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Tannroda – Tantalos
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Tann-Rathsamhausen'
Generallieutenant und erhielt das Generalkommando zu München. Während des Deutschen Krieges von 1866 fungierte T. als Generalstabschef des Feldmarschalls
Prinzen Karl von Bayern und nahm teil an den Gefechten bei Zella, Dermbach, Kissingen, Üttingen und Hettstädt. Trotzdem T. wegen der Niederlagen des bayr.
Heers die heftigsten Angriffe erfuhr, hielt der König fest an ihm und ernannte ihn 1869 zum General der Infanterie und Commandeur des 1. Armeekorps, welches er
dann auch im Deutsch-Französischen Kriege 1870/71 in der III. Armee (Kronprinz von Preußen) mit Auszeichnung bei Wörth, Beaumont und Sedan führte. Im Herbst
operierte T. selbständig an der Loire, hatte wesentlichen Anteil an der Einnahme von Orléans 11. Okt., mußte sich aber nach dem Gefecht bei Coulmiers 9. Nov. vor
der überlegenen franz. Loirearmee zurückziehen. T. konnte später in der Armeeabteilung des Großherzogs von Mecklenburg, der das Oberkommando im Süden
von Paris übernahm, wieder zur Offensive vorgehen und kämpfte glücklich bei Bazoches-les-Hautes (2. Dez.), Orléans (3. und 4. Dez.) und Beaugency (7.–10. Dez.),
bis das Korps T. Ende Dezember in die Pariser Cernierungslinie zurückgenommen wurde. Nach dem Frieden behielt T. bis zu seinem 26. April 1881 zu Meran
erfolgten Tode das Kommando des 1. bayr. Korps. – Vgl. Helvig, Das 1. bayr. Armeekorps von der T. im Kriege 1870 (Münch. 1874); H. Arnold, Unter General von der
T. (2 Bde., ebd. 1896).
Tannroda, Stadt im Verwaltungsbezirk Weimar des Großherzogtums Sachsen-Weimar, am Einfluß der Schwarza in die Ilm, in 294 m
Höhe, an der Nebenlinie Berka-Kranichfeld der Weimar-Blankenhainer Eisenbahn (Nebenbahn), hat (1895) 972 evang. E., Postagentur, Telegraph, Kirche, Rathaus,
alte Burgruine, Vorschuß- und Sparverein; Metallwarenfabrik, Korbflechterei, Dampfmolkerei, Mahl- und Schneidemühlen, Landwirtschaft und Märkte. T. wird als
Sommerfrische besucht.
Tannugebirge, Tannu-ola (d.i. Palastgebirge), östl. Fortsetzung des Altai im nördl. Teil des
Gebietes Kobdo der Mongolei, zwischen dem Ubsa-nor und dem Becken des obern Jenissei (Ulukem), 600 km lang, über 3550 m hoch, schneebedeckt, rauh und
nur in den Thälern bewaldet.
Tannwald, Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Gablonz in Böhmen, am Kamenitzbache, an den Linien Eisenbrod-T. (19 km) und
Reichenberg-Gablonz-Tannwald (28 km) der Südnorddeutschen Verbindungsbahn, Sitz eines Bezirksgerichts (97,83 qkm, 26435
meist deutsche E.), hat (1890) 2502, als Gemeinde 3139 deutsche E., Bezirkskrankenhaus, Sparkasse; Baumwollspinnerei und -Weberei, Eisengießerei,
Maschinenfabrik, Schleifmühlen, Brauerei.
Tansillo, Luigi, ital. Dichter, geb. 1510 in Venosa, trat in den Hofdienst, wurde 1535 Continuo, d. h. einer der 100 Edelleute, die die
Leibgarde des Vicekönigs von Neapel, Don Pedro de Toledo, bildeten, war später Capitano di giustizia in Gaeta und starb 1.
