Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schweinfurth; Schweinichen; Schweinitz; Schweinsberg; Schweinsborsten; Schweinschädel

746

Schweinfurth - Schweinschädel.

wasserstoff und Ätzkalk, auf Tapeten in feuchten Lokalitäten unter Aushauchung einer flüchtigen Arsenverbindung, wahrscheinlich Arsenwasserstoff. Es ist sehr giftig, und seine Anwendung ist daher beschränkt, namentlich darf es auch nicht angewandt werden, wo es direkt mit der Haut in Berührung kommt oder staubförmig eingeatmet werden kann. In Öl deckt es nicht besonders, trocknet aber gut. Man benutzt es als Öl- und Wasserfarbe. Im Handel wird es gewöhnlich mit Gips, Schwerspat, schwefelsaurem Bleioxyd oder Chromgelb nüanciert und führt dann zahlreiche Namen, wie: Mineral-, Patent-, Kaiser-, Königs-, Kasseler, Wiener, Pariser, Neuwieder, Kirchberger, Papagei-, Mitisgrün etc.

Schweinfurth, Georg, Afrikareisender, geb. 29. Dez. 1836 zu Riga, besuchte das dortige Gymnasium und studierte 1857-63 in Heidelberg, München und Berlin, wo er sich besonders botanischen Studien zuwandte und sich zu einer Reise ins Nilgebiet vorbereitete. Nachdem er 1864 das Nildelta und Unterägypten besucht, ging er nilaufwärts bis Kenneh und von da durch die Gebirge am Roten Meer nach Kossir und über Galabat bis an die Grenze Abessiniens. Den Rückweg nahm S. über Gedaref nach Chartum und von da über Berber, Suakin und Alexandria und kehrte im Juli 1866 wieder nach Europa zurück. Schon im Juni 1868 unternahm er im Auftrag der Humboldt-Stiftung in Berlin eine neue Reise zur botanischen Erforschung der Länder am Gazellenfluß. Am 5. Jan. 1869 ging er von Chartum nilaufwärts nach Faschoda und dem Gebiet der Dschur. Mit Sklavenjägern durchzog er die Länder der Bongo und der Dinka, unternahm eine Reise zu den Niam-Niam, besuchte das Land der Mittu und Madi und entdeckte im Lande der bis dahin noch unbekannten Monbuttu den nach W. fließenden Uëllefluß. Ebenso gewann er sichere Kunde von dem Zwergvolk der Akka, büßte aber auf der Rückreise infolge einer Feuersbrunst fast alle seine Aufzeichnungen und reichen Sammlungen sowie seine ganze Habe ein. Doch gelangte er 27. Juli 1871 wohlbehalten wieder nach Chartum und kehrte im November d. J. nach Europa zurück. Kaum zwei Jahre später (1873), während der Rohlfsschen Expedition nach der Libyschen Wüste, untersuchte S. die Oase Chargeh und vervollständigte so die Resultate jener Forschungsreise. Im Auftrag des Chedive von Ägypten gründete er 1872 in Kairo die Ägyptische Geographische Gesellschaft, deren Vorsitz er übernahm, aber schon 1876 niederlegte, worauf er bis 1878 mit Güßfeldt und Spitta das Gebiet zwischen dem Nil und dem Roten Meer untersuchte, 1879 die Landschaft Fayûm erforschte und 1880 nach dem Libanon sich begab. Darauf wurde er zum Generaldirektor der umfangreichen Museen, Sammlungen, Gewächshäuser etc. in Kairo ernannt, setzte aber seine Thätigkeit in der Erforschung Afrikas unermüdlich fort. So untersuchte er 1882 das Nilthal von Siut bis Assuân, 1883 die Flora von Tobruk an der Küste von Barka, 1888 nahm er seinen Wohnsitz in Lichterfelde bei Berlin, machte aber von dort aus noch im November desselben Jahrs eine Reise nach Arabien. Außer zahlreichen Aufsätzen in der Berliner "Zeitschrift für Erdkunde", in "Petermanns Mitteilungen", im "Globus" etc. hat S. veröffentlicht: "Im Herzen von Afrika" (zuerst englisch, Lond. 1874, 2 Bde.; deutsch, Leipz. 1875; neue Bearb. in 1 Bd., 1878; franz., Par. 1875); "Linguistische Ergebnisse" (in der "Zeitschrift für Ethnologie" 1873); "Artes africanae" (Leipz. u. Lond. 1875) u. a. Er bearbeitete auch die von Kotschy und v. Barnim mitgebrachten Pflanzen.

