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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Pour acquit - Poussin.

Pour acquit (franz., spr. purr ackih, "als Quittung"), s. v. w. empfangen, bezahlt.

Pourbus (spr. purbü), Frans, der ältere, niederländ. Maler, geb. 1545 zu Brügge, war Schüler seines Vaters Peeter und seit 1562 des Frans Floris, wurde 1569 in die Lukasgilde zu Antwerpen aufgenommen und starb 19. Sept. 1581 daselbst. Er hat vorzugsweise Bildnisse von kräftiger, klarer Färbung gemalt (viele in den Galerien von Brüssel, Berlin, Wien und Dresden, Selbstbildnis in den Uffizien zu Florenz), seltener historische Bilder (Christus unter den Schriftgelehrten in St.-Bavon zu Gent). - Frans, der jüngere, Sohn und Schüler des vorigen, geb. 1570 zu Antwerpen, wurde 1591 in die Lukasgilde aufgenommen, ging dann nach Italien, wo er seit 1600 Hofmaler des Herzogs von Mantua wurde, und 1610 nach Paris, wo er unter Heinrich IV. und Ludwig XIII. viel beschäftigt wurde. Er starb 1622 daselbst. In seinem Kolorit zeigt er italienischen Einfluß. Im Louvre befinden sich von ihm ein Abendmahl, Franz von Assisi, zwei Bildnisse Heinrichs IV., im Berliner Museum ein Bildnis des letztern auf dem Paradebett nach seiner Ermordung.

Pour comptant (franz., spr. purr kong-tang, per kontant), gegen bare Zahlung.

Pour le mérite (franz., "für das Verdienst"), Name eines preuß. Ordens (s. Mérite).

Pourparler (franz., spr. purparleh), Unterredung (behufs einer Verständigung), Unterhandlung.

Pourpoint (spr. purpóäng), ein in Frankreich im 14. Jahrh. gebräuchliches Wams, unmittelbar auf dem Hemd, gegen die Mitte des 15. Jahrh. als Oberkleid getragen (s. Tafel "Kostüme I", Fig. 13), meist als gestepptes Wams, vorn und hinten zugeschnürt, um 1550 in Frankreich als p. à l'allemande bezeichnet (vgl. auch Hänslein und Schecke).

Pourpre français (spr. purpr frangssäh), s. v. w. Orseillepurpur, s. Orseille.

Pour prendre congé (franz.), s. Congé.

Pourtalès (spr. purtaläs), aus dem südlichen Frankreich stammende, seit der Aufhebung des Edikts von Nantes zu Neuenburg in der Schweiz ansässige evangelische Adelsfamilie, deren Stifter Jeremias P. 14. Febr. 1750 von Friedrich d. Gr. geadelt wurde. Sein Sohn Jakob Ludwig von P., geb. 9. Aug. 1722 zu Neuenburg, eröffnete 1753 ein Handelshaus in Neuenburg und erhob dasselbe durch großartige Unternehmungen binnen kurzer Zeit zu einem der geachtetsten in der Handelswelt. Er begründete in seinem Heimatland sowie anderwärts industrielle Etablissements aller Art und hinterließ bei seinem Tod (20. März 1814) ein Vermögen von 40 Mill. Frank. Seine drei Söhne wurden 9. Dez. 1815 vom König Friedrich Wilhelm III. in den preußischen Grafenstand erhoben. Der älteste derselben, Ludwig, Graf von P., geb. 14. Mai 1773, Stifter der Linie P.-Sandoz, war Präsident und Staatsrat im Fürstentum Neuenburg sowie Oberinspektor der schweizerischen Artillerie und starb 8. Mai 1848. Dessen ältester Sohn, Ludwig August, Graf von P., geb. 17. März 1796, war preußischer außerordentlicher Staatsrat und Oberstleutnant der Artillerie im Fürstentum Neuenburg, überfiel mit Meuron 3. Sept. 1856 das Schloß in Neuenburg, um die königliche Regierung wiederherzustellen, und entfloh, als das Unternehmen scheiterte, über den See, ward aber auf Freiburger Gebiet verhaftet und erst, nachdem Preußen auf seine Souveränitätsrechte in Neuenburg verzichtet, wieder freigelassen. Er starb 7. Juni 1870 in Neuenburg. Sein Bruder Karl Friedrich, Graf von P.-Steiger, geb. 10. Juni 1799, königlich preußischer Oberst a. D., Oberinspektor der Milizen im Fürstentum Neuenburg, führte 3. Sept. 1856 Royalistenscharen nach Locle und La Chaux de Fonds, ward zum Rückzug nach Neuenburg genötigt und geriet verwundet in Gefangenschaft, ward aber später ebenfalls amnestiert und starb 5. Juni 1882 zu Mattler in der Schweiz (vgl. Gonzenbach, Gedenkblatt an den Grafen K. Fr. v. P., Bern 1882). Der zweite Sohn Jakob Ludwigs, James Alexander, Graf von P., geb. 28. Nov. 1776, starb 24. März 1855, gründete die Linie P.-Gorgier. Der dritte Sohn Jakob Ludwigs, Friedrich, Graf von P., geb. 23. Febr. 1779, starb 30. Jan. 1861 als preußischer Wirklicher Geheimer Rat und Oberzeremonienmeister. Sein ältester Sohn, Graf Albert von P., geb. 10. Sept. 1812, ward Mitglied des preußischen Herrenhauses und Wirklicher Geheimer Rat sowie 1859 preußischer Gesandter zu Paris; starb 18. Dez. 1861 ohne männliche Erben. Haupt dieser dritten Linie der P. ward sein Bruder, Graf Wilhelm, geb. 7. Juni 1815.