Dez. 1568 in Teano. Er liebte mit Leidenschaft eine hohe Dame, wahrscheinlich Maria d'Aragona, Gemahlin des Marchese del Vasto, und seine lyrischen Poesien
sind teilweise schwungvoll und feurig, reich an stimmungsvollen Landschaftsbildern, verfallen freilich anderswo auch in die ↔
Geschmacklosigkeiten seiner Zeit. In den «Stanze a Don Pedro di Toledo» (1547) schildert er mit feiner Kunst die herrlichen
Gärten des Vicekönigs am Meere. Die «Capitoli» sind teilweise Episteln in der Art von Ariostos Satiren, teilweise Burlesken
nach der Weise Bernis. Auch die Lehrgedichte «La balia» und «Il podere» zeigen gefälligen Vortrag. Eine lockere Dichtung seiner Jugendzeit: «Il vendemmiatore»,
ward Veranlassung, daß seine Schriften unter Paul IV. auf den Index kamen. Daß Pius IV. sie freigab, bewog ihn, mit neuem Eifer die Arbeit an einem schon lange
begonnenen religiösen Gedicht aufzunehmen: «Lagrime di San Pietro», das er nicht mehr vollendete. Seine Gedichte erschienen Livorno 1782 (mit der Angabe
London), «Poesie liriche edite ed inedite», hg. von F. Fiorentino, Neapel 1882 (mit Biographie und Kommentar), die «Capitoli giocosi e satirici» von Volpicella (ebd.
1870), die «Lagrime di San Pietro» erschienen zuerst 1585 in Vico Equense, aber verstümmelt, der echte Text Venedig 1606. – Vgl. Flamini,
Sulle poesie del T. di genere vario (Pisa 1888).
Tansimât (Tanzimat, arab., «Anordnungen»), in der Türkei die durch den Hatt-i-Scherif von
Gül-haneh (s. Osmanisches Reich, Geschichte) 1840 eingeleitete reformatorische Gesetzgebung,
durch die der Sultan Abd ul-Medschid seinem früher unbeschränkten Rechte über Leben und Eigentum seiner Beamten entsagte, ferner die Ministerialressorts
festgestellt, die civilrechtliche Gleichheit aller Unterthanen ohne Unterschied der Religion ausgesprochen, das Finanz-, Justiz- und Heerwesen reorganisiert sowie
auch die unbedingte Religionsfreiheit und die staatsrechtliche Gleichheit der Rajah und Mohammedaner proklamiert wurde.
Tanta, Stadt in Unterägypten zwischen den Nilarmen von Rosette und Damiette, Hauptort der Provinz Gharbieh
(s. d.), ist Knotenpunkt der Eisenbahnen von Kairo nach Alexandria und Damiette und von T. nach Schibin el-Kom. T. hat (1897) 57300 E., ein Schloß des Vicekönigs
und eine schöne Moschee des populären Heiligen Seiyid el-Bedawi. Berühmt sind die drei Messen (im Januar, April und August), welche die größten Jahrmärkte
Ägyptens sind. T. ist Sitz einer deutschen Konsularagentur.
Tantal oder Columbium (chem. Zeichen Ta; Atomgewicht
182,8), ein metallisches chem. Element, das sich neben dem sehr ähnlichen Niobium als Säure an Basen gebunden in den
Mineralien Tantalit und Columbit (Niobit),
beides isomorphen Mischungen von niobsaurem und tantalsaurem Eisenoxydul, findet. Es erscheint als ein eisengraues Pulver, das unter dem Polierstahl
Metallglanz annimmt und bis jetzt noch nicht vollständig geschmolzen werden konnte. Das T. ist unlöslich in Schwefelsäure, Salpetersäure und Königswasser,
dagegen löslich in einem Gemisch von Flußsäure und Salpetersäure. An der Luft verbrennt es vollständig zu einem weißen Pulver, der
Tantalsäure, deren Anhydrid die Formel Ta2O5 und das
spec. Gewicht 7,35 hat. Bis jetzt wird das T. und seine Verbindungen noch nicht gebraucht.
Tantălos, Sohn des Zeus (oder des Tmolos) und der Pluto, Vater des Pelops und der Niobe, ein reicher König am Sipylos
in Lydien, nach andern in Phrygien, und der Vertraute des Zeus und der andern Götter, welche ihn oft zum Mahle luden. Weil er aber das, was er hier hörte,
ausplauderte, wurde von den Göttern über ihn in der
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 610.