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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Omnia vincit Amor – Onagraceen

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Omnĭa mea mecum porto'

findende Übersetzung eines Ausspruchs des griech. Philosophen Bias, welche der von Matthias Claudius redigierte «Wandsbecker Bote» zum Motto nahm.

Omnĭa vincit Amor (lat.), «alles besiegt der Gott der Liebe», Citat aus Virgils «Eclogae» (10, 69).

Omnĭbus (lat., d. i. für alle), geräumige, oft mit unbedeckten Obersitzen versehene Fuhrwerke, die für niedriges Fahrgeld in größern Städten neben den Fiakern den Personenverkehr vermitteln. Die Idee dieser Art von regelmäßiger Personenbeförderung ist nicht neu. Infolge eines Edikts Ludwigs XIV. trat 18. März 1662 in Paris das Institut der sog. Carosses à cinq sous ins Leben (jeder Wagen zu acht Personen), die zu bestimmten Zeiten bestimmte Linien durchfuhren. Dies Unternehmen konnte sich jedoch nur kurze Zeit halten. Die Anfänge des modernen Omnibuswesens wurden 1823–27 abermals zu Paris gemacht, von wo aus sich die Einrichtung mit ihrem damals aufgekommenen Namen allmählich überallhin verbreitete. In London errichtete ein gewisser Shillibeer (nach dem die O. eine Zeit lang benannt wurden) 4. Juli 1829 die ersten Omnibuslinien.

Omnĭbuszüge, s. Eisenbahnzüge.

Omnigrāph (lat.-grch.), eine von Becker in London 1841 erfundene Maschine, die die gleichmäßige Gravierung von Schriften auf Stein wesentlich erleichtern soll.

Omnipoténz (lat.), Allmacht.

Omnipräsénz (lat.), Allgegenwart.

Omnis (lat.), jeder.

Omnĭum (lat.), ein Rennen, das für alle Pferde ohne Rücksicht auf Alter, Geschlecht und Abstammung offen ist.

Omnivōren (lat., d. h. Allesfresser), Bezeichnung für diejenigen Tiere, welche ihre Nahrung sowohl aus dem Pflanzenreich wie aus dem Tierreich wählen, überhaupt alles Genießbare, ohne große Auswahl zu treffen, was ihnen vorkommt, fressen, wie es z. B. Schweine, Enten, Raben u.s.w. thun. (S. auch Karnivoren und Herbivoren.)

Omo (Umo), Fluß in der südabessin. Landschaft Kaffa, mündet in den Rudolfsee und wurde früher für den Oberlauf des als Jub in den Indischen Ocean mündenden Webi-Giweni gehalten.

Omodȳnie (grch.), Schulterschmerz.

Omphacīt, eine grasgrüne Abart des Augits (s. d.), die derb, in körnigschaligen und körnigen Aggregaten gewöhnlich mit rotem Granat zusammen vorkommt, hauptsächlich im Eklogit (s. d.).

Omphăle, die Tochter des lydischen Königs Jardanos und Gemahlin des Tmolos, nach dessen Tode sie selbst regierte, kaufte von Hermes den Herakles und gebar diesem einen oder mehrere Söhne. Herakles soll in ihrem Dienste weibisch geworden sein, Wolle gesponnen haben u.s.w., sie dagegen Keule und Löwenhaut geführt haben. Es sind dies Sagen asiat. Ursprungs von der lydischen Mondgöttin und ihrem Gemahl, dem Sonnengott, von welchen man glaubte, daß sie die Eigenschaften beider Geschlechter tauschten oder auch in sich vereinigten. U. von Wilamowitz-Möllendorff in seiner Ausgabe des «Herakles» des Euripides (Berl. 1880) deutet O. jedoch vielleicht besser als die eponyme Heroine der thessal. Stadt Omphalion.

Omphalocēle (grch.), der Nabelbruch.

Omphălomantie (grch.), Weissagung aus der Nabelschnur eines neugeborenen Kindes.

Omphalopsychoi, Omphalopsychiten (grch., d. h. Nabelseelen), mystische Sekte, s. Hesychasten. ↔

Omphălorrhăgie (grch.), Nabelblutung bei Neugeborenen (s. Nabel).

