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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Zugstraßen – Žukóvskij

mit ihnen verbundenen Apparate des Wagens in die Leitung einschalten. Bei dem zweiten System (Anwendung von Induktionsströmen) kommen vornehmlich zwei in Amerika praktisch verwendete Anordnungen in Betracht; die eine von Phelps bedient sich der elektrodynamischen, die andere von Edison und Genossen der elektrostatischen Induktion. Nach dem Phelpsschen, zuerst (1885) auf der 20 km langen Versuchsstrecke von Neuyork über Newhaven bis Hartford zur Anwendung gebrachten System wird der zur Korrespondenz dienende Draht in eine schützende hölzerne Rinne zwischen den Schienen verlegt. Unterhalb des Wagens mit den Telegraphenapparaten ist zwischen den Rädern ein langer Rahmen befestigt, auf dem in etwa 100 Windungen ein 2500 m langer Draht aufgewickelt ist. Der Rahmen wird senkrecht angebracht, so daß eine seiner Längsseiten möglichst nahe an den vorerwähnten Draht herankommt. Werden nun in letztern Wechselströme gesendet, so induzieren sie in dem Rahmen ähnliche Ströme und bringen das damit verbundene Telephon zum Ansprechen. Wenn dann durch den Morsetaster die Leitung abwechselnd geöffnet und geschlossen wird, giebt das Telephon den Punkten und Strichen des Morsealphabets entsprechende lange und kurze akustische Signale; auch hat man die intermittierenden Ströme durch ein polarisiertes Relais in gewöhnliche Morseschrift umgewandelt. Die Anlagekosten sollen nur etwa 30 Doll. für 1 km betragen. Bei dem System von Edison und Genossen wird ein besonderer Leitungsdraht zwischen den Zügen und den Stationen vermieden und an Stelle eines solchen die längs der Bahn vorhandene Telegraphenleitung benutzt. Die zu Grunde liegende Idee, die von William Willy Smith herrührt, diesem bereits 1881 patentiert und später im Verein mit Edison, Gilliland, Batchelor u. a. weiter ausgebildet worden ist, beruht darauf, daß die Gesamtheit der an der Eisenbahn entlang laufenden Telegraphendrähte als die eine Belegung eines Kondensators benutzt, eine möglichst große zweite Belegung an den Wagen des Eisenbahnzugs aus Kupferblechstreifen hergestellt und von letztern aus durch besondere Telegraphenapparate hindurch mittels der Räder eine Leitung zur Erde geführt werden. Die zwischen den Telegraphenleitungen und den Metallstreifen der Wagen vorhandene Luftschicht bildet die nichtleitende Schicht des Kondensators. Die Telegraphenwirkungen in den Apparaten werden durch entsprechende Ladungen und Entladungen der Kondensatoren hervorgebracht. Es kommt dabei ein Telephon zur Verwendung, dessen Platte tönende Schwingungen erzeugt, aus denen die Morsezeichen herausgehört werden können.

Eine größere praktische Bedeutung kann man den bisherigen Anordnungen der Z. noch nicht beilegen.

Als Z. können auch diejenigen Telegraphen bezeichnet werden, welche Interkommunikationssignale (s. Eisenbahnsignale) geben.

Vielfach nennt man Z. auch die von den Zügen mitgeführten Telegraphenapparate, die gegebenen Falls, z. B. bei Unfällen und Betriebsstörungen, in die Telegraphenleitung eingeschaltet werden können.

Zugstraßen in der Meteorologie, s. Depressionen.

Zugtau, s. Kumtgeschirr.

Zug um Zug, s. Bar.

Zugutemachen der Erze, soviel wie hüttenmännische Gewinnung der darin enthaltenen Metalle oder anderer nutzbarer Stoffe.

Zugverbände (chirurgische), s. Extension.

Zugvögel, Vögel, die alljährlich zum Winteraufenthalt wärmere Gegenden aufsuchen.

Zuhälter, s. Kuppelei.

