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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Alkermes; Alkéstis; Alkibiădes

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Alkermes - Alkibiades.

mit 8700-9000 Einw. (viele Juden) und ansehnlicher Industrie in Wolle, Baumwolle etc., bedeutendster Handelsplatz der Provinz El Arisch. Einst viel bedeutender, ist A. geschichtlich bekannt durch die Schlacht vom 4. Aug. 1578, in welcher König Dom Sebastian von Portugal von den Mauren geschlagen wurde und das Leben verlor.

Alkermes, s. Kermes.

Alkéstis (Alkeste, Alceste), im griech. Mythus Tochter des Königs Pelias von Iolkos, besonders durch ihre aufopfernde Gattenliebe berühmt. Der Vater gelobte, sie nur demjenigen zum Weib zu geben, der einen Wagen mit Löwen und Ebern bespannen werde. Dies vollbrachte Admetos, König von Pherä in Thessalien, mit Hilfe Apollons, der eben, wegen Blutschuld (s. Apollon) aus dem Olymp verbannt, bei ihm die Rosse weidete. Da aber Admetos bei der Hochzeit versäumte, der Artemis zu opfern, fand er das Brautgemach mit Schlangenknäueln erfüllt. Apollon besänftigte den Zorn der Göttin und erlangte außerdem von den Moiren das Versprechen, Admetos solle, wenn sein Todestag komme und sich jemand freiwillig für ihn zu sterben entschließe, vom Tod befreit werden. Als ihn darauf eine tödliche Krankheit befiel, weihte sich die treue A. für den Gatten dem Tode. Dieser genas sofort, aber Verzweiflung erfaßte ihn über den Verlust der Gattin. So traf ihn sein Gastfreund Herakles, dem er sein Leid klagte, worauf dieser in die Unterwelt hinabstieg, die A. dem Hades entriß und sie in die Arme Admets zurückführte. Diese Geschichte wurde von Euripides in der Tragödie "A." behandelt. Auch gegen ihren Vater bewies sie ihre Frömmigkeit, indem sie allein nicht in die Zerstückelung desselben willigte (s. Pelias).

