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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Muta-Nzige - Mutter (künstliche)
her, bis es ihm endlich (etwa l)40) glückte, in dem
Hamdänidenfürsten Saif al-daula einen Gönner zu
finden, dessen Ruhm ein großer Teil der Dichtun-
gen des M. gewidmet ist. Nach neun Jahren wen-
dete er sich nach Ägypten, um 961 nach Bagdad,
dann nach Schiras, in dessen Nähe er durch die
Hand arab. Räuber 965 fiel. Die Gedichte des M.
werden in der arab. Kritik verschieden beurteilt. Eine
vollständige Sammlung derselben (mit dem arab.
Kommentar des Wähidi) gab zuerst F. Dieterici
(Berl. 1850-61) heraus; mit dem Kommentar des
Akbari ist der Diwan des M. (Kairo 1287 der
Hidschra, in 2 Bdn.) gedruckt worden. Eine deutsche
Übersetzung lieferte Hammer-Purgstall, "Motenebbi"
(Wien 1823). - Vgl. von Bohlen, ^ommentatio
ä6 Notsuaddio (Bonn 1824); Dieterici, M. und
Seisuddaula (Lpz. 1847).
Muta-Nzige, See in Centralasrika, s. Njansa.
Mutation (lat.), Veränderung, Wechsel, beson-
ders Stimmwechsel bei Eintritt der Pubertät. -
In der mittelalterlichen Musik System der Benen-
nung der Töne, s. Solmisation.
Mutationsgebühren, die Abgaben, welche
der Staat oder Gemeinden bei Veräußerung von
Grundeigentum erheben. (S. Enregistrement.)
Alutä-tis nzutanÄis (lat.), mit Veränderung
des zu Verändernden, mit oder nach den erforder-
lichen Abänderungen.
Mu'taziltten (arab., "die sich Zurückziehenden"),
Benennung einer dogmatischen Partei des Islams,
welche im Gegensatz zum Buchstabenglauben der
traditionellen Orthodoxie hinsichtlich des Offen-
barungsglaubens, der Attribute der Gottheit und
der Prädestinationslehre sich zu rationellem For-
mulierungen des Dogmas bekennt. - Vgl. Heinr.
Steiner, Die M. oder die Freidenker im Islam
(Lpz. 1865); Kremer, Geschichte der herrschenden
Ideen des Islam (ebd. 1868).
Muten, Mutung, im Bergrecht das Ansuchen
um Verleihung des Bergwerkseigentums (s. d., Bd. 2,
S. 785 g.) in einem gewissen Felde bei der Berg-
behörde. Der Ausdruck ist erst seit dem 16. Jahrh,
in diesem Sinne allgemein üblich geworden. An
sich bedeutet er nichts weiter, als verlangen, be-
gehren. - Im Lehnrecht heißt M. die Lehns-
erneuerung nachsuchen. Es muh dies sowohl beim
Tode des Lehnsherrn als des Vasallen geschehen;
ebenso, wenn im Fall der Veräußerung, soweit solche
gestattet ist, oder, wo das Obereigentum oder das
Nntereigentum mit einem Amt oder einer Würde
verbunden ist, zufolge eines Personenwechsels im
Amt oder der Würde ein neuer Lehnsherr oder ein
neuer Vasall eintritt. Versäumnis der Mutung bin-
nen Jahr und Tag ist ein Lehnsfehler, der den Ver-
lust des Lehns zur Folge hat.
Mutessärrif, türk. Titel, s. Ejälet.
Muth, österr. Getreidemaß, s. Metze.
Muther, Theodor, Romanist, geb. 15. Aug.
1826 zu Rottenbach in Sachsen-Coburg, studierte
in Jena und Erlangen die Rechte, habilitierte sich
1853 in Halle, wurde 1856 auherord. Professor in
Königsberg, 1859 daselbst ord. Professor, 1863 in
Rostock, 1872 in Jena, wo er 26. Nov. 1878 starb.
