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Siebenschläfer (Säugetier) – Sieben weise Meister
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Siebenschläfer'
sich, um einer Christenverfolgung unter Kaiser Decius (251) zu entgehen, in einer noch jetzt gezeigten Höhle im Berge Kalion bei Ephesus verborgen hatten, daselbst
herbeigeeilten Bischöfe Martin und dem Kaiser selbst das Wunder bezeugt hatten, vom Glorienschein der Heiligkeit umgeben starben. Die Sage, die, wie die Verehrung der
einschliefen, inzwischen vermauert wurden und erst 446 nach zufälliger Wiedereröffnung der Höhle unter Theodosius Ⅱ. wieder aufwachten und dann, nachdem sie vor dem
sieben Heiligen selbst, weit durch den Orient, bis zu den Abessiniern hin, verbreitet ist und auch in einer «Die Höhle» überschriebenen Sure des Korans begegnet,
erscheint auch schon frühzeitig im Abendlande, zuerst in dem Sendschreiben Gregors von Tours an den Bischof Sulpitius von Bourges um 570, dann in den griech.
Menologien. Die «Acta Sanctorum» erzählen sie unter dem 27. Juli. Paulus Diakonus versetzt sie merkwürdigerweise nach Deutschland.
Auch in altfranz. und altdeutscher Sprache sind mehrere Bearbeitungen der Legende vorhanden, von denen eine gereimte deutsche, wohl noch dem 13. Jahrh. angehörende,
durch Th. von Karajan herausgegeben worden ist («Von den siben slafären», Heidelb. 1839). Der Gedächtnistag der S. in der röm. Kirche ist der 27. Juni, in der
griechischen der 4. Aug. Es ist ein weit verbreiteter Volksglaube, daß, wenn es am 27. Juni regnet, während der folgenden sieben Wochen jeden Tag etwas Regen fällt. –
Vgl. John Koch, Die Siebenschläferlegende, ihr Ursprung und ihre Verbreitung (Lpz. 1883).
Siebenschläfer, auch Bilch oder
Rellmaus (Myoxus), eine Nagetiergattung, welche die Eichhörnchen mit den Mäusen verbindet.
Es sind sehr bewegliche, meist nächtliche Tiere von zierlichem Bau, die in Wäldern und Gebüsch den Sommer über ihr Wesen treiben und beim Beginn der kalten Jahreszeit
in einen vollkommenen Winterschlaf verfallen. Sie ruhen dabei mit zusammengekugeltem Körper in einem unter der Erde angelegten Neste, der Puls und die Atmung
verlangsamen sich bedeutend, die Körpertemperatur sinkt, und die Verdauung wird unterbrochen. In diesem Zustande der Erstarrung verbleiben sie, bis die Wärme des
Frühlings sie zu neuem Leben erweckt. Hierher gehört der gemeine S. oder die große Haselmaus
(Myoxus glis Pallas, s. Tafel: Nagetiere Ⅱ, Fig. 6), ein Tier von der
Größe des Eichhörnchens, 17 cm lang, ohne den 16 cm langen, zweizeilig langbehaarten Schwanz, oberseits schön aschgrau, unterseits weiß, die Augen umgiebt ein
schwarzbrauner Kreis. Er bewohnt das mittlere Europa und hält sich in Wäldern auf, wo er des Nachts nach Futter, das aus Nüssen, Samen, saftigen Früchten, auch wohl
Eiern und jungen Vögeln besteht, umherstreift und bis auf die höchsten Baumgipfel hinaufklettert, den Tag aber in hohlen Bäumen verschläft. An die Gefangenschaft
gewöhnt er sich leicht, verbringt aber auch den ganzen Tag schlafend. Die alten Römer schätzten ihn als Leckerbissen und legten deshalb zur Zucht der S. im großen
besondere Behälter (gliraria) an. Noch jetzt gilt sein Fleisch in Italien, Illyrien und Steiermark für schmackhaft. Seine
Lebensdauer soll höchstens sechs Jahre betragen. Zu den kleinen Formen der Gattung gehört die kleine Haselmaus
(Muscardinus avellanarius L.), ein überaus niedliches, mausgroßes Geschöpf mit gelblichrotem Pelz, zweizeilig behaartem Schwanz
und großen, schwarzen Augen, das fast über ganz Europa verbreitet ist und ↔ in Haselgebüsch ein kunstvolles, kugeliges Nestchen baut. In der
Gefangenschaft kann es leicht gehalten werden und wird bald zahm; doch darf dabei sein Winterschlaf nicht gestört werden, da es solchen Unterbrechungen zufolge leicht
stirbt.
