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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Leuchtfarbe – Leuchtturm

Stangen befestigt und im entscheidenden Augenblick entzündet. Sie bestehen aus Hülsen von Zink und sind mit lebhaft brennendem und hellleuchtendem Feuerwerkssatz, der aus Salpeterschwefel, Mehlpulver und Schwefelantimon besteht, gefüllt; die Brennzeit einer Leuchtfackel währt 10‒12 Minuten, die Hülse schmilzt während des Abbrennens. Die L. entwickeln beim Brennen starken Rauch, der die Leuchtwirkung oft beeinträchtigt.

Leuchtfarbe, ein Gemisch einer gepulverten, phosphorescierenden Substanz (s. Phosphorescenz) mit einem geeigneten Bindemittel. Von den zur Zeit bekannten vier phosphorescierenden Schwefelverbindungen: Schwefelbaryum, Schwefelcalcium, Schwefelstrontium und Schwefelzink (durch Destillation unter Luftabschluß erhalten), ist zu L. nur Schwefelcalcium geeignet, da die andern drei nur sehr kurze Leuchtdauer besitzen. Im reinen Zustande ist es gelblich leuchtend, durch Ausglühen und Zusatz geringer Mengen eines Wismutsalzes leuchtet es mit violettem Licht und zwar bis zu 40 Stunden. Zur Herstellung der L. (Balmainsche L.) löst man 500 g reine weiße Gelatine in 2 l heißem Wasser und setzt 50 g Glycerin und 1,5 kg des leuchtenden Pulvers hinzu. In dieser Mischung läßt sich die L. auf Papier übertragen. Sollen die leuchtenden Gegenstände im Freien aufgestellt werden, so wird Dammarlack (1½ Teile auf 1 Teil Pulver) als Bindemittel benutzt und außerdem ein Überzug von Dammarlack gegeben.

Leuchtfeuer, im Seewesen gemeinsame Bezeichnung für Leuchtturm (s. d.) und Feuerschiffe (s. d.).

Leuchtgas, s. Gasbeleuchtung.

Leuchtgasvergiftung, s. Kohlenoxydgasvergiftung.

Leuchtgeschosse, Geschosse, die aus Geschützen oder mittels Raketen fortgetrieben werden, um durch Erhellung des Vorgeländes vor einer Festung nächtliche Angriffsmaßregeln des Feindes entdecken und denselben mit Erfolg beschießen zu können. Die ältesten, jetzt allgemein abgeschafften L. waren die Leuchtkugeln oder Brandkugeln; sie enthielten eine große Menge eines mit sehr weißer Flamme brennenden sog. Leuchtsatzes in einem Zwillichbeutel, der durch ein eisernes Gerippe einen größeren Halt bekam (s. Geschoß, Bd. 7, S. 904 a, Brandgeschosse, Karkasse). Die aus glatten Mörsern und Haubitzen auf nur kurze Entfernungen geschleuderten Leuchtkugeln sollten in der Nähe des Ziels auf den Boden fallen und von hier aus ihr Licht ausstrahlen, was sie von dem Erdboden abhängig machte. Eine Beleuchtung von oben her ist besser, es ist jedoch schwer, eine längere Dauer der Lichterscheinung hervorzurufen. L. aus Geschützen, wenn sie derartig wirken sollen, verlangen eine sehr verwickelte und nur unsicher wirkende Einrichtung. Bei gezogenen Geschützen erwiesen sich L. als praktisch unausführbar, man wendet deshalb jetzt Leuchtraketen (s. Raketen) oder elektrische Scheinwerfer (s. d.) an.

Leuchthaube, s. Raketen.

Leuchtkäfer, s. Glühwurm.

Leuchtkraft oder Lichtstärke einer Lichtquelle, s. Beleuchtung (Bd. 2, S. 662 b).

Leuchtkugeln, im allgemeinen die kleinen, in Leuchtraketen und Bombenröhren enthaltenen Leuchtkörper, die, in größerer Menge fortgeschleudert, eine vorübergehende Erleuchtung bewirken. Über die L. als Leuchtgeschosse s. d.

Leuchtquallen (Pelagia), s. Akalephen.

Leuchtraketen, s. Raketen.

