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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Toffingen; Toftlund; Toga; Toga-Inseln; Togeaninseln; Toggenburg

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Toffingen - Toggenburg

Toffingen, s. Döffingen.

Toftlund, preuß. Dorf, s. Bd. 17.

Toga, das angeblich aus Etrurien stammende Obergewand, welches der röm. Bürger, wenn er nicht im Kriegsdienst war, über der Tunika (s. d.) trug. In älterer Zeit trug man die T. mitunter ohne Tunika. Nur dem Bürger kam die T. zu, Fremden und Verbannten war sie untersagt. Daher werden die Römer auch togati oder gens togata benannt; daher hieß das Cisalpinische Gallien, als das Bürgerrecht seinen Bewohnern gegeben wurde, Gallia togata im Gegensatz zum jenseitigen, "behosten", der Gallia braccata. In der Kaiserzeit wurde der Gebrauch durch die Sitte, andere Gewänder, namentlich das griech. viereckige Pallium, zu tragen, immer mehr auf feierliche Gelegenheiten eingeschränkt. Die T. war gewöhnlich von halbrunder Form und wurde von der linken Schulter über den Rücken unter dem rechten Arme hindurch nach der linken Schulter gelegt (T. restricta). In der spätern Zeit der Republik wurde die T. größer, so daß sie von mehr als einem Halbkreise gebildet wurde. Man legte sie dann so um, daß der rechte Arm wie in einer Binde ruhte (Statue des Marius). Unter Augustus kam das mächtige Prachtgewand, die toga fusa in Gebrauch, deren Form trotz der eingehenden Untersuchungen von Becker, Weiß, Marquart und Launitz noch nicht endgültig festgestellt werden konnte. Es scheint, daß es ein Doppelgewand war, welches sich der elliptischen Form näherte und ausgebreitet in der langen Achse etwa drei, in der kurzen zwei Mannslängen maß. Die Bekleidung mit der T. war so kunstvoll, daß am Abend vor deren Gebrauch ein Diener (vestiplex) das Gewand über einem Gestell in die gewünschten Falten legte und diese mit kleinen Zangen über Nacht festhielt. Beim Anlegen selbst wurde die T. etwa zwei Handbreit über der Langachse zusammengelegt, so daß sie einen Halbkreis bildete und einen Überschlag hatte, der beim Anlegen den sinus bildete. Dann wurde sie auf die linke Schulter gebracht, so daß vorn ein Drittel, hinten zwei Drittel des Gewandes lagen, der hintere Teil unter dem rechten Arme hindurch von vorn über die linke Schulter geworfen, wo er am Rücken fast den Boden berührte. Das nunmehr unter der Faltenmasse verborgene erste Drittel der T. wurde an der Brust gefaßt und als ein Faltensack hervorgezogen, der nun den umbo machte. Der zum sinus gewordene Überfall reichte dann in Bogenfalten bis zum Knie. (S. Tafel: Kostüme I, Fig. 6.) Die T. bestand in älterer Zeit aus dickem Wollstoff, mit steigendem Luxus wurden die Stoffe feiner genommen. Die gewöhnliche Farbe der T. war weiß (toga pura), nur der Trauernde und der gemeine Mann trug dunklere Farben. Besonders glänzend weiß war die T. des Amtsbewerbers (toga candida, daher Candidatus, Kandidat, s. d.).