Omphălos (grch.), Nabel; im altgriech. Kultus Bezeichnung eines heiligen Steins zu Delphi, welcher als Mittelpunkt der als flache Scheibe gedachten Welt oder als Nabel der dort verehrten Mutter Erde galt.

Omri, bei Luther Amri, der sechste König des Nordreichs Israel und Vater des Ahab, regierte um 900 v.Chr. Auf die Nachricht hin, daß der Kriegsoberste Simri den König Ela ermordet und die Herrschaft an sich gerissen habe, wurde der Feldhauptmann O. von seinem Heere zum König ausgerufen, eilte mit diesem rasch nach Tirza gegen Simri, der jetzt in den Flammen des Königspalastes seinen freiwilligen Tod fand. Doch hatte O. noch mehrere Jahre wider den Gegenkönig Thibni zu kämpfen. Er verlegte die Residenz des Reichs von Tirza nach Samaria (s. d.), das er ausbaute und befestigte, führte einen unglücklichen Krieg mit Ben-hadad I. von Syrien-Damaskus, befestigte aber seine Herrschaft im Ostjordanlande und dehnte sie südwärts bis ins Moabitergebiet hinein aus. Die Mesainschrift (s. Mesa) erzählt, daß er Moab bedrückt habe. Den Assyrern zahlte er Tribut.

Omsk. 1) Kreis im nordöstl. Teil des russ.-centralasiat. Gebietes Akmolinsk, im NO. eben, fruchtbar, vom Irtysch bewässert, im S. Steppe mit Salzseen, hat 44391,4 qkm, darunter 3112,5 qkm Seen, 54120 E., meist Kirgisen, und Viehzucht. Nur am Irtysch und Sibirischen Trakt sind Russen, die Ackerbau und Handel treiben. –

2) Hauptstadt des Steppen-Generalgouvernements, des Gebietes Akmolinsk und des Kreises O., in baumloser Steppe und auf beiden Seiten des Om sowie an der Linie Kurgan-O. (430 km; eröffnet im Sept. 1894) der Sibir. Eisenbahn, hat (1893) 40950 E., 12 russ., 1 kath., 1 evang. Kirche, 2 israel. Betschulen, 1 Moschee, alte Festung, 1 Knaben-, 1 Mädchengymnasium, Mädchenprogymnasium, Lehrerseminar, technische Schule, Kadettenkorps, Kirgisenschule, öffentliche Bibliothek und Museum der Geographischen Gesellschaft, Theater, 2 Zeitungen, Stadtbank, Flußhafen, wenig Industrie und Handel.

Ona, Volksstamm, s. Feuerland.

Onăger (Equus onager Schreb.), Gurkur, Kulan, eine Art wilder Esel, hellgrau, an den Seiten gelblich, auf dem Rücken ein brauner, weiß eingefaßter Längsstreifen, Körperlänge 1,75 m, bewohnt die Steppen Persiens und Mittelasiens. Er wird in Persien häufig jung eingefangen und als Reittier dressiert.

Onăger, eine bei den Römern angewendete Form der einarmigen Balliste (s. d.). Ursprünglich, wie es scheint, nur von großen Ballisten gebraucht, dehnte sich diese Bezeichnung später auf alle Wurfgeschütze (im Gegensatz zu den Horizontalgeschützen) aus. In der Kaiserzeit trat der O., auf einem mit je zwei Ochsen bespannten Wagen fortgeschafft, auch als Feldwurfgeschütz auf; jede Legion hatte (außer 55 Karrenballisten, s. d.) 10 O.

Onagracēen, Pflanzenfamilie aus der Gruppe der Dikotyledonen, Ordnung der Myrtifloren (s. d.), gegen 300 kosmopolitische, vorwiegend der gemäßigten und heißen Zone angehörende Arten umfassend, meist krautartige Gewächse mit gegen- oder wechselständigen Blättern und oft lebhaft gefärbten großen Blüten, zwei bis vier Blumenblättern und zwei, vier oder acht Staubgefäßen; meist eine Kapsel-, seltener Beeren-, Nuß- oder Steinfrucht. Die O. scheiden

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 592.