555
Schneebäder – Schneegans (Karl Aug.)
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Schneeammer'
harten, schneereichen Wintern wandert die S. in oft unermeßlichen Scharen bis nach Mitteldeutschland.
Schneebäder, s. Bad (Bd. 2, S. 254b).
Schneeberg, Name zahlreicher Berge in Deutschland. 1) Berg im
Fichtelgebirge zwischen dem Quelllauf des Mains und der Eger, 4 km im SSW. von Weißenstadt im bayr. Bezirksamt Wunsiedel
in Oberfranken, 1051 m hoch, hat auf dem Gipfel eine gegen 10 m hohe Granitfelsengruppe, das Backöfele, dessen Platte eine
schöne Aussicht gewährt. –
2) Großer, Glatzer oder
Spieglitzer S., 1122 m hoher Berggipfel der Sudeten, höchster Punkt des Glatzer
Schneegebirges. –
3) Kleiner S. bei Glatz (1323 m). –
4) Hoher S. im Elbsandsteingebirge, westlich von der böhm. Stadt Tetschen, nahe der
sächs. Grenze, 723 m hoch, mit 30 m hohem Turm, von welchem man wohl die großartigste Aussicht der ganzen Sächsischen
xSchweiz genießt. –
5) Neisser oder Mährischer S., soviel wie
Altvater (s. d.). –
6) S. oder Schneekopf im Böhmerwalde bei Waidhaus (748 m). –
7) S. in den Vogesen, im NW. von Molsheim (961 m).
Schneeberg. 1) Bergstock der Österreichischen Alpen in der
niederösterr. Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen, gegenüber der Raxalpe (s. d.), kulminiert im
Klosterwappen (2075 m); ein anderer Gipfel ist der Kaiserstein (2061 m). Aus dem Berge befinden sich mehrere Wirtshäuser,
unter denen das Baumgartnerhaus (1438 m) das besuchteste ist. –
2) Krainer S., die höchste Erhebung des Karstes, zwischen Laas und Fiume gelegen,
kulminiert in der Schneekoppe (1796 m), deren Besuch durch zwei Schutzhütten erleichtert wird.
Schneeberg, Bergstadt in der Amtshauptmannschaft Schwarzenberg der
sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, 4 km von der Mulde, an der Nebenlinie Niederschlema-S.-Neustädtel
(5,2 km) der Sächs. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Zwickau), Steueramtes
und einer Klöppelschulinspektion, hat (1890) 8213 E., darunter 119 Katholiken und 10 Israeliten, Postamt erster Klasse mit
Zweigstelle, Telegraph, spätgot. St. Wolfgangskirche, eine der größten in Sachsen, mit Gemälde von Lukas Cranach dem Ältern
und zahlreichen Grabdenkmälern, Gymnasium mit naturhistor. Museum, Seminar, Gewerbezeichenschule, Klöppelmusterschule
zur Ausbildung von Klöppelschullehrerinnen, Klöppelschule und Handelsschule, Hospital, Stadtkrankenhaus, Waisenhaus
(Amalienstift) und einen Schlachthof. Der früher sehr bedeutende Bergbau auf Silber ist zurückgegangen; jetzt wird hauptsächlich
Kobalt und daraus Kobaltblau (Smalte, namentlich in Oberschlema und Niederpfannenstiel) gewonnen, ferner Wismut, Nickel,
Braunstein, Schwefelkies, Uranpecherz und Quarz. Auch die früher blühende Stickerei und Spitzenklöppelei ist durch die
Einführung der Maschinen zurückgedrängt; weitverbreitet ist die Maschinenstickerei, die Weißstickerei, die Anfertigung von
Blonden und Konfektionen, die Kunsttischlerei und die Fabrikation von Korsetten, Tüll, Puppen, Mineralfarben für Glas und
Porzellan und Buntpapier. Der sog. Schneeberger Schnupftabak, aus aromatischen
Kräutern bereitet, wird besonders auch im nahen Bockau (s. d.) verfertigt. Als echte Sorte gilt der grüne
Schnupftabak, welcher in der Apotheke zu S. hergestellt und in kleinen Holzschachteln verkauft wird. ↔ Der
Handel erstreckt sich vorzugsweise auf Spitzen-, Weiß- und Nähwaren. Mit S. hängen zusammen südlich die Stadt
Neustädtel (s. d.), Dorf Lindenau (776 E.), nördlich Dorf Griesbach (588 E.), nordöstlich
Oberschlema (s. Schlema), die zum Teil bedeutende Industrie haben. Der nahe Keilberg mit Aussichtsturm
gewährt eine schöne Rundsicht. Etwa 4 km vor der Stadt liegt der Filzteich mit Torfstecherei. S. ist Sitz des Erzgebirgsvereins. –
Die Stadt verdankt ihr Entstehen dem Bergbau auf dem Schneeberg, der 1470 begann; 1471 erhielt S. die Eigenschaft einer
Stadt, 1476 eine Gerichtsordnung, 1481 den Freiheitsbrief. Der Verfall des Silberbergbaues begann in der ersten Hälfte des
