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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Seewurf; Séez; Seezeichen; Seezeremoniell; Seezunge; Sefer; Sefurieh; Ségalas; Segeberg; Segel

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Seewurf - Segel.

Grund, lauert in Felsspalten auf Beute und nährt sich hauptsächlich von Krusten- und Muscheltieren, frißt auch wohl Fische. Er schwimmt ziemlich schnell und ist berüchtigt durch die Wut, welche er bei jeder Bedrohung kundgibt. Im Mai oder Juni laicht er an flachern Küsten. Das Fleisch ist genießbar; die Haut wird zu Schuhen etc. oder auf Leim verarbeitet.

Seewurf, das Überbordwerfen eines Teils der Ladung zum Zweck der Erleichterung und Erhaltung des Schiffs; gehört zur großen Havarie (s. d.).

Séez (Sées, spr. sse-äs, im Altertum Saji), Stadt im franz. Departement Orne, Arrondissement Alençon, an der Orne (unweit ihres Ursprungs) und der Eisenbahn Le Mans-Caen, mit schöner gotischer Kathedrale, bischöflichem Palast, monumentalem Stadthaus (davor die Statue Contés), Collège, theologischem Seminar, Hengstdepot nebst Reitschule, Handschuhfabrikation, Weberei und (1881) 2483 Einw. S. ist Bischofsitz.

Seezeichen (Schiffahrtszeichen), hör- oder sichtbare Merkmale, welche zur Orientierung der Seefahrer an Küsten, gefährlichen Sandbänken oder Riffen, in Hafeneinfahrten und engen Fahrstraßen aufgestellt sind. Man unterscheidet Tag-, Nacht- und Nebelseezeichen. Erstere sind: Leuchttürme (s. d.), rot gestrichene Feuerschiffe (s. Leuchtturm, S. 742), feste S., als Baken sowie die aus mehreren Pfählen bestehenden Dalben (Dückdalben); Stangenseezeichen, einzelne in den Grund gesteckte Stangen oder eingerammte Pfähle; Pricken, junge mit Ästen versehene Bäume oder Baumzweige, die ebenfalls in den Grund gesteckt werden; Bojen oder Tonnen, in der Regel zur direkten Bezeichnung des Fahrwassers. Zu den Nachtseezeichen gehören: Leuchtfeuer, Feuerschiffe und Leuchtbojen. Letztere, noch ziemlich selten, sind Bojen mit einer Laterne, die aber vom Land aus anzuzünden und im Wasser unverlöschbar sein muß. Vorrichtungen für Nebelsignale finden sich fast auf jedem Leuchtturm oder Leuchtschiff. Man benutzt über 3 m lange und mehr als 60 cm weite Hörner, die mit stark komprimierter Luft oder einem Dampfstrahl angeblasen werden, Dampfpfeifen von 30-50 cm Durchmesser und Sirenen. Bei richtiger Konstruktion und günstiger Luft sind alle drei Schallsignale bis etwa auf 6 Seemeilen, mit vollkommener Sicherheit auf 2-3 Seemeilen hörbar. Dadurch, daß sie in bestimmt vorgeschriebenen Intervallen (30 Sekunden) tönen und schweigen, kann man erreichen, daß sich bestimmte Punkte der Küste unterscheiden lassen, wie sonst durch Leuchtfeuer. Die Kanone ist ebenfalls ein Nebelsignal erster Klasse, besonders wenn es gelingt, die Schüsse schnell genug hintereinander (in je 5 Minuten) abzugeben. Dabei bietet sie noch den Vorteil, daß der Blitz beim Abfeuern weit durch den Nebel dringt, oft sogar weiter als der Schall. Die Hörweite der Nebelsignale ist in mannigfacher Weise vom Zustand der Atmosphäre, namentlich auch von der Temperatur, abhängig; Nebel begünstigt die Fortpflanzung des Schalles, aber starker, konträrer Wind wirkt ungemein hemmend. Genaue Beschreibungen sämtlicher auf der ganzen Erde oder in bestimmten Meeren vorkommender S. nebst deren geographischer Lage sind entweder in besondern Büchern (diese meist amtlich, wie das "Verzeichnis der Leuchtfeuer und Nebelsignalstationen aller Meere", Berl. 1886) oder in den Karten oder Segelanweisungen (sailing directions) verzeichnet. Die festen und schwimmenden S., welche vom 1. April 1889 ab in den deutschen Küstengewässern verwendbar, sind durch Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 31. Juli 1887 bestimmt.