Leuchtsätze, meist Gemenge von Grauem Satze (s. d.) und (zur Erzielung größerer Leuchtkraft) etwas Schwefelantimon. Sollen die L. farbige Flammen geben, so sind noch die entsprechenden Metallsalze hinzuzufügen (s. Bengalisches Feuer).

Leuchtschiffe, soviel wie Feuerschiffe (s. d.).

Leuchtspiritus, eine Lösung von 1 Raumteil Terpentinöl in 4 Raumteilen Spiritus, die Lüdersdorf in seiner 1834 konstruierten, jetzt in Vergessenheit geratenen Dampflampe verwandte.

Leuchtstoffe, die zur künstlichen Beleuchtung dienenden Materialien. Sie sind fest, flüssig oder gasförmig. Ihre Leuchtwirkung beruht 1) in einer durch Verbrennung der L. gebildeten leuchtenden Flamme (s. d.), oder 2) in dem Glühen eines festen Körpers in einer nicht leuchtenden Flamme, 3) in einem durch den elektrischen Strom bewirkten Glühen eines festen Körpers. Die erste Art der Lichterzeugung gilt für die aus Talg, Stearin, Wachs u. s. w. geformten Kerzen (s. d.), für die in Lampen (s. d.) verbrannten vegetabilischen und mineralischen Öle und für alle Arten Gasflammen (s. Gasbeleuchtung) außer dem Gasglühlicht (s. d.). Letzteres und Drummonds Kalklicht (s. d.) repräsentieren den zweiten Fall, während die dritte Art das elektrische Bogenlicht (s. d.) und Glühlicht (s. d.) darstellen. Über Lichtstärken, Kosten, hygieinische Verhältnisse u. s. w. s. Beleuchtung.

Leuchttierchen, s. Geißeltierchen.

Leuchtturm, Feuerturm, ein hoher, an gefährlichen Küstenpunkten errichteter turmartiger Bau, in dessen oberm Teil in der Nacht ein Feuer unterhalten wird, um die Schiffe vor gefährlichen Punkten im Fahrwasser zu warnen. Der berühmteste unter allen L. des Altertums war der zu Alexandria, der nach der kleinen Insel, wo er stand, Pharos hieß, ein Name, der später mit L. überhaupt gleichbedeutend wurde. Der Pharos von Alexandria gehörte zu den sog. sieben Wunderwerken und wurde von Sostrates aus Knidos erbaut. Seine Vollendung fällt in das J. 283 v. Chr.; seine Höhe wird auf 170 m angenommen. Seine Herstellung kostete nach Plinius 800 Talente = 4 Mill. M. Er blieb bis etwa 1317 stehen, und man weiß nicht, wie er zerstört wurde. Zu den berühmten L. neuerer Zeit gehört der vor etwa 400 Jahren erbaute zu Cordouan (s. d.). Seit über 300 Jahren befinden sich L. auf Wangeroog und am Nordkap Jütlands, Skagen. Merkwürdiger durch die Schwierigkeiten, die sich seiner Gründung entgegenstellten, ist der Turm auf Eddystone (s. d.), dem sich der L. auf dem Felsen Inch-Cape oder Bell-Rock (s. d.) anreiht. Der älteste der heutigen L. ist der Pharos von Coruña, von Kaiser Trajan erbaut, 1634 renoviert und neuerdings mit einem Blinkfeuer versehen. Wohl der kühnste und schwierigste Leuchtturmbau ist der des sog. Rotersandleuchtturms in der Weser, erbaut von der Gesellschaft Harkort in Duisburg. Während man bei Tage die L. durch ihre Gestalt und ihren Anstrich sowie die umgebende Küstengestaltung stets leicht unterscheiden konnte, mußte man auch Mittel finden, ihre Leuchten bei Nacht verschiedenartig herzustellen, um jede gefahrbringende Verwechselung unmöglich zu machen. Farbiges Glas konnte nur in einzelnen Fällen verwendet werden, da auf große Entfernungen die Färbung undeutlich wird (namentlich durch die Feuchtigkeit der Atmosphäre); deshalb machte man die Lichterscheinung verschiedenartig und unter- ^folgende Seite]