War die T. mit einem Purpurstreifen gesäumt, so hieß sie T. praetexta. Mit diesem Schmuck bildete sie das Amtskleid der höhern Magistrate bis zum kurulischen Ädilen herab, sowie einiger Priesterkollegien. Auch der Knabe trug sie, bis er mannbar wurde, d. h. gewöhnlich bis zum 16. Jahre, hierauf die toga virile (oder pura). Die T. purpurea war ein Purpurgewand, welches mit Goldstickerei versehen war, als T. picta und zusammen mit der gleichfalls goldgestickten Tunica palmata von Triumphatoren und dem Stadtprätor getragen wurde, wenn er bei den apollinarischen Spielen den Götterwagen in den Cirkus geleitete. Die ungestickte Purpurtoga trugen zur Kaiserzeit die Magistrate im Cirkus, wenn sie Spielgeber waren. Einzelne Opfer wurden von den Magistraten im Triumphalgewande gebracht. Da sich aber die Kaiser das Recht der T. picta allein vorbehalten hatten, so durften Offiziere, denen das Triumphalornament zuerkannt war, höchstens die Tunica palmata, gewöhnlich nur die T. praetexta tragen. In der spätern Kaiserzeit scheint man wieder eine kleine, nur halbkreisförmige T. getragen zu haben, deren gerader Saum, mehrfach zusammengeschlagen und dann beim Umlegen über den zweiten Wurf der linken Schulter herabgezogen, eine Art breiter Binde bildete (Büste des Kaisers Maximinus im Kapitolinischen Museum). Eine von der beschriebenen Art, die T. umzulegen, ganz verschiedene Form ist der Gabinus cinctus (s. d.).

Das der T. entsprechende weibliche Kleidungsstück war die Palla (s. d.).

Toga-Inseln, s. Tonga-Inseln.

Togeaninseln, Inselgruppe im Golf von Tomini, einer Bucht von Celebes, im Malaiischen Archipel, 677 qkm groß, von Fischern viel besucht, stehen unter einem von der niederländ. Regierung abhängigen buginesischen Häuptling.

Toggenburg, Landschaft im schweiz. Kanton St. Gallen (s. Karte: Die Schweiz), von der Thür bewässert und rechts von der Sentisgruppe, links von den Churfirsten und den Nagelfluhketten des Speers (1956 m) und der Kreuzegg (1317 m) umschlossen, erstreckt sich als breites, sichelförmig gekrümmtes, etwa 60 km langes Bergthal mit Seitenthälern von der Wasserscheide (1040 m) zwischen Thür und Rhein bei Wildhaus nördlich bis zur Grenze des Kantons Thurgau, umfaßt ein Gebiet von 551 qkm mit (1888) 55 425 E., darunter 31 157 Evangelische und 24 218 Katholiken, und zerfällt in die Bezirke Alttoggenburg (11 693 E.), Neutoggenburg (11 990 E.), Öbertoggenburg (11 931 E.) und Untertoggenburg (19 811 E.). Das T. ist ein freundliches Voralpengelände, reich an Wald und Alpweiden. Haupterwerbsquellen sind Acker- und Obstbau, Alpwirtschaft, Baumwollindustrie (besonders die Buntweberei), Stickerei und Handel. Gute Fahrstraßen durchziehen die ganze Landschaft; die Toggenburger Bahn (s. Schweizerische Eisenbahnen, Übersicht B, 5b) führt durch das Hauptthal bis Ebnat hinauf. Die wichtigsten Ortschaften sind: Wildhaus (1163 E.), Geburtsort des schweiz. Reformators Zwingli, Neßlau (2205 E.), Ebnat (2683 E.) und Kappel (2307 E.) in Obertoggenburg, Wattwyl (5245 E.) und das alte Städtchen Lichtensteig (1537 E.) in Neutoggenburg (s. d.), Flawyl (4297 E.) in Untertoggenburg. - Die Grafen von T. gehörten im spätern Mittelalter zu den reichsten und mächtigsten Dynasten der Schweiz. Von ihren Stammburgen lag die Alttoggenburg in einer einsamen, waldigen Gegend des gleichnamigen Bezirks unweit des Hörnli (1135 m), die Neutoggenburg nahe bei Lichtensteig. Nach dem Erlöschen des Geschlechts 1436 kam die Grafschaft an die Freiherren von Raron, die sie 1468 an das Stift St. Gallen verkauften. Die Bedrückung der Reformierten und die Mißachtung der alten Rechte der Landschaft von seiten des Stiftes führten 1712 zum Toggenburger Krieg zwischen den Ständen Bern und Zürich und den auf Seite des Abtes stehenden kath. fünf Orten (Luzern, Zug und Waldstätte). Durch den Sieg der Berner bei Vilmergen (25. Juni 1712) wurde dieser Krieg zu