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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ziehjunge - Ziergräser

rend die rechte Hand zugleich durch eine Art von Klaviatur eine Anzahl von Ventilen oben auf dem Deckel regiert. Am Boden des Instruments befinden sich eine oder zwei Klappen, welche zur Hervorbringung der Harmonie benutzt werden. Jede Taste giebt zwei Töne, einen durch den Zug, den andern durch den Druck. Es giebt einfache und doppelte Z.; die einfachen haben eine, die doppelten zwei Reihen Tasten. Die Z. ist jetzt Straßeninstrument geworden, früher gab es Virtuosen, die sich sogar auf Z. mit Pedal hören ließen, und selbst Lehrbücher, wie: "Accordion, Unterricht dasselbe spielen zu lernen" (Lpz. 1834) und "Zimmermanns Tabelle für Accordion mit 58 Tönen". Eine andere Art der Z. war das Mélophone in Gestalt einer Guitarre, in seinem Schallkörper den Blasebalg enthaltend, der durch eine Zugstange mit der Hand regiert ward (Exemplar in der Berliner Instrumentensammlung). Die Fabrikation der Z. im Großen geschieht namentlich in Klingenthal (Sachsen).

Ziehjunge, s. Weberei.

Ziehkinder, s. Kostkinder.

Ziehlatte, s. Sims.

Ziehpressen, s. Blechbearbeitung.

Ziehpunzen, s. Punzen.

Ziel, im Handelsverkehr die Zahlungsfrist, der Zahlungstermin. Man verkauft z. B. im Großhandel Waren mit der Bedingung: Z. zwei oder drei Monat. - Über das Z. beim Schießen s. Flugbahn.

Ziel, Ernst, Schriftsteller, geb. 5. Mai 1841 in Rostock, besuchte die Handelsschule und das Gymnasium daselbst und studierte 1864-68 Geschichte und Litteraturgeschichte in Rostock, Bonn, Leipzig und Berlin. 1872 wurde er Redacteur der "Gartenlaube" in Leipzig, 1878 Chefredacteur dieser Wochenschrift. 1883 trat er von der Leitung der "Gartenlaube" zurück und lebt seitdem in Cannstatt bei Stuttgart. Z. ist hauptsächlich thätig auf dem Gebiete der Kritik, der Lyrik und des litterar. Essays. Er veröffentlichte: "Gedichte" (Lpz. 1867; 2. Aufl. 1881), "Moderne Xenien" (ebd. 1889), "Litterar. Reliefs. Dichterporträts" (4 Bde., ebd. 1885,1887, 1888, 1895), "Das Princip des Modernen in der heutigen deutschen Dichtung" (Münch. 1895). Außerdem gab er "Albert Dulks sämtliche Dramen" (Stuttg. 1893) heraus.

Zielenzig, Stadt im Kreis Oststernberg des preuß. Reg.-Bez. Frankfurt, rechts an der Postum, an der Nebenlinie Reppen-Rokietnice der Preuß. Staatsbahnen, von Anhöhen (Taubenberg 185 m) umgeben, Sitz des Landratsamtes für den Kreis Oststernberg und eines Amtsgerichts (Landgericht Frankfurt), hat (1895) 6023 E., darunter 164 Katholiken und 99 Israeliten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, Kaiser-Wilhelm-Denkmal, evang. und kath. Kirche, Bürgerschule, Mädchenmittelschule, elektrische Beleuchtung; Braunkohlengruben, Tuchfabrikation, Wollspinnerei und Schuhmacherei.

Zielpunkt, s. Haltepunkt.

Zielvorrichtung, s. Visiereinrichtung.

Ziemer, Vogelart, s. Drossel und Krammetsvogel. In der Jägersprache bedeutet Z. (oder Zimmel) auch den Rücken des Edel-, Elch-, Dam-, Reh- und Schwarzwildes.

