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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Buchberger; Buchbinderei

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Buchberger - Buchbinderei

gericht (205 qkm, 37 Gemeinden, 45 Ortschaften, 14 394 E.), eine eisenhaltige Mineralquelle und bedeutende Schuhfabrikation. Auf dem nahen Hungerberg (733 m) die Ruinen des alten Bergschlosses Hartenstein, jetzt im Besitze des Grafen Czernin.

Buchberger, einer der besten Schweizer Rotweine, wächst bei Rheineck im Kanton St. Gallen.

Buchbinderei nennt man das vorzugsweise mit Heften und Binden von Büchern, jedoch auch mit der Anfertigung von Arbeiten in Pappe, Papier und verwandten Stoffen beschäftigte Gewerbe. Die Fabrikation von Portefeuillewaren (s. d.) und Kartonnagen (s. d.) hat sich von der B. im engern Sinne abgezweigt und tritt in neuerer Zeit immer mehr als selbständiges Gewerbe oder besonderer Fabrikbetrieb auf. Neben der noch vielfach int Kleinen, handwerksmäßig betriebenen B. ist schon seit vielen Jahren und insbesondere in neuerer Zeit immer mehr der Groß- und Fabrikbetrieb mit Maschinen und Arbeitsteilung zur Herrschaft gelangt. Die Arbeit des Buchbindens besteht zunächst im Falzen oder Zusammenlegen, Brechen des Bogens in das vorgeschriebene Format, in 2 Teile Folio, 4 Teile Quart, 8 Teile Oktav u. s. w. Gegenüber der vielfach angewendeten Handfalzerei bietet die heute sehr verbreitete Falzmaschine, die ein großes Arbeitsquantum liefert, viele Vorteile. Eine Falzmaschine von Martini & Comp. liefert stündlich bis 1500, eine Doppelfalzmaschine (s. Tafel: Buchbinderei III, Fig. 8) 2000 und mehr Bogen. Die gefalzten Bogen werden der richtigen Reihenfolge nach zusammengetragen und darauf kollationiert. Früher als man noch zum Druck Papier ohne Leimung verwendete, ging dem Falzen das Planieren voraus; die Bogen wurden durch mit etwas Alaun versetztes Leimwasser gezogen, getrocknet und zur Erleichterung des Falzens mit dem Schlaghammer (Taf. I, Fig. 8) geschlagen, oder man ließ die Bogen durch ein Walzwerk gehen. Da die Papierfabrikation jetzt bedeutend fortgeschritten und die Buchdruckerei die Bogen gleich geglättet (satiniert) an den Buchbinder liefert, so kommt das Planieren und Schlagen vor dem Falzen nur höchst selten noch vor. Sind also nach dem Falzen die Bücher kollationiert, so werden sie beim Handbetrieb mit dem Schlaghammer geschlagen, bis jede Unebenheit ausgeglichen ist, beim Maschinenbetrieb gewalzt, indem man je 5-6 Bogen auf einmal durch ein Satinierwalzwerk (Taf. I, Fig. 1) gehen läßt. Dem zu bindenden Buche werden nun die ihm zum Halt und zur Zierde dienenden Vorsatzblätter beigefügt, die in der Regel aus zwei ganzen Blättern und einem halben Blatt bestehen, das der Falz genannt wird; dann erfolgt das Heften auf der Heftlade (Taf. III, Fig. 7) durch Zwirn in Verbindung mit Bindfaden (Bünde). Für die Bünde, deren man 2-5, je nach Größe des Buches anwendet, macht man Sägeschnitte in den Rücken der Bücher, wenn die Bünde vertieft liegen sollen; ohne Einschnitte auf Bindfaden geheftete Bücher erhalten erhabene Bünde. Das Einsägen geschieht in größern B. durch die Einsägemaschine (Taf. I, Fig. 4), in die man mehrere kreisförmige Sägen, entsprechend der Zahl der für die Bünde nötigen Vertiefungen, einsetzen und beliebig auseinander rücken kann. Auch das Heften geschieht in neuester Zeit nicht mehr mit der Hand und durch Zwirn, sondern