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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Pfifferling; Pfingsten; Pfingstgebräuche, Pfingstgraf; Pfingstrose; Pfingstvogel; Pfinz; Pfinzing; Pfirsichbaum

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Pfifferling - Pfirsichbaum.

ärztlichen Thätigkeit war er mit Erfolg bei Choleraepidemien thätig gewesen. Jetzt nahm er an der Förderung der besonders von Pettenkofer angeregten Untersuchungen lebhaften Anteil und unterstützte dieselben namentlich auch in seiner Stellung als Referent im Ministerium. Auf seine Initiative wurde dann auch die öffentliche Gesundheitspflege als obligater Teil des ärztlichen Fachstudiums eingeführt. Weiter brachte er in Bayern das Prinzip der ärztlichen Freizügigkeit zur Geltung und reformierte das medizinische Prüfungswesen. Er schrieb: "Zum Schutz wider die Cholera" (Heidelb. 1849). Auch gab er "Platens Tagebuch, 1796-1825" (Stuttg. 1860) heraus. Er starb 13. Sept. 1869 in Pertisau. Vgl. Kerschensteiner, Leben und Wirken des Dr. K. v. P. (Augsb. 1871).

Pfifferling, Pilzart, s. Cantharellus; danach oft als Bezeichnung des Geringen, Wertlosen.

Pfingsten (v. griech. pentekoste, "fünfzig"), in der christlichen Kirche das dritte hohe Fest des Kirchenjahrs, welches zum Andenken an die Ausgießung des Heiligen Geistes und Stiftung der christlichen Kirche 50 Tage nach Ostern gefeiert wird. Sichere Spuren des Pfingstfestes finden sich erst seit dem 4. Jahrh. vor, und zahlreiche Bräuche weisen auf ein heidnisches Frühlingsfest zurück, wie denn auch das jüdische Wochenfest, aus welchem P. entstanden, ursprünglich den Abschluß der Getreideernte bedeutete; s. Feste, S. 171.

Pfingstgebräuche, Pfingstgraf, s. Maifest.

Pfingstrose, s. v. w. Paeonia officinalis.

Pfingstvogel, s. v. w. Pirol.

Pfinz, Fluß im südwestlichen Deutschland, entspringt bei Pfinzweiler im Oberamt Neuenbürg des württemberg. Schwarzwaldkreises, fließt in seiner Hauptrichtung nördlich, tritt bald nach Baden über, speist den nach Karlsruhe führenden Kanal Landgraben und mündet nach 66 km langem Lauf Germersheim gegenüber in den Rhein.

Pfinzing, Melchior, Dichter, geb. 25. Nov. 1481 zu Nürnberg, ward Geheimschreiber und Rat Kaiser Maximilians I., daneben 1512 Propst bei der Sebalduskirche zu Nürnberg und 1521 bei St. Viktor in Mainz, wo er 24. Nov. 1535 starb. In seinem historisch-allegorischen Gedicht "Theuerdank" ("Die geuerlichkeiten vnd eins teils der geschichten des loblichen streytparen vnd hochberümbten Helds vnd Ritters Herr Tewrdanckhs", Nürnb. 1517 u. öfter) werden die Abenteuer beschrieben, welche Kaiser Maximilian I. (Theuerdank, d. h. der auf Abenteuer Denkende) zu bestehen hatte, ehe er in den Besitz der schönen und reichen Prinzessin Maria von Burgund gelangen konnte. Maximilian selbst soll den Plan zu dem Gedicht entworfen, mag wohl auch einzelnes ausgeführt haben. In einem harten Stil und in gezwungenen Reimen werden ohne alles poetische Feuer Allegorien auf Allegorien bis zur Unverständlichkeit gehäuft, und doch fehlte es dieser harten Sprache nicht an Kraft, die in der spätern Umarbeitung von Burk. Waldis (Frankf. 1553) völlig verschwand. Den Schlüssel zu den in den Allegorien versteckten Namen gab Frank in seiner "Chronik" (Bern 1539). Neue Ausgaben des "Theuerdank" besorgten Haltaus (Quedlinb. 1836) und Gödeke (Leipz. 1878). Die erste Ausgabe des Werkes ist wertvoll durch ihre topographische Ausstattung und die trefflichen, von H. Schäufelein und Burgkmair gefertigten Holzschnitte (Faksimileausgabe durch die Holbein Society in London 1884).