Alkibiădes, berühmter Athener, geboren um 450 v. Chr. zu Athen, Sohn des Kleinias, der sich in den Perserkriegen hervorgethan, und der Deinomache aus dem Geschlecht der Alkmäoniden und Neffe des Perikles, erhielt, nachdem er seinen Vater sehr früh in der Schlacht bei Koroneia (447) verloren, unter dem Einfluß seines Oheims eine vortreffliche Erziehung. Die Natur hatte ihn mit körperlichen wie geistigen Vorzügen fast verschwenderisch ausgestattet. Huldigungen aber, die schon früh seiner Schönheit, seinem Reichtum, seiner geistigen Überlegenheit dargebracht wurden, waren einer Charakterbildung nicht förderlich; A. war schon als Jüngling voll Anmaßung und ohne Selbstbeherrschung, und indem er sich in den Strudel des Vergnügens und der Ausschweifungen stürzte, mußte das Streben seines Lehrers Sokrates, ihn zu höherer Tugend und Sittlichkeit zu bilden, erfolglos bleiben. Es gelang dem weisesten aller Griechen wohl, des Jünglings Geist auszubilden; allein seine Leidenschaften konnte er nicht zügeln. Die erste Waffenprobe legte A. 432 in dem Kriege gegen Potidäa ab; Sokrates focht ihm hier zur Seite und rettete ihm das Leben, welchen Dienst ihm A. 424 bei Delion auf gleiche Weise vergalt. Als Preis seiner Tapferkeit gab ihm der reiche Hipponikos seine Tochter Hipparete zur Gemahlin, um welche A. früher vergeblich geworben. Nach Ruhm und Herrschaft durstig, war A. entschieden für energische Fortsetzung des Kriegs gegen Sparta, und als Nikias 421 einen Frieden mit Sparta durchsetzte, suchte er auf Umwegen seine Vaterstadt wieder in den Krieg zu verwickeln. Es gelang ihm 420, die Argeier, Mantineier und Eleier zu einem peloponnesischen Gegenbund zu vereinigen, der indes den Spartanern in der Schlacht bei Mantineia (418) unterlag. Als die Gesandtschaft der Egestäer nach Athen kam, um dessen Hilfe gegen Syrakus zu erbitten, war es A., der besonders die Ausrüstung einer großen Expedition nach Sizilien anriet und durch seine beredte Schilderung der glänzenden Aussichten, welche sich der Macht Athens eröffneten, das leicht entzündliche Volk zu dem verhängnisvollen Beschluß fortriß, die Expedition zu unternehmen. Freilich setzte er seine Ernennung zum alleinigen Oberbefehlshaber nicht durch, Nikias und Lamachos wurden ihm beigeordnet. Gleichwohl war er die Seele des Unternehmens und würde wohl die Leitung und den Ruhm desselben schließlich davongetragen haben. Um dies zu verhindern, traten seine Neider und Feinde, als schon die Flotte im Piräeus bereit lag, mit der Anschuldigung gegen ihn auf, er sei der Urheber des Hermenfrevels (10./11. Mai 415) und habe auch die eleusinischen Mysterien durch spöttische Nachahmung entweiht. Kühn und entschlossen forderte A. die strengste Untersuchung, aber das Volk beschloß Vertagung der Klage, und A. segelte mit der Flotte ab. Schon hatte er in Sizilien die Städte Naxos und Catana besetzt und hoffte die Sizilier ganz auf seine Seite zu bringen, als er durch die Salaminia abberufen und nach Athen vor Gericht geladen wurde, wo seine Feinde inzwischen die Anklage wegen Verhöhnung der Mysterien mit mehr Erfolg erneuert hatten. A. wagte nicht, in Athen zu erscheinen, er entfloh der Salaminia in Thurii und begab sich nach Argos, wo er erfuhr, daß die Athener ihn zum Tod verurteilt hätten, sein Vermögen eingezogen und der Fluch über ihn ausgesprochen sei. Er beschloß, sich an seinen Feinden und an dem wankelmütigen Volk furchtbar zu rächen; Athen sollte erfahren, wie verderblich er als Feind sei, um dann in höchster Not ihn als Retter und Herrn zurückzurufen. Unbekümmert darum, ob seine Vaterstadt darüber zu Grunde gehe, und ob die Wunden, die er ihr zufüge, heilbar seien oder nicht, begann er sein fürchterliches Rachewerk, indem er sich nach Sparta begab und hier es durchsetzte, daß die Unterstützung der Syrakusaner, welche den Untergang der athenischen Expedition zur Folge hatte, und die Besetzung von Dekeleia sowie der Beginn des Seekriegs gegen Athen mit persischer Hilfe beschlossen wurden. A. selbst ging 412 als spartanischer Befehlshaber nach Kleinasien, brachte die Bundesgenossen zum Abfall von Athen und schloß das Bündnis mit Persien ab. Bald aber machten die Eifersucht der spartanischen Heerführer und die gerechte Rache des Königs Agis, dessen Gemahlin Timäa A. verführt hatte, sowie der Verdacht, als treibe er zweideutiges Spiel, seine Stellung unhaltbar, und er floh zu dem persischen Statthalter Tissaphernes. An dem Hof desselben warf er die in Sparta angenommene Maske lakonischen Ernstes wieder ab und ward Asiat. Tissaphernes ward erst sein Freund, dann sein Werkzeug. Da die Athener jetzt durch furchtbare Schicksalsschläge seine Gefährlichkeit erkannt hatten und zu seiner Zurückberufung geneigt sein mußten, lockerte A. die Verbindung mit Sparta und machte ihm begreiflich, persisches Interesse erfordere es, beide, Athener wie Spartaner, zur gegenseitigen Aufreibung aneinander zu hetzen, um daraus Nutzen zu ziehen. Als persischer Bevollmächtigter knüpfte er mit der vor Samos liegenden athenischen Flotte Unterhandlungen an und betrieb den Umsturz der demokratischen Verfassung in Athen und die Einsetzung einer oligarchischen Regierung, die ihn wieder zurückberufen sollte. Wirklich gelang es der oligarchischen Partei in Athen, sich 411 durch einen Staatsstreich in den Besitz der Gewalt zu setzen und die bestehende demokratische Verfassung zu beseitigen. Da aber die neue