Ziemssen, Hugo Wilh. von, Arzt und Kliniker, geb. 13. Dez. 1829 zu Greifswald, studierte daselbst, zu Berlin und Würzburg Medizin. Nachdem er 1853 mit der Dissertation "De gangraenae nosocomialis historia et literatura" promoviert hatte, habilitierte er sich 1856 als Privatdocent und wirkte mehrere Jahre als Assistent Felix Niemeyers sowie später als Assistent Rühles an der mediz. Klinik und Poliklinik zu Greifswald. 1863 wurde er als ord. Professor der Pathologie und Therapie sowie Direktor der mediz. Klinik nach Erlangen, 1874 in gleicher Stellung als Direktor des Allgemeinen Krankenhauses nach München berufen. An dem Aufschwung der modernen Medizin hat Z. durch zahlreiche scharfsinnige, zum Teil geradezu bahnbrechende Untersuchungen hervorragenden Anteil genommen; hier sind namentlich seine wichtigen Arbeiten über die Kaltwasserbehandlung beim Abdominaltyphus, über die Anwendung der Elektricität in der Medizin sowie seine lichtvollen Bearbeitungen der Kehlkopf- und Speiseröhrenkrankheiten hervorzuheben. Ein ganz besonderes Verdienst um die gesamte Medizin erwarb sich Z. durch sein großes "Handbuch der speciellen Pathologie und Therapie" (17 Bde., Lpz. 1875-84; 3. Aufl. 1886 fg.) sowie durch sein "Handbuch der allgemeinen Therapie" (4 Bde., 1880-84). Als einen Teil des erstern Werkes giebt er mit Pettenkofer ein umfassendes "Handbuch der Hygieine und der Gewerbekrankheiten" (3 Bde., Lpz. 1882-86) heraus. Von seinen sonstigen Schriften sind zu erwähnen: "Pleuritis und Pneumonie im Kindesalter" (Berl. 1862), "Die Kaltwasserbehandlung des Typhus" (mit Immermann, Lpz. 1870), "Pharmacopoea clinica" (5. Aufl., Erlangen 1890), "Die Elektricität in der Medizin" (5. Aufl., Berl. 1887), "Über die Behandlung des Magengeschwürs" (Lpz. 1871), "Klinische Vorträge" (ebd. 1887 fg.). Außerdem enthält das "Deutsche Archiv für klinische Medizin", das er seit 1865 mit von Zenker herausgiebt, eine Reihe von Aufsätzen aus seiner Feder. Um die klinische Medizin und ihre Stellung im Rahmen der Gesamtwissenschaft hat sich Z. durch die Schaffung eines wissenschaftlichen Instituts für die klinische Medizin an der Universität München hochverdient gemacht. Die aus demselben hervorgegangenen wissenschaftlichen Arbeiten sind gesammelt bisher in 3 Bänden (Lpz. 1884-93) erschienen. Die "Annalen der städtischen Krankenhäuser in München", die er als Direktor derselben herausgiebt (Bd. 1-6, Münch. 1878-94), repräsentieren eine musterhafte Verwertung der Krankenhaus-Statistik und -Kasuistik.

Zieräpfel, s. Strauchäpfel.

Zierenberg, Stadt im Kreis Wolfhagen des preuß. Reg.-Bez. Cassel, an der Warme und der Nebenlinie Cassel-Volkmarsen der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Cassel), hat (1895) 1608 E., darunter 134 Katholiken und 84 Israeliten, Post, Telegraph und großartige got. Kirche (1293). In der Nähe die Ruinen des ehemals berühmten Klosters Burghasungen und der Burgen Malsburg, Schartenburg, Schreckenberg, Falkenberg, Großer und Kleiner Gudenburg.

Ziergärtnerei, s. Zierpflanzen.

Ziergiebel, s. Giebel.

Ziergräser, Grasarten, die nicht wegen ihres ökonomischen Nutzens, sondern lediglich zu dem Zwecke angebaut werden, um durch ihre charakteristischen Formen die Mannigfaltigkeit der Gartenscenerie zu erhöhen oder als Bouquetmaterial in frischem oder getrocknetem Zustande verwendet zu werden. Von diesen Arten werden geschätzt Lagurus ovatus L. (s. Lagurus und Tafel: Gramineen. VI: Ziergräser, Fig. 1), Pennesetum longistylum Hochst. (s. Pennisetum und Fig. 2), Bromus brizaeformis