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Abhandlung von der Stadt Ulm

Bruder Felix Fabris, Druck der Buchdruckerei von Heinrich Frey, Ulm, 1909

Nach der Ausgabe des litterarischen Vereins in Stuttgart verdeutscht von Professor K. D. Haßler.

Schlagworte auf dieser Seite: Von dem fünften Stand der Ulmer Bürger, der Geschäftsleute; Wissen

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bewohnte, die bestimmte Erinnerung an ihren Ursprung fortgenommen hat. Aus dieser Familie haben wir in den früher verflossenen Jahren in Ulm Richter, Ratsherren, ulmische Landvögte und Schirmvögte der Prediger gesehen, niemals aber Handwerker.

Wissen (Weiß). (pag. 120).

Die alte ulmische Familie der Weissen, die einst glückliche Schicksale hatte, war berühmt durch Reichtum und Ehren. Aus ihr ernannte zu unserer Zeit Kaiser Sigismund zu einem Dienstmann mit goldenem Schild (miIes auratus) Peter Weiß, den damaligen Gastwirt der in Ulm in dem Hause zur Krone einkehrenden Fürsten. Dieser Peter war ein Mann von besonderem Glück, vernünftig, verständig, reich, beredt und ein ganzer Hofmann. Er hatte mehrere Söhne, die nach dem Tode ihres Vaters auch vom Glück verlassen in verschiedener Weise sich zerstreuten; einer von ihnen, der den besten Teil erwählte, trat in den Orden der Prediger. ein, trachtet mit Eifer nach guten Werken und harrt bis auf den heutigen Tag bei uns aus als Mitbruder und Pater Melchior Weiß, und allmählich vom hohen Alter erschlafft sehnt er sich nach den himmlischen Wohnsitzen.

Außer den in diesem Stand erwähnten Familien nun gibt es noch mehrere, von denen allen mir auch nicht die Namen bekannt sind; einige aber kenne ich, wie z. B. die Rüching, Ritter, Linsen, Falben, Weckerlin, Gienger und viele andere. Denn zu diesem Stand rechne ich alle die, welche mit Bürgern des vorangehenden Standes Ehen geschlossen haben, obgleich sie Handwerker sind oder gewesen sind, wie die Gienger, die vor Alters Müller gewesen, jetzt aber soweit vorwärts gekommen sind, daß sie zu den Geschlechtern gehören, reiche und sehr berühmte Geschäftsleute sind, deren Söhne sich mit den Töchtern der Höchsten und Ältesten ehelich verbinden.

Kap. 5.

Von dem fünften Stand der Ulmer Bürger, der Geschäftsleute.

Der fünfte Stand der Bürger der Stadt Ulm gilt als zusammengesetzt aus (pag. 121) den Geschäftsleuten und ist ein bedeutender und gewissermaßen Hauptstand, zu dem fast alle Vorangehenden und folgenden eine gewisse Beziehung und Anteil haben. Und umgekehrt nimmt er mit allen teil, mit den höheren an Adel und Reichtum, mit den niedrigen an Arbeiten und Nöten; und wenn einer vom zweiten, dritten oder vierten Stand herunterzukommen anfängt, so steigt er alsbald in diesen fünften Stand herab, um wieder zu Kräften zu kommen; und wenn einer von den folgenden Ständen vorwärts kommt, erhebt er sich sogleich in diesen Stand herauf, um noch mehr vorwärts zu kommen. Und so haben sie die größten und geringsten Kaufleute als Genossen und lassen bisweilen die Geschlechter mit ihnen am Gewinn teilnehmen. Diese Geschäftsleute zieren die Stadt Ulm im Inneren, nach Außen aber verschönern sie sie. Denn niemals wäre sie zu solchem Reichtum gekommen und hätte solchen Namen und Ruf erlangt, wenn nicht die Kaufleute dies bewirkt hätten. Darum wurden einst wahre Geschäftsleute, die Handel im Großen trieben, wenn sie reich geworden waren, wie ausgediente Krieger angesehen und in den Stand der dritten adeligen Bürger aufgenommen, wenn sie nur durch Reichtum und Verstand etwas galten. Die Geschäftsleute machten einst die Stadt Tyrus hochberühmt, wie die heilige Schrift Ezechiel 26 und den zwei folgenden Kapiteln sagt. So ist es heute mit den Städten Alexandria