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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Affektionswert; Affen

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Affektionswert - Affen.

genüber; dann Zuneigung, Gunst, insofern diese ein von dem geliebten Gegenstand abhängiger Gemütszustand ist. Daher die früher beliebten Ausdrücke: in A. nehmen, s. v. w. liebgewinnen; affektioniert, s. v. w. gewogen, geneigt. - In der Medizin s. v. w. krankhafte Veränderung.

Affektionswert (Affektionsinteresse, Gefühlswert, Pretium affectionis), in der Rechtswissenschaft der besondere Wert, welcher einer Sache oder einer Leistung von seiten einer bestimmten Person vermöge individueller Gefühle und Neigungen der letztern beigelegt wird. Den Gegensatz dazu bildet der wirkliche gemeine Wert, der Marktwert der betreffenden Sache, die sogen. vera rei aestimatio. So wird z. B. der Trauring eines Ehegatten für diesen regelmäßig einen besondern Gefühlswert haben, welcher von dem Einkaufspreis des Ringes, von dem gemeinen Werte, den derselbe für dritte Personen hat, völlig unabhängig ist. Es ist dies ein Unterschied, welcher namentlich für die Lehre vom Schadenersatz von Wichtigkeit ist. Wurde nämlich jemand durch die rechtswidrige Handlungsweise eines andern, z. B. durch die vorsätzliche oder fahrlässige Beschädigung einer Sache, ein Schade zugefügt, und wird nun deshalb Ersatz gefordert, so kommt es darauf an, die Höhe des Schadenersatzbetrags nach dem Werte des geschädigten Objekts festzustellen und zwar nach dem allgemeinen Wertmesser, d. h. in Geld, zu veranschlagen. Dies ist jedoch nur in Ansehung des objektiv erkennbaren Werts der in Frage stehenden Sache möglich, während das Affektionsinteresse sich nicht in Geld anschlagen läßt. Aus diesem Grund wird der A. bei der Feststellung der Schadenersatzsumme nicht berücksichtigt; doch läßt das Preußische Landrecht "eine Vergütung des Werts der besondern Vorliebe" beim Dolus des Verletzenden und beim Schätzungseid (juramentum in litem) zu. Weiteres s. Wert. Vgl. Mommsen, Zur Lehre von dem Interesse (Braunschweig 1855); Cohnfeldt, Die Lehre vom Interesse (Leipz. 1865).

