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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Tautologie - Tawastland

Tautŏlogie (grch., d. i. Wiederholung des schon Gesagten), ein Satz, dessen Subjekt und Prädikat, wenn auch unter verschiedenem Ausdruck, doch thatsächlich dasselbe sagen, z. B.: Jede Ursache hat ihre Wirkung, Jede Wirkung hat ihre Ursache, sind T., weil Ursache schon heißt: was eine Wirkung hat, Wirkung: was eine Ursache hat.

Tautomĕrie (grch.), in der Chemie Bezeichnung für die Thatsache, daß manche organischen Verbindungen bei analogen Umsetzungen Produkte von verschiedener Konstitution liefern. So bildet z. B. die Blausäure mit Ätzkali das Cyankalium K–C≡N, mit Silberoxyd das Cyansilber C=N–Ag. Man hat infolgedessen angenommen, der Blausäure kämen zwei verschiedene Strukturformeln: H–C≡N und C=N–H zu, die leicht ineinander übergehen könnten. Während man solche Fälle zweideutiger Konstitution anfänglich als T. bezeichnete, wandte man dafür später das Wort Desmotropie an. In keinem einzigen ^[fehlt: Fall] aber ist der Beweis, daß einer und derselben Verbindung zweierlei Struktur wirklich zukomme, auch nur mit entfernter Wahrscheinlichkeit geführt worden. Es steht nichts anderes fest als die Thatsache, daß gewisse organische Verbindungen unter verschiedenen Einflüssen in Derivate von verschiedener Struktur fast gleich leicht übergehen. So bildet sich aus der Blausäure, H–C≡N das Cyansilber, C=N–Ag, unter einer Umlagerung der Bestandteile nur deshalb, weil das Silber zum Stickstoff größere Affinität als zum Kohlenstoff besitzt, wogegen das Kalium beim Eintritt für den Wasserstoff der Blausäure dessen Stelle am Kohlenstoffatom behält, weil die Affinitätsverhältnisse gerade umgekehrt sind. Da die Grundanschauung unrichtig und mindestens überflüssig ist, so beginnen die Ausdrücke T. und Desmotropie auch bereits wieder aus der chem. Litteratur zu verschwinden.

Tauwerk, Taue, im Seewesen alle Seile, sie mögen stark oder schwach, von Hanf, Manilagras oder Draht gefertigt sein. Der gebräuchlichste seemännische Ausdruck für ein Tau ist Ende. Die dünnern nennt man Bändsel oder Leinengut, die mittlern Jageleinen, Pferdeleinen, die stärkern Trossen (s. d.) und Kabel (s. d.). Seiner Bestimmung nach zerfällt das T. eines Schiffs in Stehendes und Laufendes Gut (s. d.). Früher wurde das T. aus geteertem Hanf hergestellt; gegenwärtig fertigt man das stehende und auch verschiedenes laufende Gut aus verzinktem Stahldraht, der leichter, haltbarer, billiger und von schwächern Dimensionen ist als Hanftauwerk. Als laufendes Gut ist das von Stahldraht gefertigte T. nicht überall verwendbar, und man benutzt deshalb hierzu Hanf oder ungeteertes Manilagras, das auf dem Wasser schwimmt und vielfach zu solchen Tauen gebraucht wird, mit denen man Schiffe im Hafen von einem Platze zum andern holt, was den großen Vorteil hat, daß die Schiffsschraube sich nicht in die Taue verwickeln kann. Angefertigt wird das T. in Reepschlägereien (s. d.).

Tavau, schweiz. Kurort, s. Davos.

Taverne, s. Taberna.

Tavernĭcus (d. i. Schatzmeister), nach dem alten Staatsrecht die vierte Reichsbaronenwürde in Ungarn. Der eigentliche Titel war «Tavernicorum regalium magister». Der T. hatte in ältern Zeiten die Obsorge über den königl. Schatz und alle Einkünfte der Krone, die Oberaufsicht über die ungar. Bergstädte und das Münzwesen. Später war er der Vorsitzende des Tavernicalgerichts (Sedes tavernicalis), einer Appellationsbehörde für einige königl. Freistädte, ferner Mitglied des obersten Gerichtshofs (der Septemvirattafel) und in Abwesenheit des Palatinus (s. d.) und des Judex Curiae Präsident des ungar. Statthaltereirats. Durch die Gesetze von 1847/48 wurde auch das Amt des T. aufgehoben, 1860 wieder erneuert, hörte aber mit der Wiedereinführung der ungar. Verfassung 1867 abermals auf. Gegenwärtig bildet das Tavernicat eine bloße Titularwürde.