Sieben Weise, bei den alten Griechen Bezeichnung einer Anzahl von Männern des 7. bis 6. Jahrh. v. Chr., die durch besondere Lebensklugheit,
meist auch staatsmännische Tüchtigkeit sich hervorgethan hatten und von denen man gewisse Kernsprüche anzuführen wußte, in denen ein jeder von ihnen seine
eigentümliche Weisheit niedergelegt haben sollte. Daß die praktische Lebensweisheit jener Zeit sich gerade in einem Siebengestirn verklären mußte, ist natürlich
Willkür der Tradition; auch wurden die Sieben sehr verschieden gezählt. Thales, Bias, Pittakus, Solon finden sich in allen Aufzählungen, aber die übrigen Namen
schwanken. Auch daß die ihnen zugeschriebenen Kernsprüche wirklich von ihnen herrührten, läßt sich nicht verbürgen; man ehrte eben ihr Andenken damit, daß man
volkstümliche Sinnsprüche ihnen in den Mund legte und sie damit zu Lehrern gemeinnütziger Weisheit stempelte. Daß diese Weisen nicht eigentlich Philosophen waren,
heben die Alten selbst hervor; eine Ausnahme macht nur Thales (s. d.), der durch seine Doppelstellung in Wissenschaft und Leben wohl geeignet war,
einerseits als Weiser im praktischen Sinne neben Gesetzgebern und Volksberatern, andererseits als Philosoph auf einer Linie mit den eigentlich theoretischen Forschern
gezählt zu werden.
Sieben weise Meister, eine durch eine Rahmenerzählung zusammengehaltene, sehr verbreitete mittelalterliche Novellensammlung. Das Rahmenschema
ist in den meisten Versionen folgendes. Ein von einem Weisen erzogener Königssohn wird vom Vater heim befohlen. Da die Sterne ihm während eines bestimmten Zeitraums
Todesgefahr verkünden, legt ihm der Lehrer während dieser 7 (10, 40) Tage Schweigen auf. Seine Stiefmutter, deren Liebesanträge er zurückweist, verleumdet ihn beim
König. Er soll sterben; aber 7 (10, 40) am Hof versammelte Weise ziehen die Hinrichtung während der kritischen Zeit durch je ein an je einem Tage erzähltes Beispiel
von Frauentücke und Übereilung hin, während die Königin durch je eine Gegenerzählung die Hinrichtung durchzusetzen sucht. Nach Ablauf dieser Zeit beweist der Prinz
seine Unschuld und die Frau wird getötet. Als Heimat des Werkes, das in den orient. Fassungen als Geschichte des Philosophen Sindbad, Sindibad, Sindabad, Sendabad,
Sandebar, Sendabar, grch. Syntipas, auftritt, wird allgemein Indien angenommen. Das ind. Original ist verloren. Es wurde in
Persien ins Pehlevi übersetzt, von da ins Arabische, aus dem Arabischen ins Syrische, Altspanische und Hebräische; aus dem Syrischen durch einen gewissen Michael
Andreopulos ins Griechische. Ins Abendland gelangte das Werk spätestens im 12. Jahrh.; 1184 oder 1185 bearbeitete es der Mönch Joannes von Alta Silva (Haute-Seille
bei Nancy) ins Lateinische u. d. T. «Historia de rege et septem sapientibus» oder «Dolopathos»
(hg. von Österley, Straßb. 1873). Diese Bearbeitung brachte Anfang des 13. Jahrh. Herbert in franz.
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 951.