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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Speichelbefördernde Mittel - Speise

Bd. 12, S. 72.) Die Speicheldrüsen haben, wie die Milchdrüse, einen traubenformigen Bau und bestehen aus einer großen Anzahl kleiner Läppchen, deren Ausführungsgänge schließlich in die Mundhöhle führen, und zwar mündet der Ausführungsgang der Ohrspeicheldrüse (ductus Stenonianus) an der Innenfläche der Backe, gegenüber dem ersten oder zweiten obern Mahlzahn, derjenige der beiden andern Drüsen in der sog. Caruncula sublingualis, seitlich vom Zungenbändchen. Die Speicheldrüsen sind reichlich mit Blutgefäßen und Nerven versehen, und ihre Thätigkeit ist abhängig von dem Einfluß der Nerven. In ruhendem Zustande sondern sie nicht ab, dagegen, wenn sie von der Mundhöhle aus (durch Reflex auf dem Wege der Geschmacksnerven) gereizt und zur Thätigkeit angeregt werden (so beim Kauen, beim Schmecken); schon die bloße Vorstellung eines schmeckenden Körpers bewirkt Speichelabsonderung. Die Absonderung tritt ferner ein bei Ekel und Übelkeit und kann im physiol. Versuch durch Reizung der Drüsennerven hervorgebracht werden. Dem Sekret der einzelnen Speicheldrüsen, das man als Parotiden-, Submaxillar- und Sublingualspeichel unterscheidet, mischt sich in der Mundhöhle der Mundschleim bei, und dieses Gemeng kommt bei der Verdauung zur Wirkung. Dieser gemischte S., der neben Rhodankalium hauptsächlich eine organische, noch nicht hinreichend erforschte Fermentsubstanz (Speichelstoff oder Ptyalin) enthält, besitzt bei allen Tieren die Eigenschaft, das in Wasser völlig unlösliche Stärkemehl in das lösliche Dextrin und in Traubenzucker umzuwandeln und so für die Aufsaugung in das Blut fähig zu machen. Im Magen setzt sich diese Wirkung noch fort, wenn der Magensaft nicht zu viel freie Säure enthält. Außerdem macht der S. den Bissen schlüpfrig, durchtränkt ihn mit Flüssigkeit und bereitet ihn so für die Einwirkung des Magensaftes vor. Auf die Eiweißkörper und Fette wirkt der Mundspeichel nicht verdauend ein, während der Bauchspeichel (s. Bauchspeicheldrüse) auf alle drei Nahrungsbestandteile verdauend wirkt. Die Menge des in 24 Stunden abgesonderten S. beim erwachsenen Menschen beträgt 0,5 bis 1,5 kg.

Eine übermäßige Absonderung von S. nennt man Speichelfluß (Salivatio, Ptyalismus). Dieser lästige Zustand findet sich häufig bei den verschiedenen Entzündungen der Mundschleimhaut, namentlich aber nach der unvorsichtigen Anwendung von Quecksilbermitteln, ferner während der Schwangerschaft, bei gewissen Nervenleiden (Hypochondrie, Hysterie), Skorbut, Lähmungen der Kauwerkzeuge und Wasserscheu sowie nach dem Genuß einer Abkochung der Jaborandiblätter oder des in denselben enthaltenen Pilokarpins (s. d.). Am wirksamsten erweisen sich dagegen fleißige Ausspülungen des Mundes mit desinfizierenden und adstringierenden Wässern, mit Lösungen von Salicylsäure, chlorsaurem und hypermangansaurem Kalium u. dgl. Speichelfistel nennt man einen widernatürlichen Kanal, der den S. aus einer Speicheldrüse oder deren Ausführungsgange an einem unrichtigen Orte ausleert und nur operativ beseitigt werden kann. Speichelsteine (Sialolithi) sind kleine steinartige Konkremente, die sich bisweilen in den Ausführungsgängen der Speicheldrüsen bilden; sie bestehen aus phosphorsaurem und kohlensaurem Kalk und organischer Substanz. Durch derartige Konkremente kommt es dann leicht zur Erweiterung des Drüsenausführunqsganges, die zur Bildung walnußgroßer Geschwülste (Speichelgeschwulst, Sialocele) führen kann.

