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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Pleiske - Plenus venter non studet libenter.

ner Glieder den ihm vorausgehenden übertrifft, also wenn z. B. auf fünf Blumenblätter viele Staubblätter folgen. Oft ist die Pleiomerie Folge von Spaltung eines Blütenglieds. Gegensatz zu P. ist oligomer.

Pleiske, Fluß im preuß. Regierungsbezirk Frankfurt, entspringt aus dem See von Lagow im Kreis Oststernberg und mündet bei Aurith im Kreis Weststernberg rechts in die Oder.

Pleiße, Fluß im Königreich Sachsen, entspringt in zwei Quellen bei Ebersbrunn und Neumark südwestlich von Zwickau, welche sich bei Steinpleiß unweit Werdau vereinigen, fließt dann in nördlicher Richtung durch die Kreishauptmannschaft Zwickau, den Altenburger Ostkreis und die sächsische Kreishauptmannschaft Leipzig, an Leipzig vorüber, verästelt sich dort mit der Elster und vereinigt sich nach einem 90 km langen Lauf, 3 km nordwestlich von Leipzig, unweit Möckern ganz mit derselben. Zuflüsse sind: die Sprotte, Wihra (mit Eula) und Parthe.

Pleißnerland, im Mittelalter der zu beiden Seiten der Pleiße in der Pflege Altenburg gelegene Landstrich. Nachdem König Heinrich I. das Land den Sorben abgenommen, bildete es eine Reichsdomäne, deren Verwaltung eignen Statthaltern mit dem Titel Richter des Pleißnerlandes (Judices terrae plisnensis) übertragen war. Später stand das Land unter Grafen. Nach der Auflösung der deutschen Gauverfassung trat an die Stelle der Gaugrafen ein aus dem vornehmsten Adel des Pleißnerlandes zusammengesetztes oberstes kaiserliches Landgericht, mit einem vom Kaiser erwählten Richter an der Spitze. Kaiser Friedrich II., welcher seine Tochter Margarete mit dem ältesten Sohn des meißnischen Markgrafen Heinrich des Erlauchten, Albrecht, verlobte, verpfändete für die Mitgift das P. an den Markgrafen Heinrich, der es 1252 in Besitz nahm. 1323 verzichtete der Kaiser Ludwig der Bayer auf das Wiedereinlösungsrecht, und das P. verblieb fortan den Markgrafen von Meißen, welche es später teils dem Osterland (s. d.), teils der Markgrafschaft Meißen einverleibten. Vgl. Limmer, Geschichte des gesamten Pleißnerlands (Gera 1830-31, 2 Bde.).

Pleistocän (griech.), s. v. w. Diluvium.

Pleite (jüd.-deutsch), s. v. w. Bankrott; daraus entstanden: "flöten (verloren) gehen".

Plejāden (Pleïades), in der griech. Mythologie die sieben schönen Töchter des Atlas und der Okeanide Pleione, Schwestern der Hyaden, nämlich: Maia, Elektra, Taygete, Alkyone, Kelaino, Sterope, Merope. Andre nennen andre Namen. Sie gaben sich aus Schmerz entweder über den Tod ihrer Schwestern, der Hyaden (s. d.), oder über das Geschick ihres Vaters Atlas selbst den Tod und wurden als Sternbild (Vergiliae) an den Himmel versetzt. Nach andrer Sage sind die P. Jungfrauen und Gefährtinnen der Artemis, die in Böotien von Orion (s. d. 1) jahrelang verfolgt wurden, bis sie Zeus endlich in Sterne verwandelte. Nur sechs von diesen Sternen sind sichtbar, der siebente ist dunkel; daher hieß es, der letztere (Merope) verhülle sich aus Scham, weil sie allein von ihren Schwestern einem Sterblichen sich hingegeben. Die P. sind die Sterne der Schiffahrt, mit deren Aufgang die der Schiffahrt günstige Jahreszeit, mit deren Untergang die Zeit der Stürme beginnt. - Das Sternbild der P. (auch Siebengestirn oder Gluckhenne genannt) befindet sich in 24° nördl. Deklination und 54° Rektaszension, am Hals des Stiers; es enthält auf einer Fläche von kaum einem Quadratgrad einen Stern 3. Größe (Alkyone, Mädlers Zentralsonne), 2 Sterne 4. Gr. (Elektra und Atlas), 3 Sterne 5. Gr. (Merope, Maia, Taygete), 2 Sterne 6. Gr. (Keläno und Pleione) und noch viele kleinere. Nach Elkin bilden die P. ein durch Anziehung physisch zusammenhängendes System. - In der Geschichte der französischen Litteratur heißt la Pléiade française die Schule von sieben Dichtern des 16. Jahrh. (s. Französische Litteratur, S. 597).

