Autorenkollektiv,
Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig,
Dritte Auflage, 1884
Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse
unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.
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Alose - Aluminium
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Aloin'
werden kann. Das A. bildet sternförmig gruppierte
Kristallnadeln von schwefelgelber Farbe und anfangs
süsslichem, später intensiv bitterem Geschmack; es löst
sich erst in 600 Teilen kaltem Wasser, dagegen leicht in
Alkohol und in Äther. Das A. wird neuerdings medizinisch
verwendet. - Zollfrei.
Alose, Alse (frz. alose, engl.
chad, shad), Mutterhäring, Maifisch (Alausa vulgaris).
Eine dem Häring verwandte Fischart, die in der Nordsee,
dem Mittelmeer, in den nordamerikanischen Gewässern lebt,
im Frühjahr, um zu laichen, die Flüsse aufwärts zieht und
hierbei sowie an den Küsten viel und eifrig gefangen wird,
denn der Fisch wird bis zu 1 M Länge und 2-3 k Schwere
gefunden und hat ein sehr wohlschmeckendes Fleisch.
Engländer wie Nordamerikaner treiben damit einen starken
Handel, indem sie denselben gleich den Häringen einsalzen
und in Fässern verpackt, auch geräuchert versenden, die
ersteren namentlich nach Portugal, Spanien und Italien. Die
A. hat das Eigentümliche, daß sie in der Jugend ein feines
Zahngebiß besitzt, welches im reifern Alter verschwindet. -
Zoll: S. Tarif im Anh. gesalzene: Nr. 25 g 2., frische: Nr.
37 a (zollfrei).
Alpaka, die mittlere der in den
südamerikanischen Hochlanden, besonders in Peru,
vorkommenden dreierlei Lamaziegen oder Schafkameele,
Lama,
Alpaka,
Vicuna oder
Vicogna, dient dort
gezähmt als kleines Lasttier, nützt durch ihr wohlschmeckendes
Fleisch und vorzüglich durch ihr feines, weiches und glänzendes,
16-22 cm langes Wollhaar. Das Vlies des A. ist 3-8 k schwer
und besteht eigentlich mehr aus Flaum als Wolle. Die Feinheit
des Haares ist aber selbst an einem und demselben Vlies sehr
verschieden und daher das Sortieren des Stoffs behufs der
Verarbeitung schwierig. Die Naturfarben des Vlieses sind
verschiedene Schattierungen von rotbraun bis schwarz,
seltener, von scheckigen Tieren, weiß und grau. Die Wolle
wird meistens in ihren naturellen Farben verarbeitet. Ihr
Preis ist bei uns 2-2.6 Mk. pro k. In England ist dieser
Rohstoff zuerst und schon seit einer Reihe von Jahren in
Arbeit genommen worden und die sämtliche nach Europa
kommende Wolle geht noch jetzt nach England, von wo sie
teils zu Garn versponnen und als Gewebe, teils roh auf den
Kontinent kommt. Jetzt werden auch hier, in Frankreich und
Deutschland, Alpakastoffe vielfach erzeugt. Am häufigsten
wird die Alpakawolle im Gemisch mit andern Stoffen versponnen,
nicht bloß mit einem, sondern selbst zweien und dreien,
gewöhnlich Baumwolle, Mohair, Seide oder Flockseide, Kammgarn.
