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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Nikolaiken - Nikolaus (Päpste)

Nikolaiken, Stadt im Kreis Sensburg des preuß. Reg.-Bez. Gumbinnen, am Talter Wasser und einem Arm des Spirdingsees, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Lyck), hatte 1890: 2255 E., darunter 40 Katholiken und 75 Israeliten, 1895: 2352 E., Post, Telegraph; bedeutende Schiffahrt, Fischfang und -Handel (namentlich mit Maränen).

Nikolaistad, finn. Nikolaink, gewöhnlich noch Wasa, finn. Vaasa, genannt, Hauptstadt des finn. Läns Wasa, auf einer Landzunge am Bottnischen Meerbusen und an der Linie Tammerfors-N. der Finn. Eisenbahnen, Sitz des Gouverneurs und eines Hofgerichts, hat (1892) 10952 E., 1 evang., 1 russ. Kirche, 2 Lyceen, 1 technische, 1 Navigationsschule, Schiffswerften Baumwollspinnerei, Handel mit Waldprodukten, guten Hafen, Dampfschiffahrtverbindung mit den finn. Küstenstädten. Die Stadt Wasa, 1611 gegründet, brannte 1852 nieder. Neu-Wasa wurde dem Hafen näher gelegt und dem Kaiser Nikolaus zu Ehren N. genannt.

Nikolaiten, im 1. Jahrh. n. Chr. in Syrien und Kleinasien angeblich verbreitete Sekte. Der Name wird zuerst in der Offenbarung des Johannes 2,6,15 genannt, wo der Apostel gegen heidenchristl. Parteiführer in Pergamus eifert, die sich über die von den Judenchristen geforderte Beobachtung der Proselytengesetze, besonders der Enthaltung von Götzenopferfleisch und von gewissen im Alten Testament als Unzucht bezeichneten ehelichen Verbindungen, hinwegsetzten. Der Name N. wechselt hier mit der dem Alten Testament entlehnten Benennung Bileamiten, soviel wie Volksverführer. Das Mißverständnis späterer Kirchenlehrer verband aber diese N. mit dem Apostelg. 6,5 erwähnten Armenpfleger Nikolaus und stempelte sie zu einer gnostischen Sekte, die jede Art Unzucht für erlaubt gehalten habe, um das Fleisch "abzugebrauchen". Hieraus entstand im Mittelalter, als der Cölibat aufkam, der Ausdruck nikolaitische Ketzerei für die Priester, die ihre Frauen nicht von sich wiesen oder der Ehe wegen ihren Stand verließen. - N. hießen auch die Adamiten (s. d.) und Familisten (s. d.).

Nikolájew, befestigte Hafenstadt im russ. Gouvernement Cherson, auf zwei Halbinseln in der Nähe der Vereinigung des Bug mit dem Ingul, am Bug-Liman und an der Eisenbahn Charkow-N., reicht mit den Vorstädten weit in die Steppe hinein, hat breite, gerade Straßen, (1893) 77 481 E., in Garnison das 58. Infanterieregiment Praga, das 7. donische Kosakenregiment, Festungsartillerie, den 5. Feldingenieurpark; 11 russ., je 1 kath., evang. Kirche, talmud., karäische Synagoge, Knaben-, Mädchengymnasium, Realschule, Navigationsschule, Schule für Hafenarbeiter, Marinebibliothek, Sternwarte (1821 erbaut; unter 46° 58' 20" nördl. Br., 31° 58' 31" östl. Länge von Greenwich), Naturalienkabinett, Theater, Denkmal des Admirals Greigh, mehrere Kasernen, große Schiffswerften zur Erbauung von Kriegsschiffen, 1 Kriegs-, 2 Handelshäfen, Ausfuhr von Getreide (1893: 49 Mill. Pud); 1888 liefen ein 862 Schiffe in großer Fahrt und 449 Küstenfahrer; es liefen aus 753 und 340. Eine Kette von Forts und andern Befestigungen macht N. zu einer der stärksten russ. Festungen. Es ist Sitz der Admiralität, der Vicekonsuln verschiedener Staaten, darunter Deutschlands, und steht unter der Verwaltung eines besondern Militärgouverneurs, der zugleich Oberkommandierender der Flotte und der Häfen des Schwarzen Meers ist.