Pfirsichbaum (Pfirsche, Pfirsing, Persica Tourn.), Untergattung der Gattung Prunus (Familie der Rosaceen), Bäume oder Sträucher mit länglich-lanzettförmigen Blättern, seitlich aus besondern Knospen vor den Blättern erscheinenden, meist nur zu 1-2 stehenden Blüten, saftiger, samtartig behaarter, nicht aufspringender Steinfrucht und unregelmäßig und tief gefurchtem Stein mit punktförmigen Gruben. Der gemeine P. (P. vulgaris Mill.), ein kleiner, kahler Baum mit kurzgestielten, lanzettlichen, stachelspitzig gesägten Blättern, meist sehr großen, dunkel- bis hellrosa gefärbten, auch weißen Blüten, welche sehr früh im Frühjahr erscheinen und bereits Früchte angesetzt haben, wenn die Laubknospen sich zu entwickeln beginnen. Die Frucht ist meist rundlich, mit einer von oben nach unten gehenden Furche, an einem Ende mit einer Vertiefung, aus welcher der kurze Stiel hervorkommt, auf der Oberfläche mit samtartigem Überzug oder glatt (Nektarinen). Der Stein löst sich nicht immer von dem sehr saftigen Fleisch und enthält einen großen, ölreichen, bittern oder süßen Samen (diese Samen kommen vielfach als Mandeln in den Handel). Der P. ist ohne Früchte nur sehr schwer oder kaum sicher vom Mandelbaum zu unterscheiden. Es existiert auch eine Form, Mandelpfirsich (Pfirsichmandel), mit hartfleischigen, aufspringenden Früchten, welche als Bastard zwischen beiden gilt, aber bei der Aussaat immer wieder dieselbe Pflanze gibt und vielleicht als ursprüngliche Form des Pfirsichbaums zu betrachten ist. Außerdem will man bei Aussaat von Pfirsichkernen auch Mandelbäume erhalten und an einem und demselben Baum gleichzeitig Pfirsiche und Mandeln beobachtet haben, so daß vielleicht ein spezifischer Unterschied zwischen Mandelbaum und P. gar nicht existiert. Der P. gedeiht als Hochstamm nur in wärmern Klimaten, bei uns kann er meist nur an Mauern am Spalier in südlicher oder südwestliche Lage gezogen werden; er ist viel empfindlicher als der Mandelbaum, und nur mit vorzugsweise harten Sorten ist in günstiger, geschützter Lage eine hochstämmige Anzucht erfolgreich. Er verlangt einen nahrhaften, tief lockern, nicht zu feuchten Boden, der besonders in den untern Schichten mit kalkhaltigem Schutt gemischt ist. Im Winter schützt man ihn vorteilhaft durch vorgehängtes Fichtenreisig, welches im Frühjahr bis nach der Befruchtung hängen bleibt. Man vermehrt ihn hauptsächlich durch Erziehen aus dem Kern, durch Okulieren auf das schlafende Auge oder Kopulieren auf aus dem Kern gezogenen Pfirsichwildlingen oder auf Pflaumen. Die Sorten zeigen bei der Aussaat eine sehr große Konstanz, und da die Früchte der zahlreichen Sorten nur wenig voneinander abweichen, so hat man bei der Klassifikation auch die Blüten, die Drüsen am Blattstiel und deren Form benutzt. Nach den Früchten unterscheidet man vier Klassen: Früchte mit samtartigem Überzug und vom Fleisch leicht ablösbarem Stein, echte Pfirsiche (pêches); Früchte mit samtartigem Überzug und vom Fleisch nicht ablösbarem Stein, Härtlinge, Nager (pavies); glatte Früchte mit leicht ablösbarem Stein, Nektarinen (nectarines); glatte Früchte mit vom Fleisch nicht lösbarem Stein, Brügnolen (brugnons, violettes). Die meisten Pfirsiche haben weißes Fleisch, doch gibt es auch rotfleischige, sogen. Blutpfirsiche (sanguinoles, cardinales), und gelbfleischige Aprikosenpfirsiche (apricotées, alberges); die gelbfleischigen Nektarinen heißen Prünellen (brugnoles), die weißfleischigen wegen ihrer meist violetten und oft marmorierten Außenschale Violetten. Empfehlenswerte Sorten sind nach Lauche: prachtvoller Aprikosenpfirsich, Bollweiler Liebling, Bourdine, Brugnon von Feligny, Galandpfirsich, Galande de