Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Messen'
Die Regierungen suchten, um die M. zu heben, dieselben durch die sog. Meßfreiheiten zu fördern, welche in Befreiung von Zöllen und
Abgaben, in freiem Geleit für die Reisenden und Warentransporte, in beschleunigtem Verfahren bei Rechtsstreitigkeiten, Unzulässigkeit des Wechselarrests während der M.
wegen früher fällig gewordener Wechsel u. s. w. bestanden. Ebenso traf man Veranstaltung, daß die Zahlungen, welche bei den sehr verschiedenen Münz- und Gewichtssystemen
manche Schwierigkeiten hatten, sich auf den M. verhältnismäßig leicht machten. In neuerer Zeit verloren die M. an Bedeutung, und einzelne sind ganz eingegangen. Die Ursachen
dieses Absterbens einer einst blühenden Einrichtung liegen in den veränderten Handels- und Verkehrsverhältnissen. Nur wo es noch an ausreichenden und guten
Kommunikationsmitteln fehlt, wie z. B. in Rußland und Asien, stehen die M. noch in voller Blüte, während sie in Europa sich mehr und mehr zu bloßen Abrechnungstagen und
Musterausstellungen oder größern Jahrmärkten gestalten, bei denen der Detailverkauf das Übergewicht erlangt.
Für jede Messe besteht eine Meßordnung und auch eine Art von Meßrecht, insofern bestimmte örtliche
Festsetzungen rechtlicher Art für den Handelsverkehr zwischen den Meßbesuchern gelten. Die Zeiten der M. und die Dauer derselben sind fest bestimmt; doch beginnen die
Geschäfte häufig schon vor der eigentlichen Meßwoche. Die letzten Tage der M. sind die Zahltage, an welchen die Abrechnungen stattfinden. Über die Fälligkeit der sog.
Meßwechsel s. d. Die wichtigsten deutschen M. sind die zu Leipzig und Frankfurt a. O. Diesen schließen sich
Braunschweig und Frankfurt a. M. an. In Frankreich waren früher sehr berühmt die M. der Champagne (Reims, Troyes, Châlons, Sedan) und die von Lyon und Beaucaire, in Italien
die zu Sinigaglia und Bergamo, in Spanien die von Medina del Campo; in Rußland hat gegenwärtig Nishnij Nowgorod die bedeutendste von allen M.; in Polen sind die M.. von Lodz
und Warschau bemerkenswert. Außer Europa giebt es wichtige M. zu Tanta in Ägypten, zu Mekka, zu Hardwar (Ostindien) und zu Irbit, Kiachta, Tschim und Tjumen in Sibirien. – Vgl.
Bourquelo, Études sur les foires de Champagne (2 Bde., Par. 1865–66); Philippi, Die M. der Stadt Frankfurt a. O. (Frankf. a. O. 1877); Hasse,
Geschichte der Leipziger Messe (Lpz. 1885); Chassignet, Essai historique sur les foires françaises au moyen âge (Nancy 1890).
