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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: A; Aa; Ä, ä; Aach; Aach; Aachen

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A - Aachen.

A, in der Musik der Name eines der sieben Stammtöne des modernen Musiksystems, ursprünglich (im 9.-12. Jahrh.) den Hauptton der Durtonleiter (ohne Vorzeichen) bezeichnend, welche durch A B C D E F G A ausgedrückt wurde, doch bald nach Aufstellung dieser Buchstabentonschrift zu seiner jetzigen Bedeutung umgewandelt. Jetzt ist A Grundton der Molltonleiter ohne Vorzeichen oder die sechste Stufe der Durtonleiter ohne Vorzeichen. In Italien, Frankreich und Spanien heißt der Ton A jetzt la; über die zusammengesetzten ältern Namen A la mi re etc. s. Solmisation. Da in unserm Musiksystem alle im Oktavverhältnis stehenden Töne gleiche Namen haben, so gibt es so viel verschiedene A wie Oktaven, nämlich (von der Tiefe nach der Höhe):

A in verschiedenen Oktaven.
Textfigur: A in verschiedenen Oktaven.

Nach dem eingestrichenen a (a¹) wird in unsern Orchestern allgemein gestimmt, indem es die Oboe angibt. Die Normaltonhöhe desselben, welche früher sehr schwankend war, ist durch die französische Akademie 1858 auf 875 einfache Schwingungen in der Sekunde festgestellt (s. Stimmung). In den ältern Antiphonarien etc. des gregorianischen Kirchengesangs bedeutet ein zu Anfang beigeschriebenes a, daß sich der Gesang im ersten Kirchenton bewegt.

à (franz., "zu, für"), in Rechnungen, Preislisten etc. vor dem Preis einer Ware s. v. w. zu, z. B. 30 kg à 2 Mk. (30 kg, deren jedes 2 Mk. kostet).

Ä, ä, Umlaut, s. "A".

Aa (Ach, Aach, althochd. Aha, schwed. A, dän. Aa, "Wasser, Fluß", v. lat. aqua), Name zahlreicher Flüsse oder Bäche in Deutschland, in der Schweiz und in andern angrenzenden Ländern, der auch in Zusammensetzungen vorkommt, z. B. Fulda (Fuldaha), Nidda (Nidaha), Salzach (Salzaha). Nennenswert sind: die Westfälische Aa, Nebenfluß der Werre, vom Teutoburger Wald, mündet bei Herford; die Münstersche Aa, kleiner Nebenfluß der Ems; die Bocholter Aa, Nebenfluß der Alten Yssel, sämtlich in Westfalen; die Sarner Aa in der Schweiz (s. Sarnen) u. a. Auch im französischen Flandern findet sich ein Fluß Aa, der bei St.-Omer schiffbar wird und in zwei Armen, bei Dünkirchen und Gravelines, in den Kanal mündet; 82 km lang und auf 29 km schiffbar. In den russischen Ostseeprovinzen heißen so zwei Flüsse, welche sich beide in den Meerbusen von Riga ergießen: die Kurländische Aa, aus der Vereinigung der Memel und Muhs (bei Bauske) entstanden, welche, nach ihrem Eintritt ins Livländische Bolderaa genannt, westlich von Dünamünde ins Meer fällt, von Mitau ab schiffbar ist, doch nur von ca. 50 Booten und 80 Flößen befahren wird, und die kleinere Livländische Aa, welche nordöstlich von der Düna mündet.

Aach, s. Aa.

Aach, Stadt im bad. Kreis Konstanz, im alten Hegau, auf einem steilen Felsen unweit Stockach, mit 954 Einw. Am 25. März 1799 fanden hier Gefechte zwischen den Österreichern und Franzosen statt. ↔

Aachen (franz. Aix la Chapelle, lat. Urbs Aquensis, Aquisgranum; hierzu der Stadtplan), 187 m ü. M., die uralte Krönungsstadt der deutschen Könige, Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks der preußischen Provinz Rheinland, liegt an einem Knotenpunkt der Belgisch-Rheinischen Eisenbahn, in einem angenehmen Kesselthal, welches von der Wurm bewässert und von den Vorhöhen des Hohen Venn umgrenzt wird. A. besteht aus der innern alten und der äußern neuen Stadt, wozu noch neueste prächtige Stadtteile außerhalb der alten Ringmauer kommen. Die meisten Straßen sind breit, und die Häuser, überwiegend mehrstöckige moderne Stein- oder in Zementbewurf verzierte Ziegelbauten, erinnern selten an das Mittelalter; als die schönsten Straßen sind die Wilhelms-, Hoch-, Theater-, Wall-, Harskamp-, Komphausbad-, Großkölnstraße, der Büchel und die sogen. Gräben (Damen-, Holz-, Kapuziner-, Templergraben) zu bemerken, welche, fast 4 km lang, die Mittelstadt von den ehemaligen Vorstädten trennen. Von den neuen Straßen sind im N. die Lousbergstraße, die Ludwigs-, Monheims- und Heinrichsallee, im O. der Adalbertssteinweg, im SW. der Boxgraben zu nennen. Bemerkenswerte Plätze sind der dreieckige Große Markt, mit der Bronzestatue Karls d. Gr. auf einem schönen Springbrunnen, der Friedrich-Wilhelmsplatz, der Theaterplatz, der Münsterplatz und der Kaiserplatz mit monumentalem Springbrunnen. Von den ehemaligen sieben Hauptthoren der Stadt stehen nur noch zwei: das Pontthor auf der Nordwestseite, in der Nähe des Bahnhofs der Maastrichter Eisenbahn, und das Marschierthor auf der Südseite, nahe den Bahnhöfen der Linksrheinischen u. der Bergisch-Märkischen Eisenbahn.

Wappen von Aachen.
Textfigur: Wappen von Aachen.

Unter den zahlreichen Kirchen nimmt die Aufmerksamkeit vor allen das altehrwürdige Münster in der Nähe des Marktes in Anspruch. Der älteste Teil und Kern des interessanten Gebäudes, das ein architektonisches Konglomerat aus den verschiedensten Perioden christlicher Baukunst bildet, ist die byzantinische Kaiserkapelle Karls d. Gr., ein achteckiger Bau von 31 m Höhe und etwa 16 m im Durchmesser, gebildet durch starke Pfeiler, auf welchen eine achteckige, den Mittelraum überdeckende Kuppel emporstrebt, und umgeben von einem 16seitigen, mit niedrigen Kreuzgewölben versehenen Umgang, über welchem, die Empore bildend, eine hohe Galerie herumläuft, die von schräg liegenden Tonnengewölben bedeckt und nach innen mit antiken bronzenen Gittern geschlossen ist. Über den Galeriebogen erhebt sich ein achteckiger Tambour mit Fensteröffnungen, auf welchem die Kuppel ruht. Dieses karolingrsche Oktogon, das eigentliche Schiff der Kirche, ward 796 nach byzantinischen Mustern begonnen und vom Meister Odo von Metz vollendet. Es erhielt am Dreikönigsfest 804 durch Papst Leo III. die Weihe; es ist das einzige noch vorhandene karolingische Münster in Deutschland. Die Mosaikbilder, welche die Kuppelwölbung und wahrscheinlich die ganze Kirche einst bedeckten, gingen verloren; in ersterer ist eins, die Majestas Domini mit den 24 Ältesten der Apokalypse, wiederhergestellt worden. Die schönen, meist antiken Granit-, Porphyr- und Marmorsäulen, welche (aus Rom, Trier und Ravenna herbeigeschafft) die Zwischenräume der Pfeiler des Oktogons schmückten

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 3.