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Estrun – Etampes (Arrondissement und Stadt)
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Estrich'
fen mit feinem Sand und Stein und Bimsstein, worauf die Fläche mit Leinöl abgerieben wird.
Die Gips-Estriche sind namentlich in Italien, in Frankreich und am Harz gebräuchlich. Auch sie
erhalten eine geebnete Unterlage aus feinem Sand, worauf der mit Leimwasser zu einem dünnen Brei bereitete Gips 3 cm stark
aufgetragen wird. Nach Erhärtung desselben wird die Fläche dreimal mit heißem Leinöl abgerieben.
Die Asphalt-Estriche werden in neuerer Zeit am meisten angewendet und eignen sich
vorzugsweise für Keller, Fluren, Korridore, Abtritte, Pissoirs u. s. w. Der Gußasphalt wird auf eine 9–12 cm starke Betonschicht oder
auf in Sand verlegtes Ziegelsteinpflaster in einer Stärke von 10–25 mm aufgetragen, worauf die Gußmasse mit gesiebtem Sand
gleichmäßig überstreut wird, um sie körnig zu machen. Die Estrichmasse besteht aus geschmolzenem Asphaltmastix, dem man
etwas Bitumen und rein gewaschenen Sand oder sehr kleinkörnigen Kies unter stetem Umrühren zusetzt.
Die E. sind kühl, haltbar und feuersicher und gewähren Schutz gegen Ungeziefer.
Estrun, eine Abtei der Benediktinerinnen für adlige Fräulein in der Nähe von Arras, soll von Karl d. Gr.
gestiftet worden sein. Um 1670 gab der Bischof von Arras ihnen verbesserte Satzungen. Die Klosterfräulein waren zu strengem
Schweigen gegenüber allen nicht dem Kloster Angehörigen, dagegen nur zu mäßigem Fasten verpflichtet und trugen schwarze Mäntel.
Estrup, Jacob Brönnum Scavenius, dän. Staatsmann, geb. 16. April 1825 zu Sorö, begann 1854 im
Folkething seine polit. Wirksamkeit, erhielt 1864 einen Sitz im Landsthing und nahm als Chef der Gutsbesitzerpartei eifrig Teil an der
Revision der Konstitution (1866). Vom 6. Nov. 1865 bis 18. Sept. 1869 Minister des Innern, sorgte er für die Entwicklung der
Eisenbahnen, die Übernahme des Chausseewesens durch den Staat und die kommunale Gesetzgebung. Am 11. Juni 1875 wurde er
Conseilpräsident und Finanzminister. In dem Streit mit der Mehrheit des Folkething hat er viel Energie gezeigt. Der negativen, sog.
Verwelkungspolitik seiner Gegner trat er mit einer Reihe provisorischer Finanzgesetze entgegen, und erst nachdem im Frühling 1894
eine Einigung über das Budget zu stande gekommen war, legte er Aug. 1894 sein Amt nieder.
(S. auch Dänemark, Bd. 4, S. 772b fg.)
Esus, Hesus, Äsus,
keltischer Gott, der durch Menschenopfer geehrt wurde.
Esztergom, ungar. Name von Gran (s. d.).
Eszterház (spr. -hahs), Klein-Gemeinde im ungar. Komitat Ödenburg, nahe dem
Südufer des Neusiedlersees, an der Raab-Ödenburg-Ebenfurter Bahn, hat (1890) 393 magyar. E. und das Stammschloß der fürstl.
und gräfl. Familie Esterházy (s. d.), das seiner Ausdehnung und Pracht wegen vormals
das ungar. Versailles genannt wurde. Es ist in ital. Renaissance erbaut, hat drei Stockwerke und eine sehr wertvolle Schatz-,
Raritäten- und Porzellankammer. Der umgebende Park hat 8 km im Umfang und beherbergt das Theater, in welchem Haydns
Kompositionen, der daselbst 1760–90 fürstl. Kapellmeister war, zuerst aufgeführt wurden. Das Dorf gehört zum Majorat des fürstl.
Familienzweigs.
