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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ammoniacum; Ammoniak

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Ammoniacum - Ammoniak.

das. 1842); die "Brunnendiätetik" (7. Aufl., Leipz. 1880); "Die ersten Mutterpflichten und die erste Kindespflege" (26. Aufl. von Winckell, das. 1884). Außerdem gab er heraus eine "Zeitschrift für Ophthalmologie" (Dresd. u. Heidelb. 1830-36, 5 Bde.) und eine "Monatsschrift für Medizin, Augenheilkunde und Chirurgie" (Leipz. 1838-40, 3 Bde.).

3) Karl Wilhelm, hippolog. Schriftsteller, geb. 1777 zu Trakehnen, ward 1797 Roßarzt am Ansbacher Fohlenhof zu Ölhaus, dann Gerichtsarzt in Ansbach, 1813 bayrischer Hofgestütmeister zu Rohrenfeld bei Neuburg; starb 1842 in Ansbach. Er schrieb: "Hausvieharzneibuch" (3. Aufl., Ulm 1846), "Über Verbesserung und Veredelung der Landespferdezucht durch Landesgestütanstalten" (Nürnb. 1829-31, 3 Bde.), gab Sebalds "Vollständige Naturgeschichte des Pferdes" (Ansb. 1815) heraus. - Auch sein Bruder Georg Gottlieb, geb. 1780 zu Trakehnen, seit 1820 Inspektor des Gestüts zu Veßra, gest. 26. Sept. 1839, hat sich als Pferdezüchter einen Namen erworben; er schrieb: "Von der Zucht und Veredelung der Pferde" (Berl. 1828); "Das sicherste Mittel, nur große und gut ausgebildete Pferde zu erziehen" (2. Aufl., Königsb. 1849); "Handbuch der Gestütskunde und Pferdezucht" (das. 1833).

Ammoniacum (Ammoniak, Gummiharz), der erhärtete Milchsaft von Dorema A. Don., einer in Persien, Turkistan bis zur chinesischen Dsungarei vorkommenden Umbellifere. Der Milchsaft tritt aus dem Wurzelschopf, den Stengeln und Früchten freiwillig, noch reichlicher nach Insektenstichen, aus und erhärtet zu weißen, außen bräunlichen, wachsglänzenden Körnern. Man sammelt die Pflanze nach der Fruchtreife, bringt sie von Persien nach Bombay und sondert hier die Körner des Gummiharzes ab, welche zwischen den Fingern erweichen, in der Kälte spröde sind, eigentümlich aromatisch, nicht angenehm riechen und bitterlich scharf schmecken. Das A. enthält Harz und Gummi in wechselnden Verhältnissen und ca. 4 Proz. schwefelfreies ätherisches Öl. Es ist in Alkohol nicht vollständig löslich und gibt mit Wasser eine Emulsion. Im Handel unterscheidet man A. in granis, die beste Sorte, aus kleinen, losen Körnern bestehend, und A. in massis, dunkler gefärbte Kuchen, welche hellere Körner einschließen. Man benutzt das A. zur Bereitung eines Porzellankitts und als Arzneimittel. Dioskorides beschreibt unter dem Namen A. ein Harz oder Gummiharz, welches in der Libyschen Wüste und in der Nähe des Tempels des Jupiter Ammon gewonnen und als Rauchwerk benutzt wurde, mit der persischen Drogue aber nicht identisch war. A. aus Persien wird im 10. Jahrh. erwähnt und kommt in deutschen Medikamentenlisten des 15. Jahrh. vor.