Seezeremoniell, die im Schiffsverkehr zu beobachtenden Förmlichkeiten, namentlich die nach allgemein angenommenem Herkommen in der internationalen Verkehrsgemeinschaft üblichen Ehrenbezeigungen, welche sowohl bei der Begegnung auf hoher See als auch bei dem Befahren fremden Seegebiets zu erweisen sind. Dazu gehört namentlich der sogen. Schiffsgruß, welcher im Heißen der Flagge und im Abfeuern von Kanonenschüssen besteht und durch den Gegengruß erwidert wird. Auch kommt wohl das Vivat rufen hinzu sowie eine Gewehrsalve. Auch das Beilegen des Schiffs und die Entsendung eines oder mehrerer Offiziere zur Visite gehört zur Schiffsetikette. Auf solche Weise pflegen namentlich die sich begegnenden Kriegsschiffe einander zu salutieren.

Seezunge, s. Schollen.

Sefer (türk.), Monat, s. Safar.

Sefurieh, Flecken, s. Dio Cäsarea.

Ségalas (spr. ssegalá), Bezeichnung der wasserarmen Kalkhochebenen im mittlern Frankreich (Gebiet des Tarn und der Dordogne), wegen des überwiegenden Anbaues von Roggen (seigle) gewählt.

Segeberg, Kreisstadt in der preuß. Provinz Schleswig-Holstein, zwischen der Trave und dem Segeberger See, am Fuß des 75 m hohen Kalkbergs und an der Linie Neumünster-Oldesloe der Preußischen Staatsbahn, hat eine schöne Kirche im romanischen Stil aus dem 12. Jahrh., ein Realprogymnasium, ein Schullehrerseminar, ein Amtsgericht, eine Berginspektion, ein großartig angelegtes Solbad, Seifenfabrikation, Gerberei, Färberei, Ziegelei, Mühlen, Kalksteinbrüche mit Gipsmühle und (1885) 4701 fast nur evang. Einwohner. Das hier 1868 in einer Tiefe von 152 m, später auch in der Feldmark des nahen Stipsdorf erbohrte Steinsalzlager kann wegen eingedrungenen Wassers nicht abgebaut werden; doch wird die abfließende, 20-25 Proz. starke Sole für das Solbad benutzt. Im W. die Segeberger Heide mit ausgedehnten Waldungen und reichem Wildstand. S. entstand im 12. Jahrh. durch die Anlage einer Burg auf dem Kalkberg und eines Klosters neben demselben.

Segel, an den Masten eines Schiffs und an dessen Bord durch Taue befestigtes ausgespanntes Stück Segeltuch, welches mit Hilfe des Windes die Fortbewegung und das Manövrieren von Schiffen bewirkt. Die Breite des einzelnen Segeltuchs, deren mehrere aneinander genäht das S. bilden, heißt Kleid. Am Rand sind die S. mit einer eingenähten Leine (Liek), an der sich Schleifen (Legel) befinden, eingefaßt, damit die nötigen Taue an ihnen befestigt werden können. Bei den Raasegeln heißt der obere Rand des Segels das Ober- oder Raaliek, die Seitenränder Seiten- oder stehendes Liek und der untere Rand Unterliek; die schräg einwärts gebogene Seite eines Raasegels nennt man Gillung. Die beiden Unterecken der Raasegel heißen Schoothörner und die Oberecken Nocken. Bei den dreieckigen Segeln (Stagsegeln) heißt die Vorderecke der Hals und die Hinterecke Schoothorn, der Vorderrand das Vorliek und der Hinterrand Hinterliek. Die S. sind nach ihrer Form entweder Raasegel, die an einem wagerechten Baum befestigt sind, der horizontal, aber mittels der Brassen nach der Richtung des Windes gestellt wird; oder Sprietsegel, die ebenfalls viereckig sind, aber durch eine sie diagonal ausspannende Stange (Spriet) im Wind gehalten und sowohl auf kleinern Seeschiffen als auch auf Flußkähnen geführt werden; oder Gaffelsegel, die, unten breiter als oben, an eine starke, mit dem einen ausgeschnittenen Ende am Mast befestigte Stange (Gaffel) ge-^[folgende Seite]