Seine hauptsächlichsteil Schriften sind: "vs ori^we
1)i'006L3U8 provooatoi-ii 6x 16A6 diMmai-i" (Er-
langen 1853), "Die Gewissensvertretung im gemei-
nen deutschen Recht" (ebd. 1860), "Aus dem Nni-
versitäts- und Gelehrtenleben im Zeitalter der Re-
formation" (ebd. 1866), "Zur Geschichte des röm.-
kanonischen Prozesses" (Rost. 1872), "^oannis
Urdacli proo688N8 ^uäicii" (Halle 1873), "Zur
Geschichte der Rechtswissenschaft und der Univer-
sitäten in Deutschland" (Jena 1876). Mit Bekker
und Stobbe gab er das "Jahrbuch des gemeinen
deutschen Rechts" (6 Bde., Lpz. 1857-62) heraus.
Seine Schrist über Joh. Urbach veröffentlichte
Landsberg (Bresl. 1882).
Mutiamvos Reich, s. Muata Iamvos Reich.
Mutianus, Konrad M. Rufus, eigentlich Mut,
Humanist und Philosoph, geb. 15. Okt. 1471 in
Homberg (bei Fritzlar), wurde bei Hegius in De-
venter erzogen, studierte in Erfurt, übernahn: 1503
ein Kanonikat an der Marienkirche zu Gotha, das
ihm zu Studien freieste Zeit ließ, aber ihn freilich
vor Armut nicht schützte; namentlich litt er unter
den Vauernunruhen von 1525. Er starb 30. März
1526. - Obgleich M. nie eine Zeile sür den Druck
geschrieben hatte, stellten ihn die Humanisten mit
Recht Erasmus und Reuchlin an die Seite. M. war
das Haupt eines Bundes, der seine Mitglieder
namentlich im nahen Erfurt hatte: so Zessus, Cro-
tus, Euricius Cordus, Iustus Ionas u. a. In
Reuchlins Streite mit den Kölnern nahm er und
sein Kreis lebhafteste Partei für jenen: die "I^i-
8t0lao odscui-oruin viroruin" (s. d.) gingen aus dem
Bunde hervor. Dagegen billigte M., der die deata
trHNHui11it3.8 (selige Ruhe) über alles schätzte,
Luthers Auftreten nicht und entfremdete sich da-
durch manche seiner Jünger. - Vgl. Der Brief-
wechsel des M. Rufus, hg. von Krause (Cass. 1885);
Der Briefwechsel des K. M., gesammelt und be-
arbeitet von Gillert (in den "Geschichtsquellen der
Provinz Sachsen", Bd. 18, Halle 1890).
Mutieren (lat.), verändern, wechseln (beson-
ders die Stimme); davon Mutation (s. d.).
Mutilatiou (lat.), Verstümmelung.
NIntiiia., s. Bienenameise.
Mutina, alter Name der Stadt Modena (s. d.).
Mutinensischer Krieg heißt die Belagerung
der Stadt Mutina durch Marcus Antonius und
die Entsetzung des belagerten Decimus Brutus
durch Octavianus und die Konsuln Hirtius und
Pansa (43 v. Chr.).
Nlntita." (neulat.), die Stummheit, s. Stumm.
Mutkurow (spr. -roff), bulgar. General, geb.
1851 in Tirnova, wurde in Moskau erzogen, trat in
russ. Dienste und nahm 1877 und 1878 am Türken-
kricge teil. M. war ein begeisterter Anhänger der
vulgär. Nationalpartei und einer der Führer bei der
Philippopeler Revolution vom 18. Sept. 1885. Er
wurde zum Oberstlieutenant befördert und befehligte
im bulgar.-serb. Kriege den rechten Flügel bei Pirot.
Er organisierte im Verein mit Stambulow die Gegen-
bewegung gegen die nach dem Staatsstreiche vom
21. Aug. 1886 in Sofia eingesetzte Regierung und
wurde vom Fürsten Alexander bei seiner Abdankung
neben Stambulow und Karawelow in die Regent-
schaft berufen. Nach dem Regierungsantritt des
Fürsten Ferdinand wurde M. 1887 Oberst und
Kriegsminister. Im Febr. 1891 trat er von seinem
Amt zurück, wurde zum General befördert, starb
aber schon 15. März in Neapel.
Mutschi - Pulo, s. Tippo-Tip.
Mutte, ein flaches einmastiges ostfries. Kanal-
fahrzeug, das namentlich in Papenburg und den
Fehnen zu Hause ist.
Mutter, soviel wie Gebärmutter (s. d.).
Mutter, künstliche, s. Künstliche Glucke.