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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Lackfarben

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Lacke - Lackfarben

ausgesetzt sind. Sie werden häufig in Vermischung mit Farben aufgetragen und das Austrocknen wird, wo es angeht, z. B. bei Blechlackierwaren, in geheizten Räumen bewirkt. -

Die mit Weingeist bereiteten L., die Weingeistlacke oder Spirituslacke, werden gewöhnlich in solchen Fällen gebraucht, wo die gestrichenen Gegenstände ihre natürliche Färbung behalten sollen, sodaß also der L. gleichsam die Stelle einer hellen Glasdecke vertreten soll. Es sind für diesen Fall natürlich die hellsten Harzsorten zu wählen; für andre Fälle, wo Farblosigkeit nicht erforderlich ist, sind dunklere Harze brauchbar, Bernstein, Schellack, Kolophon etc. In einigen Fällen färbt man aber die Spirituslacke absichtlich mit in Spiritus löslichen Farben, z. B. mit Anilinfarben, Drachenblut (Goldlack); so wird z. B. jetzt Stanniol mit durchsichtigen Lacken in allen Farben überzogen. Die weichern Harze, in gepulvertem Zustande mit starkem Weingeist in Flaschen übergossen und zeitweise umgeschüttelt, lösen sich teils schon in der Kälte, leichter in der Sonne und mäßiger Wärme. Durch Filtrieren scheidet man das Klare vom ungelösten Rückstand. Bei der Bereitung im großen dienen Destillierblasen, in welchen die Lösung erfolgt, während der flüchtig gewordene Alkohol in Vorlagen wieder aufgefangen wird. Spröde Harze, z. B. Sandarak, Mastix, geben sehr glänzende, aber wenig haltbare Überzüge; man verbessert die Sache durch Zusatz von etwas venetianischem Terpentin oder weicherm Harz, z. B. Elemi, welche das Abspringen oder Abfallen in Pulverform verhindern oder mäßigen. Viel gebraucht in weingeistiger Lösung ist Schellack, dessen Sprödigkeit aber auch korrigierende Zusätze verlangt, ebenso Kopal, der den härtesten Lack gibt, dessen Zubereitung aber die meisten Schwierigkeiten macht. -

Die Terpentinöllacke unterscheiden sich von den vorigen nur durch das Lösungsmittel. Sie trocknen etwas langsamer als jene, sind aber haltbarer und weniger spröde, weil das Lösungsmittel nicht ganz verfliegt, sondern einen harzigen Rückstand in dem Anstrich hinterläßt. Das Terpentinöl löst manche zerkleinerte Harze ohne weiteres, andre, wie Kopal, Schellack, Sandarak werden erst in der Wärme geschmolzen und dann mit dem Öl verdünnt. Wie man durch Einverleibung von Leinölfirnis den Charakter der Terpentinöllacke modifiziert, ebenso kommen auch diese letztern häufig im Gemenge mit Weingeistlacken zur Anwendung, wie es überhaupt in diesem Zweige eine fast verwirrende Mannigfaltigkeit von Vorschriften und Verfahrungsweisen gibt. Die ordinärsten Terpentinöllacke werden aus Kolophonium und andern wohlfeilen Harzen bereitet; bessere aus Sandarak, Dammar, Kopal etc. Geschmolzener und mit Terpentinöl gemischter Asphalt gibt den schwarzen Asphalt- oder Eisenlack. Ein Zusatz von heißem Leinölfirnis macht ihn dauerhafter. Andre schwarze Lacke sind der schwarze Bernsteinlack, aus Bernsteinkolophonium, und der aus den Destillationsrückständen von Steinkohlen bereitete Eisenlack. -

Von den Terpentinöl- und Weingeistlacken gilt die allgemeine Regel, daß erstere sich zum Aufsetzen auf Ölanstriche, letztere auf Wasser- und Leimfarben speziell eignen. Als neure Lösungsmittel statt des Terpentinöls finden namentlich die flüchtigem Destillations-Produkte des Petroleums, wie des Stein- und Braunkohlenteers Benutzung, die immer eine starke, lösende Wirkung auf Harze haben, mögen sie als Benzin, Photogen, Ligroin oder unter andern Namen erscheinen. Andre, als Lösungsmittel empfohlene Stoffe sind Schwefelkohlenstoff, Holzgeist, Chloroform. Als Grundkörper zu fetten L. werden jetzt auch Kautschuk und Guttapercha in gewissen Fällen anteilig mitbenutzt. Sie sind dem Glanze des L. nicht günstig, geben ihm aber eine besondre Geschmeidigkeit. Weitere Notizen über Verhalten und Behandlung einzelner Harze sind bei den einzelnen Artikeln nachzusehen. L. für gewöhnliche Zwecke, zu Möbeln etc. werden an vielen Orten bei uns fabriziert und sind in Farbenhandlungen in Auswahl zu haben. Der höchste Grad von Dauerhaftigkeit und Schönheit wird von den feinen Wagenlacken verlangt. Hierin standen die Engländer sonst an der Spitze und haben auch noch immer Ausfuhr an solcher Ware, die aber jetzt von Fabriken in Mainz, Offenbach, Wien, Berlin etc. von gleicher Güte und Schönheit geliefert wird. Durch das Alter gewinnen diese L. an Güte, vorausgesetzt, daß sie in gut verschlossenen Gefäßen aufbewahrt werden. Von einem guten L. verlangt man, daß er nach dem Aufstreichen schnell trocknet und nach dem Trocknen beim Anfühlen nicht klebt, sowie daß der stark glänzende Überzug mit der Zeit keine Risse und Sprünge bekommt. - Den Namen Lack führt auch der Gummilack (s. d.) und gewisse Farben (Farblacke).

Lackfarben (Farblacke); es sind dies Fabrikate, welche aus Verbindungen von Pflanzenfarbstoffen mit einer Basis aus dem Mineralreich bestehen. Die mancherlei zum Teil schönen in Hölzern und andern Pflanzenteilen enthaltenen Farbstoffe bilden, so weit sie in Wasser löslich sind, nur Farbebrühen. Um sie in Form einer Körperfarbe zu bringen, muß man sie an eine feste Basis binden und dazu bietet die Eigenschaft mancher Metalloxyde und erdigen Basen, mit den Pflanzenfarbstoffen sich zu verbinden, die Möglichkeit. Wird zu einer Alaunlösung eine Lösung eines ätzenden oder kohlensauren Alkali gebracht, so wird die Thonerde des Alauns als weiße Gallerte ausgefällt; ist aber die Alaunlösung vorher mit einer Farbenbrühe gemischt worden, so reißt die Thonerde den Farbstoff sofort an sich und zwar, wenn sie in hinreichender Menge vorhanden ist, so vollständig, daß die überstehende Flüssigkeit farblos erscheint. In gleicher Weise wirkt das Zinnoxyd, aus einer Lösung von Zinnchlorür (Zinnsolution) ausgefällt; die Lackfarbe fällt dabei noch brillanter aus, aber wegen der Kostspieligkeit kann das Zinnsalz nur zu feinerer Ware dienen; gewöhnlich verwendet man es in Vermischung mit Alaun. Beide Salze geben nun auch die gewöhnlichsten Beizen bei der Färberei, und sie wirken, indem sie die Farben auf den Zeugen festbinden, in ganz analoger Weise, sodaß die