Ammoniak NH3 ^[NH_{3}], gasförmige Verbindung von Stickstoff mit Wasserstoff, bildet, in Wasser gelöst, den allbekannten "Salmiakgeist", dunstet aus diesem fortwährend ab und entwickelt sich auch, wenn man Salmiak (Chlorammonium) mit gebranntem Kalk und wenig Wasser mischt. Freies A. kommt kaum in der Natur vor, aber Verbindungen desselben mit Säuren, die Ammoniaksalze, finden sich sehr verbreitet in der Luft, im Boden und in den Gewässern. Kohlensaures A. liegt in starker Schicht unter dem Guano der Chinchainseln, schwefelsaures A. findet sich im Dampf der Fumarolen von Toscana und Salmiak im Krater des Vesuvs und andrer Vulkane. Schwefelammonium ist ein Bestandteil der übelriechenden Fäulnisgase, die ausgeatmete Luft, der Harn und die Exkremente enthalten Ammoniaksalze. Die Elemente des Ammoniaks, Stickstoff und Wasserstoff, vereinigen sich nicht direkt miteinander; wenn man aber ein Gemisch von Stickstoff, Wasserstoff und Sauerstoff anzündet, so entsteht salpetrigsaures und salpetersaures A. Da nun die Luft aus Stickstoff und Sauerstoff besteht, so bilden sich jene Salze jedesmal, wenn Wasserstoff an der Luft verbrennt, und da unsre Brennmaterialien Wasserstoff enthalten, so finden sie sich auch unter den Verbrennungsprodukten derselben. Entwickelt man in der Lösung eines Salpetersäuresalzes Wasserstoff, so entzieht ein Teil desselben der Salpetersäure den Sauerstoff, um sich mit demselben zu Wasser zu verbinden, während ein andrer Teil des Wasserstoffs mit dem Stickstoff der Salpetersäure A. bildet. Auch bei der Reinigung von Ätznatron durch Chilisalpeter wird A. gebildet, und wenn man salpetrige Dämpfe, mit Wasserdampf gemischt, über glühende Holzkohle leitet; es entsteht ferner bei der trocknen Destillation stickstoffhaltiger organischer Stoffe, wie Hufe, Knochen, Hörner und auch der Steinkohlen in Gasfabriken, sowie bei Behandlung eiweißartiger Stoffe mit Kali. Kalk etc. (z. B. in den Rübenzuckerfabriken beim Klären des Saftes mit Kalk; auf 2 kg Rüben ist etwa 0,2 kg schwefelsaures A. zu rechnen); A. entsteht auch aus Cyan (einer Verbindung von Kohlenstoff mit Stickstoff) und findet sich daher in den Gichtgasen der Hochöfen.

A. ist ein farbloses Gas, riecht höchst stechend und zu Thränen reizend, schmeckt brennend-ätzend alkalisch, färbt Lackmuspapier blau und hat ein spezifisches Gewicht von 0,586. Bei -40° oder bei 16° unter einem Druck von 7 Atmosphären wird es zu einer farblosen Flüssigkeit verdichtet, welche ungemein schnell verdunstet und dabei starke Kälte erzeugt, bei -34° siedet und bei -75° zu einer weißen, geruchlosen Masse erstarrt. A. ist schwer entzündlich, wird aber unter gewissen Umständen sehr leicht oxydiert. Wirkt ammoniakhaltige Luft auf Kalk, so entsteht salpetersaurer Kalk, und dieser wird sich daher stets bilden, wenn organische Stoffe bei Gegenwart von Kalk verwesen. Diese Salpeterbildung verläuft unter dem Einfluß fermentartig wirkender Mikroorganismen. Leitet man A. über glühende Kohlen, so entstehen Cyanammonium NH4CN ^[NH_{4}CN] und Wasserstoff; auch bildet sich die Cyanverbindung aus Kohlenoxyd und A. Chlor zersetzt A. unter Feuererscheinung, und es entstehen Chlorammonium und Stickstoff. Ein mit verdünnter Salzsäure befeuchteter Glasstab zeigt Spuren von A. an, indem sich um denselben Nebel von Salmiak bilden. A. ist sehr löslich in Wasser und Alkohol; 1 Volumen Wasser absorbiert bei 0° 1148 Volumina A., wobei es sich erwärmt, an Volumen bedeutend zunimmt und spezifisch leichter wird. 1 g Wasser löst bei

^[Liste]

0° 0,875 g Ammoniak 30° 0,403 g Ammoniak

10° 0,679 - " 40° 0,307 - "

20° 0,526 - " 50° 0,229 - "

Der Prozentgehalt der folgenden Tabelle entspricht den bei 14° gefundenen spezif. Gewichten der Lösung.

Prozentgehalt Spezifisches Gewicht Prozentgehalt Spezifisches Gewicht Prozentgehalt Spezifisches Gewicht

1 0,9959 13 0,9484 25 0,9106

2 0,9915 14 0,9449 26 0,9078

3 0,9873 15 0,9414 27 0,9052

4 0,9831 16 0,9380 28 0,9026

5 0,9790 17 0,9347 29 0,9001

6 0,9749 18 0,9314 30 0,8976

7 0,9709 19 0,9283 31 0,8953

8 0,9670 20 0,9241 32 0,8929

9 0,9631 21 0,9221 33 0,8907

10 0,9593 22 0,9191 34 0,8885

11 0,9556 23 0,9162 35 0,8864

12 0,9520 24 0,9133 36 0,8844