Et., Abkürzung für «etwas» in Kurszetteln, wenn zu dem
angegebenen Kurse nur kleine Posten ↔ gehandelt wurden. Der Zusatz wird gemacht, damit dem Kurs nicht eine
der Sachlage nicht entsprechende Wichtigkeit beigelegt werde.
Etablieren (frz.), gründen, errichten; sich etablieren bedeutet: sich
geschäftlich niederlassen. Etablissement (spr. -blißmáng),
Niederlassung, Geschäftserrichtung, im weitern Sinne überhaupt Geschäft, Fabrik u. s. w.
Etage (frz., spr. etahsch'), Stockwerk, Geschoß (s. d.);
etagieren, abstufen, etagenmäßig abteilen, namentlich das Haar so verschneiden.
Etagenzünder (spr. -ahschen-), Shrapnelzünder neuerer Konstruktion, bei denen
zur Erreichung einer längern Brennzeit statt eines Satzringes zwei übereinander gelegte benutzt werden.
(S. Zünder.)
Etagère (frz., spr. -aschähr), Gestell (auch Wandbrettchen) für
Nippsachen, meist in mehrern Abteilungen (Etagen) übereinander.
Etain (spr. ětäng), Hauptstadt des Kantons E.
(240,71 qkm, 29 Gemeinden, 10499 E.) im Arrondissement Verdun-sur-Meuse des franz. Depart.
Meuse, 20 km nordöstlich von Verdun, an der Orne und an der Linie St. Hilaire-Batilly (Grenze) der Franz. Ostbahn, hat (1891) 2687,
als Gemeinde 2858 E., ein Kommunal-College; Fabriken von Öl-, Woll- und Baumwollstoffen, Gerbereien, Färbereien, Handel mit
Holz, Getreide, Wein, Kalk, Eisen, Vieh und Fleischwaren.
Etalieren (frz.), zur Schau ausstellen, Waren auslegen; Etalage
(spr. -lahsch'), Schaustellung, Warenauslegung.
Etalon (frz., spr. -lóng), s. Normalmaß,
Währung; Etalon boiteux (spr. bŏătöh),
hinkende Währung, s. Doppelwährung. – E. ist auch Bezeichnung für einen Musterzuchthengst.
Etalonnieren (frz.), Gewichte oder Maße aichen; Etalonnage
(spr. -nahsch'), Aichgebühr.
Etamieren (frz.), verzinnen.
Etamin, Estamin, Stamin,
Tamis oder Damis (vom frz.
étamine, das zugleich Flaggentuch und Beutel- oder Siebtuch bedeutet), ein dünnes, glattes,
stark gepreßtes, sehr glänzendes wollenes Kleiderfutterzeug in allen Farben. Früher stellte man es auch aus Seide sowie aus mit
Wolle gemischter Seide her, und es war sehr beliebt zu Priestergewändern, Manns- und Frauenkleidern, Hals- und Leibbinden,
Gürteln u. s. w.; gegenwärtig fertigt man es nur noch aus reiner Wolle an. Lange Zeit hindurch wurde der in Rede stehende Artikel in
mehrern Manufakturbezirken Frankreichs, Englands, der Niederlande und Deutschlands fabriziert, während jetzt seine Herstellung auf
Reims und Nogent-le-Rotrou beschränkt ist.
Etampes (spr. etángp). 1) Arrondissement
im franz. Depart. Seine-et-Oise, hat 800,18 qkm, (1891) 41551 E., 70 Gemeinden und zerfällt in die
4 Kantone E. (220,85 qkm, 14979 E.), La Ferté-Alais (164,62 qkm,
9696 E.), Méréville (202,27 qkm, 8638 E.), Milly (212,44 qkm,
8238 E.). –
2) Hauptstadt des Arrondissements E., 50 km südwestlich von Paris, an der Linie
Paris-Tours-Bordeaux via Orléans der Franz. Orléansbahn, im fruchtbaren Thale der Juine, Sitz eines Gerichtshofs erster Instanz,
hat (1891) 8045, als Gemeinde 8573 E., drei alte merkwürdige Kirchen: St. Basile, mit Portal und Turm (12. Jahrh.), Notre-Dame, im
Übergangsstil des 12. Jahrh., mit
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 385.