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Nikolájewsk. 1) Kreis im südl. Teil des russ. Gouvernements Samara, links an der Wolga, hat 32089,2 qkm, 438679 E., 26 deutsche Kolonien (mit 49 274 E.); Ackerbau, Vieh- und Bienenzucht, einige Fabriken und Handel. -

2) Bezirk im russ.-sibir. Küstengebiet, der Insel Sachalin gegenüber, am Unterlauf des Amur und am Ochotskischen Meer, hat 132414,6 qkm, davon 2004 qkm Seen. -

3) Kreisstadt im Kreis N. 1, am Großen Irgis, hat (1891) 15071 E., 2 russ. Kirchen, 1 israel. Bethaus, 2 Moscheen; Getreide- und Viehhandel. -

4) Bezirksstadt im Bezirk N. 2 und Hafenstadt, links am Amur, hat (1886) 2043 E., meist russ. Soldaten und Verbannte, Post, Telegraph, 2 Kirchen, 2 Batterien und 1 Fort mit Leuchtturm.

Nikolajéwskaja, Flecken (Slobode) im Kreis Zarew des russ. Gouvernements Astrachan, links an der. Wolga, Kamyschin gegenüber, hat (1892) 13799 E., Post, Telegraph, 4 Kirchen, Flußhafen; Viehzucht, Handel mit Getreide, Salz u. a.

Nikolajsche Hauptsternwarte, s. Pulkowa.

Nikola Urß, s. Hora, Juon.

Nikolaus, einer der Hauptheiligen der griech. Kirche, aber völlig sagenhaft, angeblich geb. zu Patera in Lycien, wurde Bischof von Myra in Lycien. Zur Zeit der Christenverfolgung unter Kaiser Diocletianus eingekerkert und erst unter Konstantin befreit, machte er sich als Bekämpfer der Arianer auf dem Konzil zu Nicäa 325 bemerkbar. Sein Fest fällt auf den 6. Dez. und wird in einem großen Teile Deutschlands, in der Schweiz und den Niederlanden noch jetzt als Nikolaustag durch Beschenkung der Kinder gefeiert.

Nikolaus, Name von sechs Päpsten:

N. I., der Heilige, der Große (858-867), aus Rom gebürtig, unter Leo IV. Kardinal, benutzte die polit. Wirren seiner Zeit zur Mehrung und Befestigung der päpstl. Gewalt. Er zwang Lothar II. von Lothringen, seine verstoßene Gemahlin Thietberga wieder aufzunehmen und seine Geliebte Waldrade zu entlassen. Dieser Ehestreit sowie das Zerwürfnis zwischen dem Erzbischof Hinkmar von Reims und seinem Bischof Rothad von Soissons gab N. Gelegenheit, auf Grund der eben aufgekommenen Dekretalen des Pseudoisidor (s. d.) auch der bisher fast unabhängigen frank. Kirche seine Oberhoheit aufzudringen. Dagegen gelang es ihm nicht, die Bulgaren dauernd an Rom zu fesseln. Durch die von ihm 863 über den Patriarchen Photius (s. d.) von Konstantinopel ausgesprochene Exkommunikation veranlaßte er die erste Spaltung der abendländ. und Morgenland. Kirche. - Vgl. Lämmer, Papst N. I. und die byzant. Staatskirche seiner Zeit (Berl. 1857); Dümmler, Geschichte des Ostfränkischen Reichs (2 Bde., Lpz. 1862-65; 2. Aufl., 3 Bde., 1887-88); Chantel, Nicolas le Grand et son siècle (Par. 1892).

N. II. (1058-61), geb. zu Chevron in Savoyen, vorher Gerhard, Bischof von Florenz, wurde gegen den von der röm. Adelspartei eingesetzten Benedikt X. gewählt, setzte Benedikt X. ab, übertrug 1059 die Papstwahl ausschließlich den Kardinälen und bestrebte sich, die Cölibatsgesetze zur Geltung zu bringen. Im Abendmahlsstreite nahm er für die Transsubstantiationslehre gegen Berengar (s. d.) von Tours Partei. In Robert Guiscard gewann er einen Lehnsträqer und Beschützer seines unterital. Besitzes.

N. III. (1277-80), aus dem Hause der Orsini, seit 1244 Kardinaldiakon, ein Freund der Wissen-