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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Guérin-Mèneville; Guernica; Guernon de Ranville; Guernsey; Guernseylilie; Guéronnière; Guéroult

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Guérin-Mèneville - Guéroult.

studierte 1821-26 in Löwen, übernahm 1828 die "Gazette de la santé" (die spätere "Gazette médicale de Paris") und erhob dieselbe zu dem wichtigsten französischen Fachjournal. Er gründete 1839 das bedeutende orthopädische Etablissement La Muette de Passy u. übte einen sehr hervorragenden Einfluß auf die Neugestaltung der Orthopädie. Einen 1837 von der Akademie ausgesetzten Preis für die beste orthopädische Arbeit gewann er durch ein an Untersuchungen und Beobachtungen ungemein reiches Werk in 16 Bänden mit 400 Tafeln. Dasselbe ist nie vollständig publiziert worden, doch kamen eine Reihe einzelner ausgewählter Kapitel bis 1841 zum Druck; unter diesen: "Die sigmoide Extension und die Beugung in der Behandlung der seitlichen Abweichungen des Rückgrats" (1835); "Scheinbare Verkrümmungen der Wirbelsäule" (1836); "Allgemeine Charaktere der Rhachitis" (1837); "Allgemeine Ätiologie des angebornen Klumpfußes" (1838); "Allgemeine Ätiologie der seitlichen Verkrümmungen des Rückgrats durch aktiven Muskelzug" (1839); "Neue Untersuchungen über veralteten Torticollis und die Behandlung dieser Difformität durch die subkutane Durchschneidung der verkürzten Muskeln" (1841); "Untersuchungen über die angebornen Verrenkungen" etc. G. starb 25. Jan. 1886 in Hyères.

4) Léon de, franz. Schriftsteller, geb. 29. Nov. 1807 zu Mortagne (Orne), kam 1828 nach Paris, wo er das "Journal des enfants", dann die "Gazette des enfants et des jeunes personnes" gründete und 1846 zum Geschichtschreiber der Marine ernannt wurde. Am bedeutendsten sind seine "Histoire maritime de France" (1842-43, 4. Aufl. 1863) und die Geschichte des Krimkriegs: "Histoire de la dernière guerre de Russie" (1858, 4 Bde.), deren Hauptinhalt der Korrespondenz seines in jenem Kriege gefallenen Bruders Adolphe entnommen ist. Von seinen zahlreichen Schriften für die Jugend, die teilweise unter dem Pseudonym Léonide de Mirbel erschienen, sind am bekanntesten: "Le tour du monde", "Les jeunes navigateurs", "Les marins illustres de la France", "Les navigateurs français", "Veillées du vieux matelot" u. a.

Guérin-Mèneville (spr. gheräng-män'wil), Félix Edouard, Naturforscher, geb. 12. Okt. 1799 zu Toulon, gest. 26. Jan. 1874 in Paris, bemühte sich um die Hebung der Seidenzucht durch Einführung neuer Raupen und berichtete vielfach über gewonnene Resultate. Von der Regierung wurde er wiederholt mit offiziellen Aufträgen betraut. Er schrieb: "Iconographie du Règne animal de Cuvier" (Par. 1830-1844, 7 Bde.); "Genera des insectes" (das. 1835); "Spécies et iconographie générique des animaux articulés" (das. 1843); "Guide de l'éleveur de vers à soie" (das. 1856); auch gab er das "Magasin de zoologie, d'anatomie comparée et de paléontologie" (das. 1831-44, 26 Bde.) heraus.

Guernica (spr. uer-), Bezirksort (Villa) in der span. Provinz Viscaya, mit (1878) 1580 Einw., in frühern Zeiten Sitz des baskischen Parlaments.

