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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Lambris - Lamennais.

Lambris (franz., spr. langbrih), Bekleidung des untern Teils der Zimmerwände mit Holz, Stuck oder Marmor. Nach der Höhe unterscheidet man Fuß-, Brüstungslambris und volles Getäfel von 2-2,5 m Höhe.

Lambrit, s. Schreibersit.

Lambro, Fluß in der Lombardei, entspringt in den Bergen der Brianza südlich vom Comersee, durchfließt das Assinathal, nimmt die Abflüsse der kleinen Seen Alserio und Pusiano auf, berührt Monza und Melegnano und mündet nach einem Laufe von 120 km bei Corte Sant' Andrea links in den Po.

Lambruschini (spr. -skini), 1) Luigi, Kardinal und Staatssekretär Papst Gregors XVI., geb. 16. Mai 1776 zu Genua, trat in den Barnabitenorden, wurde sodann Sekretär des Kardinals Consalvi, der ihn zum Wiener Kongreß mitnahm und beim Abschluß mehrerer Konkordate verwendete, dann Bischof von Sabina, 1819 Erzbischof von Genua und 1823 Nunzius in Paris, wo er Karl X. zu einer reaktionären Politik, auch zum Erlaß der Juliordonnanzen riet. Gregor XVI. ernannte ihn 30. Sept. 1831 zum Kardinal, 1836 zum Staatssekretär des Auswärtigen und zum Minister des öffentlichen Unterrichts; später übernahm er das Sekretariat der päpstlichen Breven, ward Bibliothekar im Vatikan, Großprior des Ordens von St. Johann von Jerusalem und Großkanzler des Ordens St. Gregorius. Mit Fanatismus vertrat er den starrsten Absolutismus und verfolgte jede Neuerung. Die freien Regungen in der Kirche bekämpfte er ebenfalls und verfaßte die Staatsschriften im kölnischen Bischofstreit mit Preußen. Er war deshalb auch sehr verhaßt, namentlich im Kirchenstaat, und seiner Herrschsucht wegen wählten ihn die Kardinäle auch nicht beim Konklave nach Gregors XVI. Tod 1846. Mit Pius' IX. Thronbesteigung war daher seine politische Rolle ausgespielt. Der neue Papst ernannte ihn zum Mitglied der neuerrichteten Consulta di Stato, zum Sekretär der päpstlichen Breven und Oberbibliothekar im Vatikan. 1847 wurde L. noch Bischof von Porto, Santa Rufina und Civitavecchia, zweiter Dekan des heiligen Kollegiums und Großkanzler aller Orden des heiligen Stuhls. Beim Ausbruch der Unruhen 1848 vom Volk bedroht, ging er auf kurze Zeit nach Civitavecchia. Nach der Ermordung Rossis 1848 flüchtete er nach Monte Cassino, später nach Neapel und zuletzt zu Pius IX. nach Gaeta. Im April 1850 kehrte er mit dem Papst nach Rom zurück, wo er als dessen Hauskardinal 12. Mai 1854 starb. Er schrieb unter anderm: "Opere spirituali" (Rom 1836, 3 Bde.; 2. Aufl., Vened. 1838) und "Sull' immacolato concepimento di Maria" das. 1843).

2) Raffaele, agronomischer und pädagogischer ital. Schriftsteller, geb. 14. Aug. 1788 zu Genua, schlug die geistliche Laufbahn ein, studierte in Rom, lebte dann auf seinem Gut San Cerbone bei Figline im obern Valdarno und übernahm 1827 die Redaktion des neubegründeten landwirtschaftlichen Blattes "Il giornale agrario". Ebenso war er der geistige Leiter der pädagogischen Zeitschrift "Il guida dell' educatore" (1836), worin er für Italien die Ideen eines Pestalozzi, Girard, Naville u. a. fruchtbar zu machen suchte. Seine "Letture per i fanciulli" und "Lettere giovanili" zählten bald zu den verbreitetsten Bildungsmitteln der italienischen Jugend. Seine Schriften: "Dell' istruzione" (Flor. 1871), "Dell' educazione" (das. 1850), "Elogi e biografie raccolte" (das. 1872) sind sehr geschätzt. Seit 1848 Mitglied der toscanischen Kammer, später Senator des Königreichs und Mitglied der Accademia della Crusca, starb er 9. März 1873 bei Figline.