Affen (Simiae, Pithēci, hierzu Tafel "Affen I-III"), oft auch fälschlich Vierhänder (Quadrumăna) genannt, bilden mit dem Menschen die erste Ordnung der Säugetiere, die Primaten (s. d.), und sind unter allen Tieren dem Menschen körperlich und geistig am ähnlichsten. Bei den meisten A. ist der Schädel rundlich und um so menschenähnlicher, je jünger das Tier ist; die Kiefer sind meist hoch, kurz und kräftig, entwickeln sich aber mit zunehmendem Alter so sehr in die Länge, daß der Gesichtswinkel (s. d.) bei manchen Arten nur 60°, bei andern nur 45° oder sogar nur 30° beträgt, während er beim Menschen 80-85° ausmacht. Die Nase geht ohne Absatz in die Lippe über und tritt nur bei Semnopithecus nasica beträchtlich aus dem Gesicht hervor. Die Zähne nähern sich denen des Menschen, doch findet sich niemals eine vollständig geschlossene Zahnreihe, vielmehr ragen die Eckzähne auch bei den höchsten A. stark hervor, und zwischen ihnen und den benachbarten Zähnen ist stets in der Art eine Lücke vorhanden, daß beim Schluß der Kiefer die Eckzähne nicht auf-, sondern nebeneinander greifen. Backenzähne 20 oder 24 (s. unten). Die Augenhöhlen sind stets geschlossen, die mittelgroßen oder auch kleinen Augen vorwärts gerichtet und einander mehr genähert als beim Menschen. Das äußere Ohr ist meist nur von mäßiger Größe, bald dem menschlichen Ohr einigermaßen ähnlich, bald mehr zugespitzt, aber stets ohne Ohrläppchen. Der Hals ist kurz, dünn und rund; der Rumpf ist gestreckt, an der Brust mit zwei Zitzen versehen, aber in den Weichen stark eingeschnürt. Das bezeichnendste Merkmal der ganzen Gruppe liegt in der Bildung der Hände und Füße. An beiden nämlich läßt sich gewöhnlich der innerste Finger, resp. die innerste Zehe den andern vier gegenüberstellen; so vermögen die A. nicht nur mit den Händen, sondern auch mit den Füßen zu greifen. Doch bleibt der Fuß nach seinem ganzen Bau ein Fuß und ist keineswegs eine Hand, so daß man auch die A. nicht Vierhänder nennen darf, sondern sie als Säugetiere mit zwei Händen und zwei Greiffüßen bezeichnen muß. Einigen fehlt der Daumen völlig oder ist nur als Stummel vorhanden oder nicht den andern Fingern gegenüberstellbar. Finger und Zehen tragen zum Teil Krallen, zum Teil Nägel (s. unten). Die vordern Gliedmaßen sind oft länger als die hintern, welche ebenso wie das Becken und die Wirbelsäule nicht zum aufrechten Gang eingerichtet sind. Die Schenkel sind zu dünn, und ihre Muskulatur ist zu schwach, als daß sie auf die Dauer den Körper zu tragen vermöchten. Daher nehmen die A. nur selten eine aufrechte Stellung an und vermögen sich nur mit Hilfe eines Stocks darin zu erhalten. Der Gang der höhern A. auf dem Boden ist ein unbehilflicher, weil sie mit dem Außenrand der Füße auftreten. Ihre natürlichste Ortsbewegung ist das Klettern, und hierin werden sie kaum von einem andern Tier übertroffen. Viele bedienen sich dabei ihres langen Wickel- oder Greifschwanzes und können mit ihm sogar kleine Gegenstände ergreifen und zu sich heranziehen. Das Haarkleid der A. bedeckt den ganzen Körper, mit Ausnahme einzelner Stellen des Gesichts, der innern Handfläche und häufig des Gesäßes, und neigt sich oft zu Färbungen, die sonst bei Säugetieren seltener vorkommen. Einzelne Arten sind durch besondere natürliche Frisuren und durch Barte ausgezeichnet. Im innern Bau stehen die A. dem Menschen sehr nahe. Der Schädel gleicht dem unsrigen in vielen Punkten, ist aber bei den Erwachsenen meist durch starke Muskelleisten und das Vorspringen des Kieferteils tierischer. Das Gehirn steht dem des Menschen an Masse relativ nach und hat auch im allgemeinen einfachere Windungen. Die Wirbelsäule besteht aus 7 Hals-, 12 bis 14 Rippen-, 3-7 Lenden-, 2-5 Kreuzbein- und 3-33 Schwanzwirbeln. Das Schulterblatt ist breit, das Schlüsselbein sehr stark, das Becken schwach. Die Muskulatur ist bei vielen Arten eine äußerst kräftige. Der Tastsinn spielt eine sehr bedeutende Rolle; so sind die Spitzen der Finger und des Greifschwanzes mit sehr feinem Gefühl begabt. Auch der Geruchssinn ist hervorragend entwickelt. Die seelischen Thätigkeiten der A., vor allen ihr Talent zu geschickter Nachahmung, sind groß und wurden von jeher hoch angesehen; ja, ganze Völker der niedersten Kulturstufen haben, durch den menschenähnlichen Körperbau der A. verleitet, in ihnen Waldmenschen gesehen, welche nur aus Scheu vor der Arbeit die Sprachfähigkeit verleugneten. Die A. leben vorzugsweise von Früchten, doch auch von Insekten; in der Gefangenschaft gewöhnen sie sich meist an die Speisen des Menschen. Sie bringen die Nahrung mit den Händen oder dem Greifschwanz zum Munde. Das Weibchen wirft in der Regel nur Ein Junges. Unter den A. finden sich Monogamisten und Polygamisten; jene leben vereinzelt, diese bilden aus Familien bestehende kleinere oder größere Scharen, welche das älteste Männchen anführt. Der Aufenthalt der A. ist auf die heiße Zone beschränkt und überschreitet nirgends den Verbreitungskreis der Palmen; am nördlichsten wohnen die Makaks (Inuus ecaudatus) von Nordafrika und Gibraltar. Meist leben sie auf