Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Buchbinderei'
Seite des Kastens nach der andern herüber und hinüber, hierauf wird der Kamm an der einen Seite des Kastens angesetzt und durch die Farbstreifen
hindurchgezogen; langsames Ziehen giebt runde, rasches spitzige federartige Zeichnung. Beim Goldschnitt werden
die Schnittflächen der Bücher aufs feinste geschabt und geglättet und mit in Wasser und Eiweiß abgeriebenem Bolus bestrichen und dann das Gold
aufgelegt, das mit dem Goldmesser (Taf. II, Fig. 15), das eine
flache, vorn abgerundete Klinge von etwa 2–3 cm Breite hat, von dem Goldkissen (Fig. 10), einem flachen Polster
von festem Leder, die Fleischseite nach außen und durch Haarfüllung hergestellt, auf dem das Gold vorher geschnitten wird, abgehoben wird. Nach dem
Trocknen wird der Schnitt wieder mit dem Glättzahn geglättet. Weitere Schnittarten von schöner gediegener Wirkung sind: der
ciselierte Schnitt, bei dem mit kleinen Instrumenten, sog. Punzen, Sterne, Linien, Bogen u. dgl. frei aus der Hand oder
nach Zeichnungen eingeschlagen werden; der sog. spanische Schnitt, durch Aufdrücken von Stempeln; der
Pariser Schnitt, durch Malen und teilweises Vergolden erzeugt. Ist der Schnitt fertig, so erfolgt das
Kapitalen, eine Verzierung unmittelbar vor dem Buchrücken, die auch zur Befestigung des Rückens dient und aus
einem Streifen Zeug besteht, das nach außen mit einer Schnur versehen ist, die bei Prachtbänden mit farbiger Seide überstochen wird. Bei Büchern, die nur
mit Papier (Pappband) oder engl. Leinwand (Leinwandband) überzogen werden, macht sich zunächst das Anbringen eines von dünner Pappe gebrochenen
Rückens notwendig, dann erfolgt das Ansetzen der stärkern Deckelpappen, die
man mit dazu passenden Linealen (Kantenlinealen) und Messern an den drei Buchseiten abschneidet oder formiert.
Meist bedient man sich zum Schneiden der Pappen einer Maschine, Pappschere
(Taf. I, Fig.5) und Pappenkreisschere
(Taf.II, Fig.13), zum Ritzen der Ritzmaschine (Fig. 2), sowie zum
Schrägen der Deckelpappen einer Kantenschrägmaschine (Taf. III,
Fig. 3). Zur Bearbeitung (Schärfen) fast aller Ledersorten, die in der B., Portefeuillewaren- und Albumfabrikation Verwendung finden, dient die
Lederschärfmaschine (Taf. I, Fig. 9). Um Reise-, Notiz- und
Geschäftsbücher an den Ecken abzurunden, benutzt man viel die Eckenrundstoßmaschine (Fig. 11). Nun erfolgt das
Überziehen des Einbandes mit verschiedenen Stoffen, als Papier, Kaliko, Leder, Pergament, Seide und Sammet, um dem Buche die noch fehlende
Haltbarkeit, gutes Aussehen und Eleganz zu verleihen. Die Ausstanzmaschine
(Taf. II, Fig. 12) wird in der B. vielfach benutzt, um die genannten Stoffe in Massen nach bestimmten
Formen zu verarbeiten und auszuschneiden. Die Leistungsfähigkeit ist außerordentlich und es können von Papier per Tag leicht 300000 Ausschnitte
gemacht werden. Hauptsächlich aber findet die Ausstanzmaschine Verwendung bei der Fabrikation von Kartonnagen, dann zum Ausstanzen von Couverts,
Etiketten, Karten u. dgl. m. Um den Überzug gut haftend zu machen, wird er und auch der Deckel mit Leim bestrichen, glatt aufgelegt und gut angerieben,
eine Arbeit, die viel Übung erfordert. In vielen größern B. bedient man sich der Anreibemaschine
(Taf. II, Fig. 8), die vorzugsweise zum Anreiben von Leinwanddeckeln benutzt wird, da die Leinwand durch
sie keinen Glanz erhält und die Verbindung fester wird. ↔
Die Bucheinbände zerfallen je nach dem Material, mit dem ihr Äußeres bekleidet wird, in verschiedene Kategorien.