Tavetsch, Hochthal im schweiz. Kanton Graubünden, zieht sich von Disentis den Vorderrhein hinauf bis zum Sixmadun. Die Thalschaft zählt (1888) 768 E.; Hauptort ist Sedrun (1398 m).

Tavīra, Hafenstadt im O. des portug. Distrikts Faro in Algarbien, am hier schiffbaren Asseca, über den eine Brücke mit maur. Kastell führt, in gut bebauter hügeliger Gegend, 2 km von der Südküste, wo der Seehafen, dem eine lange Sandinsel vorliegt, von zwei Forts (Sta. Luzia und São Antonio) geschützt wird, hat (1890) 11558 E., zwei Kollegiatskirchen, Hospital; Sardellen- und Thunfischfang und Küstenhandel.

Tavistock (spr. täwwĭ-), Stadt in der engl. Grafschaft Devon, an dem links zum Tamer-Ästuar gehenden Tavy, am Rande des Dartmoor, Station der Linie Plymouth-Exeter der South-Western-Bahn, hat (1891) 6252 E., eine Lateinschule, ein mineralog. Institut, spätgot. Pfarrkirche, Reste einer Abtei; Schieferbrüche, früher bedeutenden Bergbau auf Kupfer, Blei und Zinn und Eisengießerei.

Tavistock (spr. täwwĭ-), Marquis von, s. Bedford, John Plantagenet.

Taviuni, eine der Fidschi-Inseln (s. d.).

Tavolāra oder Isola Terranova, 7 km lange, 555 m hohe, zum Kreis Tempio Pausania der ital. Provinz Sassari gehörige Felseninsel an der Nordostküste Sardiniens.

Tavoliēre di Puglia (spr. pulja), s. Apulien und Foggia.

Tawastehus. 1) Gouvernement oder Län im südöstl. Teil des Großfürstentums Finland, grenzt im N. an das Län Wasa, im O. an St. Michel, im SO. an Nyland, im SW. und W. an Åbo-Björneborg und hat 21575,5 qkm mit 267832 E., d. i. 12,4 auf 1 qkm. Die Oberfläche ist im allgemeinen hügelig, schön und reich an Binnenseen (3877 qkm) und Flüssen. Die Hauptbeschäftigung ist Ackerbau und Viehzucht. Geerntet wurden (1892) Weizen 3,87, Roggen 458, Gerste 144, Hafer 738, Erbsen 15, Kartoffeln 450 Tausend hl, Flachs 600, Hanf 49 Tausend kg. Gezählt wurden: Pferde 48, Hornvieh 145, Schafe 106, Schweine 20 Tausend Stück; an Fabriken und Werkstätten 850 mit 31,5 Mill. finn. Mark Produktion, darunter 133 in der Metall-, 12 in der Textil- (14,1 Mill. finn. Mark Produktion), 25 in der Papier-, 104 in der Holzindustrie; 390 km Eisenbahn; 2 Lyceen, 118 Elementarschulen. Das Gouvernement hat 2 Städte und 6 Kreise (härad): Hanho, Pirkkala, Ruovesi, Tammela, Hollola und Jämsi. – 2) T., finn. Hämeenlinna, Hauptstadt des Län T. am Vanajavesi und an der Linie Riihimäki-Tammerfors der Finnischen Eisenbahnen, hat (1894) 5057 E., Post, Telegraph, Kirche, Lyceum, das Schloß Kronoborg, 1249 von Birger Jarl gegründet, jetzt Strafanstalt für Frauen; in der Nähe Parola, das Sommerlager der finn. Truppen.

Tawastland, finn. Häme, Landschaft im mittlern Finland, nördlich und westlich an Osterbotten und