Schweinichen, Hans von, ein abenteuernder Ritter des 16. Jahrh., geb. 25. Juni 1552 auf dem fürstlichen Schloß Grödizberg in Schlesien, trat 1567 in die Dienste des Herzogs Heinrich XI. von Liegnitz und teilte dessen abenteuerliches Leben. Er starb 1616 und hinterließ ein Tagebuch, welches, bis 1602 reichend, einen sehr wertvollen Beitrag zur Sittengeschichte des 16. Jahrh. liefert und neuerdings von Diezmann ("Leben und Abenteuer des schlesischen Ritters Hans v. S.", Leipz. 1868), von Österley (krit. Ausg., Bresl. 1878) und von E. v. Wolzogen (Leipz. 1884) herausgegeben ward.

Schweinitz, 1) Stadt im gleichnamigen Kreis des preuß. Regierungsbezirks Merseburg, an der Schwarzen Elster, 73 m ü. M., hat ein Amtsgericht, Ziegelbrennerei und (1885) 1314 evang. Einwohner. Landratssitz des Kreises ist Herzberg. - 2) Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Budweis, mit Bezirksgericht, Getreidemühlen, Steinbrüchen und (1880) 3466 Einw.

Schweinitz, 1) Hans Lothar von, deutscher Diplomat, geb. 30. Dez. 1822 zu Kleinkirchen bei Lüben (Schlesien), trat 1840 in das 1. Garderegiment, ward 1857 Adjutant des Prinzen Friedrich Wilhelm, 1861 Major im Generalstab und Militärattaché in Wien, 1865 Militärbevollmächtigter in Petersburg, 1869 Gesandter und, zum General befördert, 1871 Botschafter in Wien, 1876 in Petersburg.

2) Rudolf, Bildhauer, geb. 15. Jan. 1839 zu Charlottenburg, wurde Schüler der Berliner Akademie und bildete sich von 1855 bis 1865 unter Schievelbein aus. 1865 und 1866 setzte er seine Studien in Paris und Rom fort und führte dort Genrefiguren sowie eine Ähren lesende Ruth und eine betende Italienerin aus. Nachdem er noch Studienreisen nach Kopenhagen, München und Wien gemacht hatte, beteiligte er sich in Berlin an der Ausschmückung der Außenseite der Nationalgalerie, für die er als Bekrönung des Giebeldreiecks die Gruppe der drei bildenden Künste schuf. In den folgenden Jahren entstanden: eine Germania als Kriegerdenkmal der Stadt Gera, drei Gruppen auf dem Königsplatz zu Berlin, das Standbild des Hochmeisters Hermann von Salza und die Reliefs mit der Gründung der Stadt Thorn und dem Kampf des Deutschen Ordens gegen die heidnischen Preußen für die Weichselbrücke in Thorn, zehn Statuen am Postament des Denkmals Friedrich Wilhelms III. für Köln, Reliefs aus der Geschichte Berlins an der Balkonbrüstung des Berliner Rathauses und eine Venus, dem Amor die Flügel stutzend. Er hat auch zahlreiche Porträtbüsten und Genrefiguren geschaffen.

Schweinsberg, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Kassel, Kreis Kirchhain, an der Ohm, hat eine schöne Kirche, die Stammburg der gleichnamigen Familie und (1885) 839 meist evang. Einwohner.

Schweinsborsten, die Haare des Hausschweins und des Wildschweins, welche, kaum durch ein andres Material ersetzbar, ausgedehnte Verwendung zu Bürsten, Pinseln etc. finden. Die langen, starken, elastischen S. gewinnt man nur in den nördlichen und östlichen Ländern, in Rußland, Polen und Rumänien, Norddeutschland und Ungarn liefern Mittelware; Wintergut ist besser als Sommergut. Die rohen S. werden gekämmt, um die Wolle abzuscheiden, sortiert, mit Alaunwasser oder Seife gereinigt und an der Sonne oder mit schwefliger Säure gebleicht, zum Teil auch gefärbt.

Schweinschädel, Dorf in Böhmen, an der Straße von Skalitz nach Josephstadt. Hier fand 29. Juni 1866 ein Gefecht statt zwischen der 10. Division des