Guernon de Ranville (spr. ghärnóng d'rangwil), Martial Côme Perpétue Magloire, Graf, franz. Staatsmann, geb. 2. Mai 1787 zu Caen, trat 1806 kurze Zeit in Napoleons Garde, wurde wegen Kurzsichtigkeit entlassen, studierte die Rechte, ward 1813 Advokat in seiner Vaterstadt, diente 1815 unter den königlichen Freiwilligen gegen Napoleon und flüchtete nach dessen zweiter Thronbesteigung zu Ludwig XVIII. nach Gent. Nach der zweiten Restauration ward er wieder Advokat, 1820 Präsident des Gerichtshofs zu Bayeux, 1822 Generaladvokat in Kolmar, 1824 Generalprokurator zu Limoges, 1826 in Grenoble und 1829 zu Lyon. In demselben Jahr trat er für das Departement des Unterrichts und des Kultus in das Ministerium Polignac ein, unterzeichnete die Ordonnanzen vom 25. Juli 1830 und wurde nach der Julirevolution zu Tours verhaftet und 21. Dez. d. J. zu lebenslänglichem Gefängnis auf der Festung Ham verurteilt, wohin er mit den übrigen Ministern Karls X. abgeführt wurde; mit ihnen ward er 1836 auch wieder freigelassen. G. starb 28. April 1866 auf Schloß Ranville bei Caen. Er schrieb: "Recherches historiques sur le jury" (Caen 1819).

Guernsey (spr. gérnsi), eine der zu England gehörigen Kanalinseln (Sarmia der Alten), 67 qkm (1,21 QM.) groß mit (1881) 32,659 Einw., hat die Gestalt eines Dreiecks, mit steiler, von tiefen Schluchten zerrissener Südküste, während das nördliche Gestade flach ist, und bildet im Innern eine ebenso reizende wie fruchtbare Landschaft. Etwa zwei Drittel der Insel sind Acker- und Gartenland. Berühmt sind die Kühe von G., die außer dem Granit die Hauptartikel der Ausfuhr bilden. Die Lokalverwaltung ist ähnlich wie in Jersey. Hauptstadt ist St. Peter's Port (s. d.). G. ist Sitz eines deutschen Konsuls. S. Karte "Frankreich".

Guernseylilie, s. Amaryllis.

Guéronnière, s. La Guéronnière. ^[richtig: Laguéronnière.]

Guéroult (spr. gheru), Adolphe, franz. Publizist, geb. 29. Jan. 1810 zu Radepont (Eure) als der Sohn eines reichen Industriellen, war nach beendeten Studien ein begeisterter Anhänger des Saint-Simonismus u. ging 1836 im Auftrag des ältern Bertin nach Spanien, von wo aus er für das "Journal des Débats" äußerst anziehende und sachkundige Artikel über jenes Land schrieb, die später unter dem Titel: "Lettres sur l'Espagne" (Par. 1838) als selbständiges Werk erschienen. Ähnliche Berichte lieferte er eine Reihe von Jahren auch über Italien, wohin er sich nach seiner Rückkehr aus Spanien begab. 1842 wurde er vom Minister Guizot zum französischen Konsul in Mazatlan (Mexiko) ernannt und 1847 in gleicher Eigenschaft nach Jassy versetzt. Von der provisorischen Regierung 1848 seiner Stelle enthoben und nach Paris zurückgekehrt, hielt er es mit den Verteidigern der demokratisch-sozialen Revolution und schrieb zahlreiche Artikel zuerst für den "Crédit", nachher für die "République". Durch den Staatsstreich vom 2. Dez. 1851 sah er seine litterarische Thätigkeit auf industrielle Fragen beschränkt, die er namentlich in der Zeitschrift "L'Industrie" erörterte. Seit 1857 Hauptredakteur der "Presse", gründete er 1859 ein neues politisches Tageblatt, "L'Opinion nationale", das Organ der durch den Prinzen Napoleon inspirierten imperialistischen Demokratie, das unter seiner Redaktion schnell Bedeutung erlangte. 1863 wurde er von Paris in den Gesetzgebenden Körper gewählt, wo er zur demokratischen und antiklerikalen Opposition gehörte und große Rednergabe bewies, aber wegen seiner Unterstützung der deutschen Politik des Kaisers der Bestechung durch Bismarck beschuldigt wurde. Bei der Neuwahl 1869 fiel er durch. Nach dem Sturz des Kaiserreichs trat er für die gemäßigte Republik auf. Während der Herrschaft der Kommune wurde er im März 1871 wegen seines Protestes gegen die munizipalen Wahlen zum Tod verurteilt, entkam aber nach Versailles. Er starb 21. Juli 1872 in Vichy. Seine wichtigern Arbeiten erschienen gesammelt als "Études de politique et de philosophie religieuse" (1862).