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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Ponceletrad - Poniatowski.

kultät der Wissenschaften zu Paris, 1848-50 war er Kommandant der polytechnischen Schule und 1851 Präsident der wissenschaftlichen Kommission für die Londoner Weltausstellung. Er starb 22. Dez. 1867 in Paris. P. schrieb noch: "Les roues hydrauliques vertikales" (Metz 1826); "Théorie des effets mécaniques de la turbine Fourneyron" (Par. 1838); "Expériences hydrauliques" (mit Lebros, das. 1832); "Introduction à la mécanique industrielle" (3. Aufl. 1870; deutsch von Hallbauer und Kuppler, Nürnb. 1841-45); "Traité de mécanique appliquée aux machines" (Lüttich 1845; 3. Aufl., Par. 1874-1876, 2 Bde.; deutsch von Schnuse, Darmst. 1845 bis 1848).

Ponceletrad, s. Wasserrad.

Poncet (spr. pongssä), Ambroise und Jules, Afrikareisende, wurden von ihrem Oheim Vaudey, dem sardinischen Vizekonsul in Chartum, erzogen und begleiteten ihn auf seinen Handelsreisen auf dem obern Nil. Als derselbe 1854 auf einer Reise von Gondokoro nach Wadai getötet wurde, übernahmen sie sein Geschäft, gründeten mehrere Handelsstationen im Lande der Djur und Niam-Niam und lieferten durch eigne Reisen Beiträge zur Kenntnis jener Gegenden. Wertvoll war besonders ihre "Karte vom Mittellauf des Nils und seinen Nebenflüssen Dender, Sobat, Seraf, Djur". Ambroise starb 1868 in Alexandria, Jules 1873 ebenfalls in Ägypten. Von ersterm erschien "Le fleuve blanc" (Par. 1864).

Ponchielli (spr. pon-kjelli), Amilcare, Opernkomponist, geb. 1. Sept. 1834 zu Paderno Fasolare bei Cremona, Schüler des Konservatoriums zu Mailand, debütierte als dramatischer Komponist 1856 mit "I promessi sposi" zu Cremona und brachte seitdem: "La Savojarda" (1861, 1877 wiederholt als "Lina"), "Roderico" (1864), "La stella del monte" (1867), "Le due gemelle" (1873, Ballett), "Clarina" (1873, Ballett), "Il parlatore eterno" (1873, Schwank), "I Lituani" (1874), "Gioconda" (1876, sein bekanntestes Werk), "Il figliuol prodigo" (1880), "Marion Delorme" (1885). Seit 1881 Domkapellmeister zu Bergamo, starb er 17. Jan. 1886 in Mailand.

Poncho (span., spr. ponntscho), in Südamerika eine Art Mantel, besteht aus einem viereckigen Stück Tuch oder Wollenzeug, mit einem Ausschnitt oder Schlitz in der Mitte, durch welchen der Kopf gesteckt wird, das wertvollste Kleidungsstück in Brasilien, Peru etc., auf dessen Herstellung große Sorgfalt verwendet wird.

Poncieren (franz., spr. pongss-), durchstäuben, die Muster durch Kohlenstäubchen vervielfältigen, indem man diese durch Stiche im Muster hindurchreibt; auch mit Bimsstein (franz. ponce) abreiben (Bimsen).

Pond, in Holland Bezeichnung des Kilogramms.

Ponderabilien (lat.), "wägbare" Naturstoffe, im Gegensatz zu den Imponderabilien (s. d.).

Ponderation (lat.), das Abwägen; das Ausgleichen beim Wiegen; früher auch im übertragenen Sinn bei Komposition von Gemälden gebraucht.

