprochen) belegt, die südlichste der Ionischen Inseln, von deren Hauptreihe aber ganz abgesondert, vor der südöstl. Landspitze Lakoniens, dem
stürmischen Kap Malea, und am Eingange zum Ägäischen Meer gelegen. Die nördlichste Spitze, Kap Spathi (bei den Alten Platanistus), wird durch die 8 km
breite Cervi-Meerenge von der lakonischen Küsteninsel (im Altertum Halbinsel) Elaphonisi (alt Onugnathos, «Eselskinnbacken») getrennt. K., jetzt eine
Eparchie des griech. Nomos Argolis und Korinthia, hat 285, nach anderer Messung 277 qkm, ziemlich gerundete Küsten, welche eine bergige, höhlenreiche
Oberfläche mit felsigem Steilrand umschließt. Getreide, Wein, Oliven, Südfrüchte, Schafe und Ziegen bilden die Hauptprodukte. Der durch die Lage zu zwei
Meeren besonders begünstigte Handel wird hauptsächlich mit den Erzeugnissen der Viehzucht betrieben. Die Bevölkerung betrug (1889) 10524 griech. E. Die
Hauptstadt K. an der Südküste, Bischofssitz, hat (1889) 805 E., mehrere Klöster und Kirchen; Hafenort ist das
benachbarte Kapsalion mit 162 E. Die antike Hauptstadt K. mit ihrem Hafenplatz Skandeia lag ungefähr in der Mitte der
Ostküste der Insel. Südöstlich von K. liegt die kleine Insel Antikythera oder
Cerigotto, im Altertum
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 862.
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