16. Jahrh.
Schneeberggruppe, s. Ostalpen (Bd. 12, S. 698a).
Schneedruck und Schneebruch, die Beschädigung der Bäume durch die
Schwere großer, bei ruhiger, milder Winterwitterung fallender, wässeriger Schneemassen, die sich an die Bäume anhängen.
Bleibt die Witterung mild, so werden diese niedergedrückt, oft auch mit den Wurzeln aus dem nicht gefrorenen Boden gehoben
und vollständig umgedrückt (Schneedruck); tritt Frost ein, so zerbrechen die Stämme
leichter (Schneebruch). Am meisten sind durch Schneedruck die wintergrünen Bäume
gefährdet, vorzugsweise die Kiefern im Gebirge, junge Fichtenbestände, namentlich wenn sie zu dicht gewachsen sind.
Laubhölzer leiden im allgemeinen (mit Ausnahme der Robinien) weniger von demselben. Besonders gefährlich wird der Schnee,
wenn gleichzeitig Duftanhang (s. d. und Rauhfrost) oder
Eisanhang (s. d.) eintreten oder vorausgehen. Vorzugsweise in den
mitteleurop. Gebirgswaldungen hat der Schneebruch oft schon große Verheerungen gebracht. Erziehung der Bestände in
weiterm Verband, rechtzeitige und öftere Durchforstungen zu dichter Bestände sind forstliche Hilfsmittel, die das Übel mildern,
aber nicht ganz beseitigen können.
Schneeeifel, s. Eifel (Bd. 5, S. 778a).
Schneeeule (Strix s. Nyctea nivea Bonap., s. Tafel:
Eulen, Fig. 1), eine ansehnliche, den hohen
Norden Europas, Asiens und Amerikas bewohnende Eule, die 70 cm lang ist und 160 cm klaftert, ein weißes, dunkler geflecktes
Gefieder besitzt, das mit dem Alter immer weißer wird. Sie streicht im Winter gelegentlich bis in das nordöstl. Deutschland. In
der Gefangenschaft nicht allzu häufig, wird das Exemplar mit 80–120 M. bezahlt.
Schneefloh (Degeeria nivalis L.), eine Art der
Springschwänze (s. d.), etwas über 2 mm lang, gelbbraun mit schwärzlichen Querbinden und dunklem
Kopffleck, erscheint, namentlich wenn nach größerer Kälte plötzlich Wärme, besonders bei Süd- und Südwestwind eintritt, oft in
großer Menge auf der Oberfläche des Schnees.
Schneegans, Karl Aug., elsäss. Schriftsteller und Politiker, geb.
9. März 1835 zu Straßburg, besuchte die dortige Universität, unternahm 1857 eine Reise nach den Donaufürstentümern, wo er
als Sekretär der Internationalen Kommission für Regulierung der Donaumündungen thätig war, wirkte hierauf zu Paris als
Sprachlehrer und als Mitarbeiter am «Temps», übernahm 1863 die Redak-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 556.