Zuhaltung, s. Schloß (technisch).

Zuider-en Oosterafdeeling (spr. seud-), Residentschaft auf Borneo, s. Bandjermassin.

Zuidersee (spr. seud-, d. i. Südsee), Meerbusen der Nordsee, von den niederländ. Provinzen Nordholland, Utrecht, Geldern, Oberyssel und Friesland umgeben und im Nordwesten durch die Inseln Texel, Vlieland und Terschelling begrenzt. Der Z. war früher ein geschlossener See (bei den Römern Flevo, später Almere genannt), etwa 1375 qkm groß, dessen nordwestl. Ufer zu Anfang des 13. Jahrh. von den Wellen verschlungen wurde. Seinen jetzigen Umfang (3139 qkm) erreichte das Gewässer 1287, wobei angeblich 80000 Menschen umkamen. Unter den Flüssen ist die Yssel (s. d.) der größte. Die Tiefe nimmt von der Südküste nach Norden allmählich zu und ist in der Mitte wenig mehr als 3 m; die Flut steigt in gewöhnlichen Zeiten 20‒24 cm; Sturmfluten treiben das Wasser zu 2,5 m auf. Ein südwestl. Seitenarm war das Y (s. d.), das mit dem frühern Haarlemer Meer (s. d.) in Verbindung stand. In neuester Zeit ist die Trockenlegung des südl. Teils des Z. projektiert worden. Eine von der Regierung eingesetzte Kommission erstattete darüber 1894 und 1897 günstige Berichte; doch ist ein Beschluß zur Ausführung bis jetzt noch nicht gefaßt. – Vgl. de Waal, De Zuiderzee (Amsterd. 1883); De Zuiderzee. Hare afsluiting en drooglegging (Leid. 1892); Beekman, Plan van afsluiting en droogmaking der Zuiderzee (Zutphen 1894); Huet, De meest voordeelige wijze van land aanwinning in de Zuiderzee (Zwolle 1895).

Zuidhoeksch (spr. seudhuksch), niederländ. Mundart, s. Hindeloopen.

Zuid-Willemsvaart, s. Süd-Wilhelms-Kanal.

Zujar, span. Stadt, nahe bei Baza (s. d.).

Zukertort, Job. Herm., Schachmeister, geb. 7. Sept. 1842 zu Lublin in Russisch-Polen, gewann zuerst an der Universität Breslau als Student der Medizin lebhafteres Interesse für das Schachspiel. Er war mit Anderssen zusammen 1867‒71 Redacteur der «Neuen Berliner Schachzeitung». Als Spieler erwarb er sich erst in England einen Namen, wohin er 1872 übersiedelte. Auf dem internationalen Schachturnier zu Paris 1878 wurde er mit dem ersten Preis gekrönt und bestand siegreiche Wettkämpfe 1880 mit Rosenthal und 1881 mit Blackburne. Noch größer war sein Erfolg im Turnier zu London 1883, wo er seinen Hauptgegner Steinitz, der ihn 1872 im Wettkampf geschlagen hatte, um drei Gewinnpartien überholte und sich so den ersten Preis sicherte. Dagegen unterlag er 1885 in einem Wettkampf gegen denselben in Nordamerika. Als Blindlings- und Simultanspieler hat er sich auf wiederholten Schachreisen großen Ruf erworben. Z. redigierte seit 1879 mit L. Hoffer zusammen die von ihm selbst gegründete engl. Schachzeitung «Chess Monthly». Er starb 20. Juni 1888 zu London. Von seinen Schriften sind zu nennen: «Sammlung der auserlesensten Schachaufgaben, Studien und Partiestellungen» (Berl. 1869). Mit Dufresne gab er heraus: «Größtes Schachhandbuch» (2. Aufl., Berl. 1873) und «Leitfaden des Schachspiels» (ebd. 1869).

Zu Kilt gehen, s. Kiltgang.

Žukóvskij (spr. schu-), Wassilij Andrejewitsch, russ. Dichter, s. Shukowskij.