Speichelbefördernde Mittel, s. Ptyalagoga.

Speicheldrüsen, s. Speichel.

Speicheldrüsenentzündung, s. Bauerwetzel.

Speichelfistel, Speichelgeschwulst, s. Speichel.

Speichelmittel, s. Ptyalagoga.

Speichelsteine, Speichelstoff, s. Speichel.

Speichenrand, Teil der Hand (s. d.).

Speicher, Lagerhaus, ein Gebäude zur Aufbewahrung von Gütern, welches im Gegensatz zum Schuppen aus festen Baumaterialien errichtet ist. Man giebt dem E. eine Stockwerkshöhe von 2,8 bis 3 m, dem Erdgeschoß (Raum genannt) eine solche, daß Wagen bequem verladen werden können, macht die Umfassungsmauern massiv, versieht sie mit zahlreichen kleinen Fenstern, die der Diebessicherheit wegen 20:25 cm nicht an Größe überschreiten sollen. Der innere Ausbau muß feuersicher sein und für bequemen Verkehr im S. muß durch Aufzüge Sorge getragen werden. Der Bau von S. hat namentlich in den Hafenstädten eine große Entwicklung erlangt. Der Kaiserquaispeicher in Hamburg hat in 7 Geschossen 26 000 qm Lagerfläche, liegt an drei Eisenbahngleisen und ist etwa 25 m hoch. - Vgl. G. Luther, Die Konstruktion und Einrichtung der S. (Braunschw.1886); Burmester, Die großen Speicherbauten Hamburgs und Altonas (Hamb. 1891).

Speicher, Dorf im Bezirk Mittelland des schweiz. Kantons Appenzell-Außerrhoden, 2 km westlich von Trogen, in 936 m Höhe, an der Poststraße über die Vögelisegg (962 m) von St. Gallen nach Trogen, hat (1888) 3038 E., darunter 215 Katholiken, Post, Telegraph, Armen- und Waisenversorgungsanstalt, drei Schwefelquellen; Stickerei und Baumwollindustrie und Alpenwirtschaft. - In der Schlacht am S. oder an der Vögelisegg, 15. Mai 1403, erfochten die Appenzeller einen glänzenden Sieg über die Truppen des Abtes von St. Gallen, wodurch sie den Grund zu ihrer Unabhängigkeit legten.

Speichern, Dorf in Lothringen, s. Spichern.

Speicherzellen, soviel wie Accumulatoren (s. d.).

Speidel, Wilh., Komponist, geb. 3. Sept. 1826 in Ulm, erhielt seine Ausbildung zu München durch Ignaz Lachner, Wanner und Kuhe, war zwei Jahre zu Thann im Elsaß Musiklehrer und kehrte 1848 nach München zurück, wo er sich bald als Lehrer und Klavierspieler einen geschätzten Namen erwarb. 1855 wurde er Musikdirektor in Ulm, 1857 ging er nach Stuttgart, wo er sich an der Gründung des Konservatoriums beteiligte und die Leitung des Liederkranzes übernahm. Unter seinen Kompositionen sind hervorzuheben: eine Cellosonate, Violinsonate, ein Trio, eine Sinfonie (D-dur), ein Streichquartett, zwei Klaviersonaten, Ouvertüre und Intermezzo zu "König Helge", "Wikingerausfahrt" für Tenorsolo, Männerchor und Orchester, Lieder und Klavierstücke. S. hat sich auch durch instruktive Bearbeitung wertvoller Studienwerke Verdienste erworben.

Speier, Stadt, s. Speyer.

Speiervogelbeere, s. Eberesche.

Speigatten, die Wasserabflußöffnungen nach außenbords auf dem über Wasser liegenden Deck der Schiffe.

Speightstown (spr. spehtstaun), Stadt auf Barbados (s. d.).

Speik, Pflanze, s. Narde.

Speise, in der Hüttenkunde gewisse Zwischenprodukte des metallurgischen Betriebes, die im wesent-^[folgende Seite]