Ponditscherri, franz. Besitzung an der Koromandelküste von Britisch-Indien, 298 qkm (5,4 QM.) groß mit (1882) 140,945 Einw. Das Gebiet bildet einen Teil des Pennerdelta, ist nach W. hügelig und hat ein gesundes Klima. Hauptindustrie sind Weberei und Färberei. Für den Unterricht ist durch zahlreiche Schulen, darunter ein Collège, gut gesorgt. Es bestehen eine Bibliothek von 12,000 Bänden, eine kath. Mission, 2 Waisenhäuser. Die Einkünfte der Besitzung betrugen 1883: 1,432,875 Frank. Eine Eisenbahn verbindet P. mit dem indischen Netz. Die Stadt P., unmittelbar am Meer gelegen, zerfällt in zwei durch einen Kanal getrennte Teile (weiße und schwarze Stadt) und ist Sitz des Generalgouverneur der französischen Kolonien in Indien und mit Regierungsgebäuden und Kirchen gut ausgestattet. Den Eingang in den Hafen schützt ein Leuchtturm. P. wurde 1672 vom König von Bidschapur an die Franzosen abgetreten, von diesen befestigt und soll 1756 70,000 Einw. gezählt haben. 1761 von den Briten erobert und zerstört, 1763 zurückgegeben, 1778 abermals erobert, wurde es im Frieden von Versailles 1783 den Franzosen aufs neue abgetreten, aber schon 1793 vom Nabob von Karnatik in Verbindung mit den Briten wieder in Besitz genommen und die Festungswerke geschleift. Durch den Pariser Frieden 1814 erhielt Frankreich P. zurück gegen das Versprechen, keine neuen Festungswerke daselbst anzulegen.

Pondoland, Gebiet im Kapland unter britischem Protektorat, zwischen Tembuland, Ostgriqualand, Natal und dem Indischen Ozean, 9324 qkm (169 QM.) groß mit 150,000 Einw., Pondo, die aus vielen kleinen Stämmen (Amakwela, Amanyati, Amalana, Amanzi) bestehen. Das P. wird von den Flüssen Umtata u. Umtamvuna begrenzt und vom St. John's River und zahlreichen Nebenflüssen durchzogen. Es wurde 1884 von England annektiert. Hauptort ist Palmerston mit evangelischer Missionsstation.

Pondus (lat.), Gewicht.

Ponént (lat.), einer, der eine Aussage macht, besonders vor Gericht.

Ponewesch (Ponewez), Kreisstadt im russ. Gouvernement Kowno, an der Newesha und der Eisenbahn Kalkuhnen-Radziwilischki, hat 3 Kirchen, eine Kreisschule und (1885) 17,428 Einw. Hier im Juli 1831 Gefecht zwischen Russen und Polen.

Pongau, Landschaft im österreich. Herzogtum Salzburg, umfaßt das Salzachthal von Lend bis Golling nebst den Seitenthälern (darunter das Gasteiner) und entspricht im allgemeinen dem Gebiet der Bezirkshauptmannschaft St. Johann. Merkwürdig darin der enge Felspaß Lueg (s. d.) und die Lichtensteinklamm.

Ponghu, Inselgruppe, s. Pescadores.

Pongo, s. v. w. Orang-Utan oder Gorilla.

Pongo, Negervolk, s. v. w. Mpongwe.

Poniatowski, fürstliches Geschlecht in Polen, unter dessen Sprößlingen hervorzuheben sind (vgl. Szymanowski, Die P., Genf 1880):

1) Stanislaw, geb. 1677 zu Dereczyn in Litauen, schloß sich im Nordischen Krieg an Stanislaus Leszczynski und Karl XII. an, dessen Rettung bei Poltawa 1709 hauptsächlich sein Werk war, begab sich darauf im Auftrag des schwedischen Königs von Bender nach Konstantinopel und bewog den Sultan 1711 zur Kriegserklärung gegen Rußland. Karl XII. übertrug ihm hierfür die Verwaltung seines Herzogtums Zweibrücken. Nach dem Tod Karls XII. nahm er Partei für August II. und wurde von ihm zum Woiwoden von Masovien ernannt, suchte zwar nach Augusts Tod 1733 Stanislaus Leszczynski die Krone zu verschaffen, schloß sich aber bald dem König August III. an und erhielt die Würde eines Kastellans von Krakau. Er starb 3. Aug. 1762. Von seinen Söhnen ward Stanislaw August (s. Stanislaus) König von Polen; Kasimierz, geb. 1721, wurde in den Fürstenstand erhoben und unter der Regierung seines Bruders zum Großkämmerer ernannt, starb 1780; Andrzej, geb. 1735, starb 1773 zu Wien als deutscher Reichsfürst und österreichischer Generalfeldzeugmeister; Michael starb als Erzbischof von Gnesen und Primas von Polen 1794.

2) Stanislaw, Sohn Kasimierz' P., geb. 23. Nov.