Bei der Broschüre werden die Bogen nur mit zwei Stichen in der Mitte, teilweise auch gar nicht geheftet, und das
Buch wird dann unbeschnitten in einen bedruckten Umschlag von Papier durch Ankleben an den Rücken eingefügt. Den niedrigsten Rang unter den
Bucheinbänden nimmt die Steifbroschur ein, sie wird zwar auf Bindfaden, aber nur leicht, geheftet, die Deckel werden
nur von dünner Pappe (Schrenz) gemacht und das Ganze mit Papier höchstens unter Anwendung eines
Leinwandrückens überzogen und beschnitten. Der Pappband erhält unter den Papierüberzug einen Rücken von
dünner Pappe und stärkere Deckel mit Kanten. Mit Halbleinwand- und
Halblederband bezeichnet man die Bücher, deren Rücken und Ecken mit Leinwand (Kaliko), bez. Leder versehen
sind. Ist der Halblederband besonders sorgfältig im Heften, Abpressen, Ansetzen u. s. w. behandelt und der Rücken überdies vergoldet (mit Goldtitel
versehen), so nennt man ihn Halbfranzband. Ist ein Buch ganz mit Leinwand oder Leder überzogen, so ist dies ein
Ganzleinwand-, bez. Ganzlederband.
Ganzfranz nennt man wohl auch den Lederband, der ebenso wie der Halbfranzband besonders sorgfältig gearbeitet
und vergoldet ist. Weiter unterscheidet man nach den Überzugsstoffen Pergament-,
Sammet- und Atlasband.
Von Verbindungen der Bogen (Blätter) miteinander ohne Heften kommen zwei Arten in der B. zur Anwendung. Das
erste Verfahren beruht auf der Verbindung mit Raspel gefaserter einzelner Buchblätter (durch Abschneiden des Rückens erzielt) mit einer Lösung von
Kautschuk in Benzin, mit welcher der Rücken mehrmals überfahren wird; das zweite, dem Buchbinder H. Baumfalk in
Esens 1879 patentierte Verfahren beruht auf der Verbindung des gefaserten Buchrückens mit Leim in Verbindung mit Baumwollfaser; hierbei wird das Buch
sowohl vorn wie am Rücken gleichmäßig beschnitten, in einer Hohlkehle gerundet, eingepreßt, geraspelt, geleimt und mit Barchent überklebt. Beide Arten,
besonders letztere, sind bei sorgfältiger Behandlung sehr dauerhaft.
Als besondere Zweige der B. haben sich im Laufe der Jahre, begünstigt durch den immer größer werdenden Konsum, verschiedene Specialgeschäfte
gebildet, so die Liniieranstalten und Geschäftsbücherfabriken. Bei
Geschäftsbüchern ist größtmögliche Haltbarkeit, verbunden mit flachem Aufschlagen des Buchs, die Hauptsache; das erstere wird erreicht durch Heften
des Papiers auf starke Leinenbänder mit gutem Hanfzwirn sowie Überkleben des Buchrückens mit weichem Leder oder Leinwand, Benutzung starker
Pappen und durch starke Leinwand, Moleskin oder Leder als Überzug; die letztere Eigenschaft erzielt man durch den sog.
Sprungrücken, einen von sich verjüngenden dünnen Pappstreifen geklebten Buchrücken, der, selbst unbiegsam, dem
Buche eine große Elasticität beim Aufmachen verleiht. Eine der vollkommensten in den Liniieranstalten und Geschäftsbücherfabriken verwendeten
Liniiermaschinen ist die auf Taf. III, Fig. 1 dargestellte
Universal-Rollenliniiermaschine von Forste+Tromm in Leipzig. Diese Maschinen liefern stündlich etwa 4000 Bogen
zweiseitige Liniaturen, ein- oder mehrfarbig; sie liniieren und ka-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 652.