Dr. Hermann Alex. Müller,
Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig,
1882
Die bekanntesten Zeitgenossen auf dem Gesamtgebiet der bildenden Künste aller Länder mit Angabe ihrer Werke.
370
Michel - Millais.
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Michael'
ter Wahrheit und treffender Charakteristik schildert. Dahin gehören: Mädchenschule im Sabinergebirge (1874, Kunsthalle in Hamburg), neapolitanische Fischer, Elementarstudien, Bauernfamilie in einer ärmlichen Behausung (1879), Mönche auf dem Chor, Pietro da Cortona malt ein Altarbild in einem Kamaldulenserkloster, von denen nur die beiden letztern ein gesünderes Kolorit haben, und Hiob mit seinen Freunden disputierend (1880). 1875 wurde er Professor an der Akademie in Berlin.
Michel (spr. mischäll), Ernest Barthélemy, franz. Historienmaler, geb. 31. Juli 1833 zu Montpellier, kam 1850 nach Paris, wurde Schüler von Picot und Cabanel und besuchte die École des beaux-arts, wo er 1856 den zweiten und 1860 den ersten römischen Preis erhielt. Während seines Aufenthalts in Rom wurde er durch Krankheit an weitern Studien und Arbeiten gehindert; er kehrte zwar zunächst nach Paris zurück, zog aber seiner Gesundheit wegen den Süden Frankreichs vor und übernahm in seiner Vaterstadt die Stelle eines Konservators des Musée Fabre und Direktors der Kunstschule. Seine auf mehreren Ausstellungen prämiierten Hauptwerke sind: der eingeschläferte Argus (Museum in Montpellier), Daphne (Museum in Angers), die Mildthätigkeit des heil. Martinus (Kirche St. Nicolas des Champs in Paris), Fortuna und das Kind (Museum in Narbonne), der Decamerone (1874). Im Justizpalast und im Theater zu Montpellier führte er dekorative Malereien aus. 1880 erhielt er das Ritterkreuz der Ehrenlegion.
Michetti (spr. mikétti), Francesco Paolo, ital. Genremaler, geboren um 1852 zu Chieti, bildete sich in Neapel unter Eduardo Dalbono und später in Paris. Auf sein glänzendes Debüt, eine frisch und poetisch behandelte Prozession des Corpus Domini zu Chieti, folgten 1878 auf der Ausstellung in Paris die überaus geistreichen Bilder: Frühling und Liebe und der Kuß, ersteres eine Schar mutwillig schäkernder, tanzender, lachender Amoren in den drolligsten Stellungen und heitersten Kostümen, wie sie sich auf einem Hügel ↔ mit dem Blick aufs Meer herumtummeln. Er lebt in Francavilla a Mare bei Chieti.
Miglioretti (spr. milj-), Pasquale, ital. Bildhauer, geboren zu Mailand, war Schüler der dortigen Akademie. Seine Bildwerke zeichnen sich durch anmutsvolle Schönheit und Zartheit aus, die bisweilen auch in Sentimentalität übergeht. Zu seinen besten gehören: der sterbende Abel (1855), Charlotte Corday, der neapolitanische Piccirello und der erste Kummer. Besonders in Mailand, wo er im Februar 1881 starb, werden seine Werke hochgeschätzt.
Mikeschin, Michael, russ. Bildhauer und Historienmaler, geb. 1836 zu Roslavle (Ssmolensk), besuchte die Akademie in Petersburg und machte Studienreisen in Rußland, im Orient, in Deutschland, Frankreich und England. Als Maler schuf er den Einzug Tillys in Magdeburg; bekannter ist er als Bildhauer zunächst durch sein in Nowgorod 1862 errichtetes Erzdenkmal des tausendjährigen Bestehens des russischen Reichs, bestehend aus einem kolossalen Reichsapfel, überragt von einem Kreuz, das gehalten wird von den allegorischen Figuren der geistlichen und der weltlichen Macht, und um den Reichsapfel 17 Hauptpersönlichkeiten der russischen Geschichte. Von ihm ist ferner das großartige Denkmal der Kaiserin Katharina II. in Petersburg, das des Admirals Greigh in Nikolajew und das des Bogdan Schmelnik in Kiew.
Millais (spr. mihlä), John Everett, engl. Genre- und Porträtmaler, geb. 8. Juni 1829 zu Southampton, begann seine künstlerische Ausbildung schon mit neun Jahren, trat 1840 in die Akademie zu London. Nachdem er 1846 mit dem Bild: Pizarro nimmt die Inkas von Peru gefangen debütiert hatte, erhielt er im folgenden Jahr die goldne Medaille für seinen Stamm Benjamins, der die Töchter von Siloah ergreift. Noch als Schüler der Akademie verband er sich, unzufrieden mit dem dortigen Unterricht, mit seinen Freunden William Holman Hunt, Rossetti u. a. zur »präraffaelitischen Schule«, die auf Wiedereinführung des Stils der Italiener des 15. Jahrh. ausgeht. Seine in dieser Richtung ausgeführten
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 371.