durch Drahtheftmaschinen (Taf. II, Fig. 3 u. 7). Ist das Buch geheftet, so werden die Bünde in die richtige Länge geschnitten und das Vorsatzpapier, d. h. der schmale Bruch innen mit Kleister an den zweiten Bogen gut angeklebt, die Bünde aufgeschabt, sodaß ein flach liegendes Faserwerk entsteht, und dann mit heißem Leim geleimt, um eine innigere Verbindung zu erzielen. Nach dem Trocknen beschneidet man die Vorderseite und klopft das Buch rund, wodurch die gleichmäßige Wölbung des Rückens und die gleiche, hohlkehlenartige Rundung des Vorderschnittes hergestellt wird, setzt dann das Buch zwischen Bretter, doch so, daß diese so weit vom Rücken abstehen, als der nun zu bildende Falz stark werden soll, in die Presse und dreht diese mit dem Preßbengel (Taf. I, Fig. 7) stark zu. Die Stärke des anzubringenden Falzes richtet sich nach den Deckeln, die das Buch erhalten soll, und wird dadurch erzeugt, daß man den geleimten Rücken erst mit Kleister ein wenig erweicht, hierauf mit dem Kaschiereisen nach links und rechts herüberdrückt und dann noch mit dem Hammer durch leichtes Schlagen in die richtige Form klopft. Dies wird in allen größern B. mit der Endossier- oder Abpreßmaschine (Taf. I, Fig. 6) ausgeführt; der mit ihr zu erzielende Nutzen ist sehr bedeutend, da man bis zu 200 Bücher stündlich damit abpressen kann. Um den Rücken schön und gleichmäßig abzurunden, bedient man sich der Rückenrundemaschine (Taf. III, Fig. 2), die gleich vorzüglich die mit Draht und die mit Zwirn gehefteten Rücken rundet. Sind die Bücher abgepreßt, so werden sie in kleinern Werkstätten in der Beschneidepresse (Taf. II, Fig. 5) mittels des Beschneidehobels (Fig. 6) beschnitten, während man fast in jeder größern B. Beschneidemaschinen (Fig. 1, 4 u. 14) eingeführt hat, die mit Leichtigkeit ein großes Arbeitsquantum bewältigen. Der farbige Beschnitt wird meist farbig verziert, und zwar wird bei einfarbigem Schnitt die anzuwendende Farbe erst mit Wasser und ein wenig Kleister auf einem Stein gut verrieben und die Schnitte mit einem Borstenpinsel gleichmäßig bestrichen; nach dem Trocknen preßt man die Bücher ein und glättet den Schnitt mit dem Glättzahn (Taf. III, Fig. 4). Eine andere Art ist der gesprengte oder gespritzte Schnitt. Die Bücher werden dabei eingepreßt und die Farbe mit einem feinen Drahtgitter (Sprenggitter, Taf. I, Fig. 3) und einer mit Farbe versehenen Bürste (Sprengbürste, Fig. 2) aufgespritzt. Durch die Wahl passender Farben und deren Aufsprengen in möglichst gleichmäßigen kleinen Tropfen können sehr hübsche Wirkungen erzielt werden. Der marmorierte Schnitt ist der beliebteste und gut ausgeführt auch der schönste. Seine Herstellung war früher mit vielen Umständlichkeiten und Schwierigkeiten verbunden, jetzt sind Marmorierapparate (Taf. III, Fig. 6), die alle nötigen Präparate und Utensilien in bester Qualität enthalten, billig zu beziehen. Ausgeführt wird er so, daß man einen Blechkasten zur Hälfte mit Grundwasser, bestehend aus Carrageenmoos oder Traganthgummischleim, füllt und darauf die in Wasser und Spiritus abgeriebenen Farben, denen ein geringer Zusatz von Ochsengalle beigefügt wurde, spritzt. Durch weiteres Aufspritzen von verdünnter Ochsengalle zerteilt sich die Farbe zu einem marmorähnlichen Gewebe, in das man den Schnitt leicht eintaucht, der die Farbe abhebt. Beim Kamm-Federschnitt zieht man die aufgespritzten Farben mit einer Nadel oder einem Stäbchen von der einen