Pouso Alegre (spr. poiso), Stadt im SW. der brasil. Provinz Minas Geraës, hat lebhaften Handel mit Vieh und Tabak und 9000 Einw.

Poussieren (franz., spr. puß-), vorwärts treiben, fördern; in der Studentensprache s. v. w. einem Mädchen den Hof machen.

Poussin (spr. pußäng), 1) Nicolas, franz. Maler, geboren im Juni 1594 bei Les Andelys in der Normandie, war Schüler des Quintin Varin, bildete sich 1618-23 in Paris bei Ferdinand Elle und George Lallemand und ging dann nach Rom, wo er längere Zeit in ungünstigen Verhältnissen lebte, was ihn aber nicht hinderte, dem Studium der Antike, der ältern Meister und der Natur mit rastlosem Eifer obzuliegen. Seine Hauptvorbilder sah P. in Domenichino und Raffael. Zwischen 1630 und 1640 fallen mehrere seiner bedeutendsten Arbeiten, so: die Pest unter den Philistern, der Mannaregen, Moses schlägt Wasser aus dem Felsen, die erste Abteilung der sieben Sakramente, Pan und Nymphe Syrinx, die Entführung Armidas durch Rinaldo; vier Bacchanalien und der Triumph des Neptun. Letztere hatten die Aufmerksamkeit des französischen Hofs auf ihn gelenkt, und die Folge war, daß er 1639 als Hofmaler nach Paris berufen und mit der Ausschmückung des Louvre betraut ward. Er folgte dem Ruf erst Ende 1640, aber nur um, durch die Umtriebe seiner Widersacher dazu bewogen, schon 1642 wieder nach Rom zurückzukehren, wo er 19. Nov. 1665 starb. P. zählt zu den durchgreifendsten Reformatoren der klassischen Kunstrichtung. Er brach mit der Schule, der das Handwerk mehr galt als der geistige Gehalt der Kunst, ohne die Bedeutung technischer Fertigkeit zu unterschätzen, die er selbst in hohem Grad besaß. Dabei befleißigte er sich größter Gründlichkeit und Sauberkeit. Seine Phantasie war von großer Lebendigkeit und sein Geschmack an der Antike gebildet. Am wertvollsten sind seine groß gedachten und von erhabenem, feierlichem Ernst oder von tiefer Melancholie erfüllten Landschaften, mit welchen er die sogen. heroische oder historische Landschaft begründete, welche später von J. A. Koch, Preller u. a. weiter ausgebildet wurde. Von Poussins Werken, die in Italien sogleich, in Frankreich erst später (seit David) anerkannt wurden, sind folgende hervorzuheben: die sieben Sakramente, ein Meisterstück, in der Bridgewater-Galerie zu London; die Pest zu Athen, in der Sammlung zu Leight Court; das Testament des Eudamidas, in der gräflich Moltkeschen Sammlung zu Kopenhagen; der