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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Nikephoros; Niketas Choniates; Niki; Nikias; Nikita; Nikitin; Niklas; Nikobaren; Nikodemus; Nikolai; Nikolaibahn

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Nikephoros (Geschichtschreiber) - Nikolaibahn

Nikephoros, byzant. Geschichtschreiber, geb.758, gest. 829, war 806-815 Patriarch von Konstantinopel, ist Verfasser einer "Chronologia compendiaria" und eines "Brevarium historicum", beide hg. von De Boor (Lpz. 1880).

N. Bryennios, aus Orestias in Macedonien, gest. 1137, verfaßte eine Geschichte des Komnenischen Hauses, die von 1070 bis 1079 reicht. Die Ergänzung des Werkes übernahm seine Gemahlin Anna Komnena (s. d.). Ausgabe von Meineke (Bonn 1836). - Vgl. Seger, Byzant. Historiker des 10. und 11. Jahrh., Bd. 1 (Münch. 1888).

N. Gregoras, s. Gregoras.

Niketas Choniates (so nach seinem Geburtsort Chonä in Phrygien genannt), eigentlich N. Akominatos, byzant. Geschichtschreiber, Bruder des Metropoliten von Athen Michael Akominatos (s. d.), bekleidete in Konstantinopel hohe öffentliche Ämter und wanderte nach der 1204 erfolgten Eroberung der Stadt nach Nicäa, wo er um 1216 starb. Sein Hauptwerk ist eine Geschichte der griech. Kaiser in 21 Büchern, die als Fortsetzung der Anna (s. d.) Komnena und des Zonaras (s. d.) den Zeitraum 1118-1206 umfaßt (hg. von Bekker, Bonn 1835). Einen Anhang des Geschichtswerkes bildet seine Beschreibung der von den Franken bei der Einnahme von Konstantinopel zerstörten Denkmäler (in Bekkers Ausgabe), Lobreden u. a.

Niki, Reich in Afrika, s. Borugung.

Nikias, athenischer Staatsmann, s. Nicias.

Nikita, südslaw. und russ. Form des griech. Heiligennamens Niketas. Häufig im Abendlande irrtümliche Bezeichnung des Fürsten Nikola I. (s. d.) von Montenegro.

Nikitin, Iwan Sawitsch, russ. Dichter, geb. 3. Okt. (21. Sept.) 1824 zu Woronesch, war erst Inhaber einer Herberge, dann Buchhändler und Leihbibliothekar. Er starb 28. (16.) Okt. 1861. Im J. 1856 erschien die erste Sammlung seiner Gedichte, 1858 sein Gedicht "Kulak" ("Der Bauernschinder"), das seinen Dichterruhm befestigte, 1859 die zweite Ausgabe seiner Gedichte. 1861 veröffentlichte er "Taras", "Das Tagebuch eines Seminaristen" und kleinere Gedichte. Seine Werke erschienen in 4. Auflage mit Biographie von de Poule (2 Bde., Mosk. 1886). Einzelnes ist ins Deutsche übersetzt von F. Fiedler (in der "Nordischen Rundschau", Reval 1884) und in Reclams "Universalbibliothek". Biographie von Sawizkij (russisch, Petersb. 1893).

Niklas von Wyl, Humanist, s. Wyl.

Nikobaren (im Sanskrit Nakkawaram), bei den Malaien Pulo-Sembilang, d. i. Neuninseln, brit. Archipel (seit 1869) von acht größern und zwölf kleinern Inseln, auf der südöstl. Seite des Bengalischen Meerbusens, zwischen den Andamanen (s. d.) und Sumatra. (S. Karte: Ostindien II. Hinterindien.) Sie zerfallen in zwei durch die Sombrerostraße getrennte Gruppen mit 1103 qkm. Die südl. Gruppe besteht nur aus den zwei Inseln Klein-Nikobar von etwa 220 qkm und Groß-Nikobar von etwa 660 qkm. Beide haben Urwälder, sind gebirgig und zeigen in üppigster tropischer Vegetation eigene Palmen (Orania). Die Inseln der nördl. Gruppe, deren nördlichste Kar-Nikobar heißt, sind kleiner, niedriger und mit zahlreichen Kokospalmen bestanden, aber im ganzen wenig fruchtbar. Das Klima ist tropisch, wird durch Seewinde und den häufigen Regen abgekühlt und ist nicht sehr heiß, infolge der Strandmoräste aber ungesund. Die Zahl der kupferfarbigen, gut gebauten Bewohner beträgt (1891) 6915. Sie gleichen einigermaßen den Malaien; eigenartig ist die Form ihrer Augen, die kleine flache Nase, ihr großer Mund mit den dicken Lippen, ihre großen Ohren, spärlicher Bart, straffes schwarzes Haar; abweichend sind auch Sitten und Gebräuche. Sie haben keine geschriebene Sprache, die Bewohner der einzelnen Inseln verstehen sich kaum. Hauptprodukte sind Kokosnüsse, die als Wertmesser gelten und von denen 7 Mill. Stück zur Ausfuhr kommen. Außerdem finden sich Schildpatt, eßbare Vogelnester, Ambra und Trepang.

