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Meisenheim - Meißen.
An die Gefangenschaft gewöhnt sie sich sehr schnell. Die Blaumeise (Ringel-, Mehl-, Morl-, Himmelsmeise, P. [Cyanistes] coeruleus Kaup), 12 cm lang, 19,5 cm breit, oben blaugrün, auf dem Kopf, den Flügeln, dem Schwanz blau, auf der Unterseite gelb, mit weißem Band von der Stirn zum Hinterkopf, dunklem Scheitel, blauschwarzem Zügelstreif, weißer Wange, bläulichem Halsband und schieferblauen Steuerfedern; die Schwingen sind grauschwarz, die hintern himmelblau, weiß gesäumt, das Auge ist dunkelbraun, der Schnabel schwarz, der Fuß bleigrau. Sie bewohnt ganz Europa und Westasien, vorzugsweise Laubwälder, Baumpflanzungen, Obstgärten, streicht weit herum, geht auch wohl bis Südeuropa, lebt wie die Kohlmeise, nährt sich hauptsächlich von Kerbtiereiern, nistet zweimal im Jahr ziemlich hoch über dem Boden in Baumlöchern und legt 8-10 rötlichweiße, rostfarben punktierte Eier (s. Tafel "Eier I"). Diese Art wird am häufigsten auf den Meisenhütten für die Küche gefangen. In der Gefangenschaft hält sie sich gut und wird sehr zahm. Die Tannenmeise (Holz-, Harz-, Sparmeise, P. [Poëcile] ater L.), 11 cm lang, 18 cm breit, an Kopf, Hals, Kinn und Kehle schwarz, Backen, Halsseiten und ein Streifen am Hinterhals weiß, die übrige Oberseite aschgrau, Schwingen und Schwanzfedern braunschwarz, aschgrau gesäumt, Unterseiten grauweiß, Seiten bräunlich; das Auge ist tiefbraun, der Schnabel schwarz, der Fuß bleigrau. Sie bewohnt ganz Europa und Nordasien bis zum Amur, lebt in Nadelwäldern, streicht vom Oktober bis März in Gemeinschaft mit andern Vögeln umher, nährt sich fast ausschließlich von Insekten und nistet zweimal im Jahr in Baumlöchern, Felsenritzen, meist aber in Mauslöchern. Sie legt 6-8 weiße, rostfarben gefleckte Eier; durch die geregeltere Forstkultur und den dadurch herbeigeführten Mangel an Wohnungen ist sie stark zurückgedrängt worden. Die Sumpfmeise (P. [Poëcile] palustris L.), 12 cm lang, 21 cm breit, an Oberkopf und Nacken schwarz, an Kinn und Kehle grauschwarz, an der Oberseite fahl erdbraun, unterseits schmutzig weiß, seitlich bräunlich, mit dunkelbraunem Auge, schwarzem Schnabel und grauem Fuß, bewohnt besonders in Laubwäldern die Nähe von Gewässern, streicht vom Oktober bis März umher, ist ungemein lebhaft, nistet am liebsten auf alten Weidenköpfen, auch in Erdlöchern, legt im Mai 8-12 grünlichweiße, rostrot punktierte und getüpfelte Eier (s. Tafel "Eier I") und brütet im Juli zum zweitenmal.
Meisenheim, Flecken und Kreishauptort im preuß. Regierungsbezirk Koblenz, an der Glan, hat 2 evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, ein Schloß, ein Amtsgericht, Bierbrauerei, Weinbau, Gerberei, Stein- und Bildhauerei, Viehzucht, Getreidehandel und (1885) 1714 Einw. Der Kreis (früher Oberamt) M. gehörte ehedem zu Hessen-Homburg und fiel 1866 nach dem Tode des letzten Landgrafen an das Großherzogtum Hessen, infolge des Friedensschlusses vom 3. Sept. 1866 aber an Preußen.
Meisenkönig, s. v. w. Zaunkönig.
Meisennüsse, s. Walnußbaum.
Meisje (holländ.), Mädchen.
Meisner, bei botan. Namen für K. F. Meisner, Professor der Botanik zu Basel in diesem Jahrhundert. Polygoneen, Proteaceen, Thymeläaceen, Lauraceen, Konvolvulaceen, Erikaceen.
Meisol, s. Misol.
