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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Dschilolo - Dschokdschokarta.

Dschilolo (Djilolo, Gilolo, bei den Eingebornen Halmahera genannt), die größte der Molukkeninseln, 16,607 qkm (302 QM.) groß, ist ähnlich wie Celebes gestaltet, hoch und (wenigstens im Nordteil) von vulkanischer Bodenbeschaffenheit, aber nur sehr oberflächlich bekannt. Die vier Halbinseln, in die sie zerfällt, haben voneinander getrennte Bergländer, in welchen mehrere Vulkane thätig sind, darunter der durch seine heftigen Ausbrüche furchtbare Gunong Kanor. Pflanzen- und Tierwelt sind denen der übrigen Molukken ganz gleich. Der größte Teil der Insel ist von Malaien bewohnt; Alfuren gibt es nach Wallace nur in der nördlichen, nach Raffray in der südlichen Halbinsel, außerdem eine ziemlich große Zahl von Papua, welche als Sklaven von Neuguinea eingeführt wurden. Die Herrschaft über die Insel ist unter holländischer Oberhoheit zwischen den Sultanen von Ternate und Tidor so geteilt, daß jener die nördliche und südliche, dieser die beiden östlichen Halbinseln beherrscht. Die Zahl der Bewohner wird auf etwa 28,000 angegeben. Die bedeutendsten Ortschaften sind im ternatanischen Gebiet D., Galela und Kau, im tidoresischen Weda und Bitscholi. Landbau wird sehr ungenügend betrieben, der Verkehr ist unbedeutend; die natürlichen Hilfsquellen, an denen die Insel so reich ist, sind vollständig unbenutzt.

Dschingal, in Japan und Indien Bezeichnung für eine lange Luntenflinte.

Dschingischan, s. Dschengis-Chan.

Dschinn (arab.), Dämon, Fee; Dschinnistan, Land der Dschinnen, Feenland.

Dschinni (Dschenne), Hauptstadt der gleichnamigen Landschaft im Fulbereich Massina, auf einer Strominsel des Niger, fünf Tagereisen nordöstlich von Segu, mit 8-10,000 Einw. D. ist ein aus Lehmziegeln erbauter und von hoher Mauer umzogener Ort, dessen Märkte täglich von Karawanen aus den entferntesten Gegenden mit einheimischen und europäischen (meist englischen) Waren versorgt werden. Bedeutend ist besonders der Gold- und Salzhandel. Die intelligente und thätige Bevölkerung (Mandingo, Fulbe, Mauren) fertigt Gewänder, die bis Timbuktu gehen, ferner Goldwaren, Schmiedearbeiten u. a.

Dschirdscheh, s. Girgeh.

Dschirid (arab.), s. Dscherid.

Dschisie (arab.), Kopfsteuer, welche Christen und Juden entrichten müssen.

Dschiti Schahar (Dschiti Schehr, "Sieben-Städtegebiet"), s. Alti Schahar.