Messenĭen, die südwestlichste Landschaft des Peloponnes, wird im O. durch den Taygetos von Lakonien, im N. durch das
Lykäongebirge (jetzt Tetragi und Diaphorti) und die tief eingeschnittene Schlucht, in welcher die Neda fließt, von Arkadien und Elis getrennt, im W. und im S. vom Ionischen Meere
bespült, das von S. her tief in das Land eindringt und so den Messenischen Meerbusen (Golf von Koroni) bildet. Die Mitte der Landschaft
nehmen zwei, durch einen niedrigen Hügelzug getrennte Ebenen von üppiger Fruchtbarkeit ein, beide vom Flusse Pamisos durchflossen; die nördl. Ebene wurde nach einer alten
Ortschaft Stenyklaros, die südliche Makaria («die gesegnete») genannt. Im O. der Ebenen erheben sich die dürren Ausläufer des nördl. Taygetos, worüber Bergpässe nach Sparta
und Megalopolis führen; den westl. Teil der Landschaft nimmt dagegen ein breites Faltengebirge aus ↔ Thonschiefer und Kalkstein mit nordnordwestl. Richtung
ein, das im Sechi (1391 m) und Hagia Varvara (1220 m) gipfelt und gegen O. in die Ebenen hinein den steilen Berg Ithome (s. d., jetzt Vurkano) vorschiebt,
gegen W. aber zum Meere hin von einer fruchtbaren Bergterrasse begleitet wird, heute wichtig durch ihren Korinthenbau. Nach S. setzt sich dieses Gebirge in eine Halbinsel fort,
die im Berge Mathia (jetzt Lykodimo, 957 m) gipfelt und im Kap Akritas (jetzt Gallo) endet. Vor dieser Halbinsel liegen im S. die kleinen Önussischen Inseln Schiza und Sapienza,
vor der Westküste die Insel Sphagia (Sphakteria), die die Bucht von Pylos (Navarino) vom Meere abscheidet, und weiter nördlich das Inselchen Proti. M. wurde nach der
Überlieferung in den ältesten Zeiten von Lelegern und Achäern bewohnt und bildete zum Teil ein Staatsgebiet mit der Hauptstadt Pylos, als dessen Herrscher in der Homerischen
Dichtung Nestor (s. d.) erscheint. Mit dieser ältern Bevölkerung vermischten sich die von Norden her eindringenden Dorier; ihr Führer war der Sage nach
Kresphontes, der ganz Messene unter seine Herrschaft einte. Der Eroberungsdrang der östlich benachbarten Lacedämonier führte bald zu Reibungen, schließlich zu erbitterten
Kämpfen, die unter dem Namen Messenische Kriege bekannt sind, und in denen die Messenier trotz verzweifelter Gegenwehr schließlich
erlagen. Einzelheiten dieser Kämpfe sind wenig bekannt und meist sagenhaft ausgeschmückt; nicht einmal die Zeit kennt man genau. Den
ersten Krieg verlegen die Alten in die J. 743–724 v. Chr., wahrscheinlich aber hat er etwas später, am Ausgang des 8. Jahrh. stattgefunden.
Auf Spartas Seite führten ihn die Könige Polydorus und Theopompus, an der Spitze der Messenier stand Aristodemus (s. d.). Der Krieg endete mit der
Eroberung des Ithome nach langer Belagerung. Den zweiten Krieg setzt die Überlieferung 685–668 v. Chr., doch gehört er wahrscheinlich in
die zweite Hälfte des 7. Jahrh. Diesmal führte die Messenier Aristomenes (s. d.), die bereits im Kampf nachlassenden Spartaner entflammte mit seinen
Kampfliedern der Dichter Tyrtäus. Nach einer schweren Niederlage wurden die Messenier wieder in einer Bergfeste (Ira im Norden) eingeschlossen und mußten endlich
kapitulieren. Danach wanderte ein Teil der Bevölkerung nach Sicilien aus, wahrend die Zurückgebliebenen wieder zu Heloten gemacht wurden. So war M. aus der Reihe der
selbständigen griech. Staaten gestrichen und blieb, da auch ein späterer Versuch der eingeborenen Bevölkerung, ihre Unabhängigkeit wiederzugewinnen (der sog.
dritte Messenische Krieg, 464–455 v. Chr., der wieder den Ithome zum Mittelpunkt hatte), unglücklich ausfiel, eine Provinz Spartas bis zur
Demütigung dieses Staates durch die Thebaner unter Führung des Epaminondas. Dieser stellte 369 M. als selbständigen Staat her und gab ihm durch die Gründung der Stadt
Messene am Fuße des Ithome (bedeutende Reste namentlich der Befestigungen sind jetzt noch vorhanden) einen neuen Mittelpunkt und
festern Halt. Doch gelangte die neue Schöpfung zu keiner selbständigen polit. Bedeutung und spielte namentlich in den letzten Kämpfen vor dem Untergang der griech.
Selbständigkeit, in den Kriegen des Achäischen Bundes und Macedoniens, weder eine glänzende, noch ehrenvolle Rolle. Außer Messene und den andern genannten Städten
waren im Alter-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 805.