Pléktron (griech.; Plectrum, lat.), ein Stäbchen (von Schildpatt, Elfenbein, Holz oder Metall), mit dem die Saiten der Kithara der Alten gerissen wurden; in neuerer Zeit auch Name des Schlagringes der Zither und andrer Werkzeuge zum Schlagen.

Plempe (Plaute), kurzer, breiter Degen.

Plenarsitzung (Plenarversammlung, Plenum), Sitzung eines Kollegiums, einer Versammlung, namentlich einer Ständeversammlung, an welcher alle Mitglieder teilnehmen oder doch teilnehmen können, im Gegensatz zu den Ausschuß-, Kommissions-, Fraktions- und Abteilungssitzungen. Bei den Gerichten bilden den Gegensatz zum Plenum und zu den Plenarsitzungen und Plenarbeschlüssen die Kammern oder die Senate des Gerichts mit ihren Verhandlungen und Beschlüssen. Bei dem deutschen Reichsgericht (s. d.) übt das Plenum gewisse Disziplinarbefugnisse aus.

Plener, 1) Ignaz, Edler von, österreich. Staatsmann, geb. 21. Mai 1810 zu Wien, trat 1832 nach beendeten Rechtsstudien in den Staatsdienst, ward 1844 Finanzrat in Eger und hierauf mehrfach zu Missionen im finanziellen Interesse verwandt. 1852 trat er mit dem Rang eines Hofrats an die Spitze einer Abteilung der Finanzlandesdirektion in Preßburg; 1857 wurde er Finanzlandesdirektor in Lemberg, in welcher Stellung er sich besondere Verdienste erwarb, und 1859 ward er in den Reichsrat berufen und zum Geheimen Rat ernannt. 1860 mit dem Portefeuille der Finanzen betraut, rief er eine Reihe von Reformen und neuen Maßregeln, wie die Bankakte, ins Leben. Am 27. Juli 1865 ward er auf sein Nachsuchen seines Postens enthoben. Im Bürgerministerium Giskra-Herbst übernahm er 30. Dez. 1867 das Handelsministerium und trat mit demselben 12. April 1870 zurück. Am 13. Okt. 1873 wurde er zum Mitglied des Herrenhauses ernannt.

2) Ernst, Edler von, österreich. Politiker, Sohn des vorigen, geb. 18. Okt. 1841 zu Eger, studierte in Wien und Berlin, trat 1865 in den diplomatischen Dienst bei der Botschaft in Paris, dann in London, nahm 1873 als Legationssekretär seinen Abschied und ward von der Egerer Handelskammer in den Reichsrat gewählt, wo er sich dem Klub der Linken anschloß. Er gehörte zu den fleißigsten Abgeordneten, war Mitglied zahlreicher Ausschüsse und beteiligte sich namentlich an den Debatten über finanzielle und volkswirtschaftliche Fragen. P. ist einer der einflußreichsten Führer der Deutschösterreicher. Er schrieb: "Die englische Fabrikgesetzgebung" (Wien 1871), "Englische Baugenossenschaften" (das. 1873), "Ferdinand Lassalle" (Leipz. 1884) und lieferte Beiträge zu dem Gutachten: "Über die Beteiligung der Arbeiter an dem Unternehmergewinn" (Schriften des Vereins für Sozialpolitik, Leipz. 1874).

Plenipoténz (lat.; franz. plein pouvoir), unbeschränkte Vollmacht, freie Hand bei Ausführung eines Geschäfts; daher Plenipotentiarius (franz. Plénipotentiaire), s. v. w. Gesandter.

Pleno choro (lat.), mit vollem Chor.

Pleno jure (lat.), mit vollem Recht.

Plenterbetrieb, s. Femelbetrieb.

Plenum (lat.), s. Plenarsitzung.

Plenus venter non studet libénter, lat. Sprichwort: ein voller Bauch studiert nicht gern.