Andererseits werden mancherlei gemischte Gewebe fabriziert,
z. B. Alpakamixtur mit schwarzer oder farbiger Baumwollkette,
indeß das Alpakagarn als Einschuß in irgend einer Naturfarbe
die Nüancierung erzeugt. Die Alpakagarne werden auch gezwirnt
und dadurch ein höherer Seidenglanz erzeugt. Andere Gewebe
bestehen aus Seide und Alpakagarn oder aus abwechselnd
seidenen und wollenen Kettfäden mit Alpakaeinschuß. Die
Verwendung des Stoffs und die Webwaren, in denen
↔
derselbe mehr oder weniger vertreten ist, sind überhaupt so
mannichfaltig, daß ins Speziellere nicht eingegangen werden
kann. Alpakastoffe dienen zu den verschiedensten Zwecken,
zu Kleider-, Rock-, Hosen-, Mäntel-, Möbelzeugen, namentlich
zu Shawls und den Franzen und Besätzen an denselben; dann
auch für Regenschirme, die in ihren wohlfeilem Sorten gewiß
die allerwenigste A. erwarten lassen. Im Jahre 1879 wurden
von diesem erst seit 1836 bekannten Stoffe 2162892 k
Alpakawolle eingeführt. Zollfrei. - Wahrscheinlich weil
Alpaka gewissermaßen ein
Modewort war, haben Wiener Industrielle den Namen auch auf
die unter dem Namen Argentan,
Alfenid,
Neusilber bekannte
Legierung aus Kupfer, Zink und Nickel übertragen. Mit A.
bezeichnet man im besonderen versilbertes Argentan.
Verwendung findet dasselbe namentlich zu Beschlägen von
Schatullen und sonstigen eleganten Kunsttischlereien. Auch
kommen sehr viele Eßbestecke aus Neusilber unter diesem
Namen in den Handel.
Althäkraut (Eibisch, Altheekraut,
Sammtpappel, lat. herba Althaeae,
frz. guimauve, engl. Marsh Mallow); die getrockneten Blätter
von Althaea officinalis,
einer zu den Malvaceen gehörigen Pflanze; sie sind herzförmig,
undeutlich drei- bis fünflappig; die Lappen sind spitz und
scharf gekerbt; sie sind sehr weich, graugrün, auf beiden
Seiten weichfilzig behaart. Scharf getrocknet sind die Blätter
leicht zerreiblich, fast geruchlos und besitzen einen faden,
schleimigen Geschmack; sie werden leicht von Würmern
zerfressen. Das A. wird in Apotheken verwendet; es ist zollfrei.
Althäwurzel (Eibischwurzel,
Altheewurzel, radix Althaeae);
ein Artikel des Droguenhandels, die Wurzel derselben Pflanze,
von welcher das Althäkraut abstammt. Die Wurzel wird vor dem
Trocknen geschält, sie ist fingerdick, etwas biegsam,
gelblichweiß, länglich runzelig, auf dem Bruche körnig,
eben und weiß; sie enthält neben etwas Asparagin sehr
viel Schleim. Im Handel unterscheidet man
bairische,
französische und
belgische Althäwurzel;
die bairische ist von Ansehen weniger weiß und markig, als
die französische, wird aber hinsichtlich ihrer Wirkung mehr
geschätzt; die belgische kommt seltener zu uns. Die A. wird
namentlich in der Gegend von Schweinfurt, Bamberg und
Nürnberg stark angebaut, der jährliche Ertrag wird auf
200000 bis 250000 k geschätzt. Man verkauft sie auch schon
geschnitten in Form kleiner Würfelchen (radix Athaeae consica
(Anmerkung des Editors: richtig: radix Althaeae consica))
und als grobes und feines Pulver. - Zollfrei.
Aluminium (Thonerdemetall), das im
Alaun und in der Thonerde enthaltene Metall; es kommt nicht
unverbunden in der Erde vor, sondern immer nur mit Sauerstoff
vereinigt als Thonerde
oder Aluminiumoxyd,
seltener mit Fluor verbunden, wie z. B. im Kryolith. Das A.
ist ein weißglänzendes, sehr dehnbares Metall; es läßt sich
zu Blech auswalzen
(Aluminiumblech) und zu
Drath ausziehen (Aluminiumdraht);
man kann es auch, ähnlich wie Gold und Silber, in sehr dünne
Blättchen schlagen, die als
Aluminiumfolie oder
Blattaluminium
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 14.