Dschodhpur (Jodhpur, auch Marwar), Vasallenstaat im englisch-ind. Kaiserreich, Provinz Radschputana, westlich der Arawalikette, stößt im S. an das Ran von Katsch (s. d.), im O. an den englischen Distrikt Adschmir, sonst an Vasallenstaaten und ist bei einem Areal von 95,804 qkm (1742 QM.) mit (1881) 1,750,403 Einw. der zweitgrößte englisch-indische Vasallenstaat. Im W. und SW. ragt die große indische Wüste herein; je näher derselben, desto größer wird die Abnahme der Fruchtbarkeit, desto vorherrschender Weidewirtschaft. Kaum 7 cm hoch im Jahr fällt hier Regen. Hauptfluß ist der im Ran von Katsch ausmündende Lonifluß; längs desselben stehen die Dörfer verhältnismäßig dicht, und der Ackerbau liefert gute Ernten. Das Quellgebiet des Flusses gilt als der Garten des westlichen Radschputana. Sonst bilden Herden von Hornvieh und Kamelen den Reichtum der Einwohner. In den Norden ragen Salzseen herein, worunter der seit 1869 von England zur Salzgewinnung gepachtete Sambharsee der größte. Salz und Baumwolle sind die wichtigsten Ausfuhr-, Getreide und Baumwollgewebe die wichtigsten Einfuhrgegenstände. Unter den Einwohnern sind die Radschputen tonangebend; Ackerbauer liefern die Dschat (s. d.); die Waldgebirge sind von den Mina (s. d.) bewohnt. Der Staat zeigt alle Schattenseiten indischer Verwaltung und hat sich weniger als andre Britisch-Indien zum Vorbild genommen. Die Steuern sind verpachtet, die Miliz thut Polizeidienste; chaussierte Straßen gibt es eine einzige, Schulen, in denen außer Lesen etwas Weniges in Schreiben und Zinsrechnung gelehrt wird, zwei. Die stärkern Untervasallen trotzen ihrem Oberherrn; unter dem im Februar 1873 verstorbenen Fürsten stellte sich der eigne nachgeborne Sohn des Landesherrn auf ihre Seite. Unter dem jetzt regierenden Maharadscha wurde die Ruhe noch nicht gestört. - Die Hauptstadt D., mit 150,000 Einw., ist am Loni amphitheatralisch aufgebaut und stark befestigt; getrennt von ihr liegen die gleichfalls befestigte heilige Vorstadt Mahamandil, regiert von dem Oberpriester des Reichs, und 8 km nördlich die prachtvollen Ruinen der ehemaligen, 1459 verlassenen Hauptstadt Mandore. S. Karte "Ostindien".

Dschofra (Jofra), Oase in der tripolitan. Sahara, bestehend aus den vier Ortschaften Sokna, Kessir, Hon und Wadan. D. hat ca. 5000 Einw., die dem Ackerbau, der Gartenkultur und dem Handel obliegen. Hauptort ist Sokna, ein ummauertes Städtchen mit berberischer Einwohnerschaft (ca. 2000 Seelen).

Dschohor (engl. Johor), ein winziges malaiisches Fürstentum auf der Südspitze von Hinterindien, 1876 von 75,000 Chinesen und 40,000 Malaien bewohnt. Nachdem der Radscha 1824 die zu D. gehörige Insel Singapur an England abgetreten, lebte er zuerst auf dem Festland in der Stadt D., jetzt einem armseligen Fischerdorf, seit neuerer Zeit auf der Insel Linga; er hat im Umgang europäische Formen angenommen.

Dschokdschokarta (Djokjakarta, javan. Jogjôkertô, "blühende Macht"), niederländ. Residentschaft auf der Insel Java, im östlichen Teil, 3068 qkm (56 QM.) groß mit (1883) 474,519 Einw. (darunter 1530 Europäer und 2888 Chinesen), größtenteils eine hügelige, von den Abhängen der Berge von Kedu zum Meer sich senkende Ebene mit sehr fruchtbarem Boden, die von den Flüssen Progo und Upak bewässert wird. Auf der Nordgrenze erhebt sich der stets dampfende Vulkan Merapi (2806 m). Unter den Produkten ist besonders das Teakholz wichtig. Das Land bildete ehedem mit der Landschaft Surakarta das mächtige Reich Mataram und ist jetzt noch dem Namen nach Eigentum des Sultans von D. und des Fürsten von Pakualam, welche gegen einen Jahrgehalt die Herrschaft bis auf einzelne Ehrenrechte an die niederländische Regierung abgetreten haben. - Die Hauptstadt D. (früher Mataram), am Upak und an der Eisenbahn D.-Samarang, ist Residenz des Fürsten sowie des holländischen Residenten, ein regelmäßig gebauter Ort mit (1881) 44,999 fast durchaus javanischen Einwohnern. Der Sultan besitzt einen ausgedehnten Palast (Kraton), in dessen Umkreis das merkwürdige "Waterkasteel" liegt, ein Gebäude von zwei Stockwerken auf einer künstlichen, terrassenförmig angelegten Insel, zu dem der Eingang unter dem Wasser durchführt, und das durch vier über das Wasser sich erhebende Türme Licht und Luft erhält, früher ein Prachtbau, jetzt ganz dem Verfall überlassen. Auch die zahlreichen alten Lustschlösser in der Umgegend sind verfallen. Ein Fort bestreicht die ganze Stadt. An der Grenze gegen Surakarta liegen die großartigen Tempelruinen von Prambanan.