Meißel, Werkzeug von keilförmiger Gestalt, mit scharfer Schneide von Stahl, bestimmt, mittels Hammerschläge in das Arbeitsstück eingetrieben zu werden und dieses zu zerteilen oder durch Abtrennen kleiner Teile zu bearbeiten. M. zur Bearbeitung der Metalle heißen Kalt- oder Bankmeißel, wenn sie mit der Hand gehalten werden, und Stielmeißel, wenn sie zum Anfassen einen langen Stiel erhalten. Schrotmeißel haben eine runde, Schlichtmeißel eine breite, gerade, Kreuzmeißel eine schmale, gerade, Halbmondmeißel eine bogenförmige Schneide. Abschrot ist ein M., der mit einer Angel auf der Amboßbahn mit der Schneide nach oben gekehrt steht. Ganz kleine M. heißen Stichel und dienen zum Gravieren und Stechen entweder vermittelst kleiner Hämmer oder Handdruckes. Man gibt dem M. gewöhnlich einen Zuschärfungswinkel von 45-70°, während die Seiten unter 15-30° zusammentreten. Besondern Zwecken dienen die Drehmeißel, Hobelmeißel (Drehstahl, Hobelstahl). Holzmeißel, s. Stemm- und Stechzeug.
Meißelpflug, Pflug, bei welchem die Schar durch einen stählernen Meißel verstärkt wird.
Meißen, ehemalige deutsche Markgrafschaft, entstand durch die Zerteilung der großen Sorbenmark an der Mittelelbe nach Markgraf Geros Tod 965, umfaßte ursprünglich die beiden Gaue Daleminzi und Nisani. Als erster Markgraf von M. erscheint urkundlich Wigbert, gestorben vor 978, diesem folgten Thietmar, gest. 978, Günther bis 982 und Rikdag bis 985. Nach dessen Tod verlieh Kaiser Otto III. die Mark einem treuen Anhänger seines Vaters, dem Sohn Günthers, Ekkehard I. Dieser, der schon in Thüringen durch Wahl der Großen die herzogliche Gewalt besaß, strebte 1002 sogar nach der deutschen Krone, fand aber wenig Anhang und wurde noch in demselben Jahr in Pöhlde erschlagen. Nachdem sein Geschlecht mit seinem Sohn Ekkehard II. 1046 erloschen, folgten die Markgrafen Wilhelm und Otto aus dem weimarischen Haus bis 1067 und diesen die Brunonen (Braunschweiger) Ekbert I. und Ekbert II. Letzterer wurde, da er als Gegenkönig gegen Heinrich IV. auftrat, geächtet und fand 1088 einen gewaltsamen Tod, mit der Mark M. belehnte Heinrich IV. den Grafen Heinrich I. von Eilenburg, Sohn des Markgrafen Dedo von der Ostmark. Als dessen Sohn Heinrich II. 1123 ohne Nachkommen starb, bemächtigte sich der Vetter desselben, Graf Konrad von Wettin (s. d.), der Mark und behauptete sich auch mit Unterstützung Herzog Lothars von Sachsen im Besitz derselben gegen den von Kaiser Heinrich V. belehnten Wiprecht von Groitzsch. Seitdem blieben die Wettiner erbliche Markgrafen von M., welches in Verbindung mit dem reichen Familiengut und den übrigen Besitzungen dieses Hauses erhöhte Bedeutung erhielt. Otto der Reiche (s. d.), Markgraf 1156-90; Albrecht der Stolze 1190-95; Dietrich der Bedrängte 1195-1221. Dessen Sohn Heinrich der Erlauchte, 1221-88, brachte durch die Vermählung seines Sohns Albrecht das Pleißnerland unterpfändlich an sein Haus. Wichtiger war, daß er auch Thüringen bis zur Wartburg, auf welches er nach Landgraf Heinrich Raspes Tod als Sohn der Thüringerin Jutta Ansprüche erhob, nach neunjährigem Kampf gegen Sophie von Brabant dauernd für sein Haus erwarb. (Für die folgende Zeit s. Thüringen und Sachsen, Geschichte.) Bei der Einteilung des Deutschen Reichs in die zehn Reichskreise wurde M. zum obersächsischen Kreis geschlagen. Das Burggrafentum M., zu welchem, außer einem Teil des Meißener Schlosses, die Schlösser Frauenstein, Hartenstein, Rochsburg und eine Menge anderer zerstreuter Besitzungen gehörten, wurde vom