Lambsheim, Dorf im bayr. Regierungsbezirk Pfalz, Bezirksamt Frankenthal, am Kieferbach und an der Linie Freinsheim-Frankenthal der Pfälzischen Nordbahn, hat eine evangelische und eine kath. Pfarrkirche, Wein- und Kirschenbau, Malzfabrikation, Kalk- und Ziegelbrennerei, Geflügelmästerei u. (1885) 3326 Einw.

Lambton (spr. lämmt'n), John George, engl. Staatsmann, s. Durham 1).

Lamé, Gabriel, Mathematiker, geb. 22. Juli 1793 zu Tours, 1822 Bergingenieur, dann Oberst im russischen Wegebaukorps, 1832-44 Professor der Physik an der polytechnischen Schule in Paris, später Professor der Analysis an der dortigen Fakultät der Wissenschaften; starb 1. Mai 1870. In weitern Kreisen bekannt sind seine "Leçons sur la théorie de l'élasticité" (Par. 1852; 2. Aufl., das. 1866); "Leçons sur les coordonnées curvilignes" (das. 1859).

Lamech, nach der hebräischen Sage (1. Mos. 4) Sohn des Methusalem, der zuerst die Vielweiberei einführte, war der Mann der Ada und Zillah, von denen erstere ihm den Jabal, den Stammvater der Hirten, und Jubal, den ersten Musiker, die andre den Tubalkain, den Stammvater der Schmiede und Handwerker, und die Naemi gebar.

Lamego, Stadt in der portug. Provinz Beira, Distrikt Vizeu, hat eine gotische Kathedrale und (1878) 8385 Einw., welche Weinbau und Handel mit Schinken betreiben. L. ist Bischofsitz. - In L. (dem römischen Lama) wurde 1143 jener berühmte Reichstag abgehalten, der die Erbfolge im Königreich und die Einsetzung von Feudalcortes bestimmte. Daher Cortes von L., in der neuern Geschichte die nach jenen Grundsätzen von Dom Miguel berufenen Cortes.

Lamelle (lat.), dünnes Blättchen, Plättchen; in der Botanik Name der aus der Unterseite des Hutes der Agaricinen strahlig verlaufenden Blättchen; lamellar, tafel-, blatt- oder plattenförmig.

Lamellenräder (Brauers), s. Friktionsräder.

Lamellibranchier, s. Muscheln.

Lamellicornia (Blatthornkäfer), Familie aus der Ordnung der Käfer, s. Blatthornkäfer.

Lamellirostres, Ordnung der Vögel: Zahnschnäbler, Siebschnäbler, Entenvögel.

Lamennais (spr. lamm'nä), Hugues Félicité Robert de, franz. Theolog und Schriftsteller, geb. 19. Juni 1782 zu St.-Malo in der Bretagne als Sohn eines Schiffsreeders, war erst Lehrer der Mathematik und empfing 1816 zu Rennes die Priesterweihe. Nachdem er 1808 mit seinen "Reflexions sur l'état de l'église en France" die schriftstellerische Laufbahn betreten und später die Wiedereinsetzung der Bourbonen gefeiert hatte, veröffentlichte er in seinem "Essai sur l'indifférence en matière de religion" (Par. 1817-25, 4 Bde.; neueste Ausg. 1885) ein Programm des modernen demokratisch-papistischen Katholizismus, welches ihn mit Einem Schlag zu einer schriftstellerischen Größe erhob. In Rom, wohin er sich 1824 begab, wurde er von Leo XII. mit Auszeichnungen empfangen; im Vaterland aber zog ihm die weitere Ausführung seiner hierarchischen Ideen in dem Werk "De la religion considérée dans ses rapports avec l'ordre civil et politique" (Par. 1825-26) eine Verurteilung zu. 1830 gründete er mit Montalembert und Lacordaire die Zeitschrift "L'Avenir", in welcher er unter der Devise: "Gott und Freiheit" förmliche Trennung der Kirche vom Staat sowie Religionsfreiheit für alle Bekenntnisse forderte. In Rom, wohin er sich zur Verantwortung begeben, wurden 1832 seine Doktrinen von Gregor XVI. in einer Encyklika verdammt. L. gab nun