Nikodemus, nach dem Johannesevangelium ein Freund Jesu, der aus Furcht vor dem Synedrium zu Jerusalem, dessen Mitglied er war, nur des Nachts zu Jesu kam und an der Bestattung des Leichnams Jesu sich beteiligte. Nach der Sage ließ er sich später taufen und wurde deshalb von den Juden verbannt, aber von seinem Vetter Gamaliel heimlich unterhalten. Der Name "Evangelium Nicodemi" wird seit dem Mittelalter einer apokryphischen Geschichte der Passion und Auferstehung Christi, den "Acta Pilati" (s. d.), beigelegt, weil im Vorwort N. als Verfasser oder Übersetzer bezeichnet wird. Die Schrift stammt jedoch erst aus dem 4. Jahrh.

Nikolai I., Petrovic Njegos, Fürst von Montenegro, geb. 7. Okt. 1841 als Sohn des Wojwoden Mirko Petrovic und Neffe des Fürsten Danilo (s. d.), dem er 13. Aug. 1860 in der Regierung folgte. Seine Ausbildung hatte er in Triest und in Paris erhalten. Die ersten Regierungsjahre waren schwierig, da Montenegro die damalige Erhebung der Herzegowiner unterstützte und im Kriege nach einigen Vorteilen stark bedrängt wurde. Seit 1862 folgten Friedensjahre, die N. zu innern Reformen verwendete. Der Krieg gegen die Türkei (1876-78) brachte Montenegro Gebietszuwachs und Anerkennung der Unabhängigkeit, was die Macht des Fürsten noch mehr befestigte. N. that sich auch mit Erfolg als Dichter hervor und verfaßte ein Drama "Balkanska carica" ("Die Kaiserin des Balkans"; deutsch von Stümcke, Berl. 1896), sowie einen Dialog "Pjesnik i vila" ("Der Dichter und die Fee"). Vermählt ist er seit 8. Nov. 1860 mit Milena (geb. 1847), Tochter des Wojwoden Peter Vukotic. Aus dieser Ehe gingen drei Söhne, darunter der Erbprinz Danilo Alexander (geb. 29. Juni 1871), und sieben Töchter hervor, von denen die Prinzessin Zorka (gest. 1890) mit Peter Karadjordjewitsch (s. Alexander Karadjordjewitsch) vermählt war, während die Prinzessinnen Miliza (geb. 1866) mit dem russ. Großfürsten Peter Nikolajewitsch, Stana (geb. 1868) 1889 mit dem Herzog Georg von Leuchtenberg und Helene (geb. 1873) 1896 mit dem Kronprinzen Victor Emanuel von Italien verheiratet wurden.

Nikolai (Nicolai), Stadt im Kreis Pleß des preuß. Reg.-Bez. Oppeln, an der Linie Leobschütz-Kattowitz der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Gleiwitz), hatte 1890: 5633 E., darunter 440 Evangelische und 278 Israeliten, 1895: 5915 E., Postamt zweiter Klasse, Telegraph, Fernsprecheinrichtung; ein Eisenhütten- und Emaillierwerk, Dampfkessel- und Maschinenfabrik nebst Eisengießerei, Papier- und chem. Fabrik, Dampfmahl- und -Sägemühlen, Viehmärkte.

Nikolaibahn, Bahn von St. Petersburg nach Moskau (ohne Hafenbahn 649 km, 1847-51 eröffnet), gehört als Teil des Netzes der Großen Russ. Eisenbahngesellschaft seit 1. Jan. 1894 dem Staat.