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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Ammoniter - Ammoniumsulfhydrat.

wickelung von einfachen zu kompliziertern Formen: bei den ältesten verlaufen sie einfach, bogen- oder zickzackförmig (Goniatiten, s. Tafel "Devonische Formation" und "Steinkohlenformation I"); in dem Muschelkalk herrschen die Ceratiten (s. Tafel "Triasformation") mit kompliziertern Bildungen vor, und zuletzt, vom Lias an, hauptsächlich aber in Jura und Kreide, kommen die A. im engern Sinn. Diese (Ammonshörner) sind spiralförmig gewunden und besitzen Windungen, die einander berühren oder umfassen; hierher gehören Crioceras, Scaphites, Ancyloceras, Hamites, Ptychoceras, Toxoceras, Baculites (s. Tafel "Juraformation I" und "Kreide").

Ammoniter, semit. Hirtenvolk, auf dessen Entstehung aus der Vermischung der Semiten mit andern Stämmen die Erzählung von ihrem blutschänderischen Ursprung (1. Mos. 19, 38) hindeutet. Sie waren Grenznachbarn der Stämme Ruben und Gad und wohnten in der Wüste des nördlichen Arabien zwischen dem Jabok und Arnon. Ihre Religion war die der Kanaaniter mit Beschneidung und Molochsdienst. Sie trieben Ackerbau und Viehzucht, waren aber ein kriegerisches Volk; ihre uns bekannte Geschichte ist nur eine Reihe erbitterter Fehden mit den Israeliten, die unter Jephtha und Saul ihre Einfälle in israelitisches Gebiet zurückschlugen, unter David, durch eine Beschimpfung gereizt, die Hauptstadt der A., Rabbath, eroberten und furchtbare Rache nahmen. Durch Anschluß an arabische Stämme und an Syrien versuchten sie dann wiederholt, sich der Tributpflichtigkeit zu entziehen, leisteten Nebukadnezar Hilfe gegen Israel und hinderten den Wiederaufbau Jerusalems unter Nehemia. Noch einmal eroberte Antiochos Epiphanes ihre Hauptstadt, und Judas Makkabäus schlug siegreich ihren Angriff zurück. Nach dem 2. Jahrh. n. Chr. kommt der Name nicht mehr vor, da sie sich unter den Arabern verloren.

Ammonium (Ammoniacum), Ammonium; A. bromatum, hydrobromatum, hydrobromicum, Ammoniumbromid;

A. carbonicum pyrooleosum, brenzlig-kohlensaures Ammoniak;

A. carbonicum, kohlensaures Ammoniak, Hirschhornsalz;

A. causticum, Ammoniakflüssigkeit;

A. chloratum, hydrochloratum, hydrochloricum, muriaticum, Ammoniumchlorid, Salmiak;

A. chloratum ferratum, muriaticum martiatum, Eisensalmiak;

A. cuprico-sulfuricum, schwefelsaures Kupferoxydammoniak;

A. jodatum, hydrojodatum, hydrojodicum, Ammoniumjodid;

A. nitricum, salpetersaures Ammoniak;

A. phosphoricum, phosphorsaures Ammoniak;

A. succinicum solutum, bernsteinsaure Ammoniakflüssigkeit;

A. sulfuratum, Schwefelammonium, s. Ammoniumsulfhydrat;

A. sulfuricum, schwefelsaures Ammoniak; A. Vanadinicum, vanadinsaures Ammoniak.

Ammonium (NH4 ^[NH<sub>4</sub>]), eine Verbindung von Stickstoff mit Wasserstoff, welche noch nicht dargestellt worden ist, für deren Existenz aber manche Ähnlichkeiten der Ammoniakverbindungen mit den Kaliverbindungen sprechen, und die z. B. in den Ammoniaksalzen die Rolle eines Metalls spielt (vgl. Ammoniak). Zersetzt man eine Lösung von Ammoniumchlorid (Salmiak) durch den galvanischen Strom und benutzt als negativen Pol Quecksilber, so erhält man ein Amalgam, d. h. einen Körper, welcher sich wie eine Legierung von Quecksilber mit einem Metall verhält, aber alsbald Ammoniak und Wasserstoff entwickelt. Dabei entweichen beide Gase genau in dem Verhältnis, in welchem sie bei chemischer Verbindung A. bilden müßten. Wirkt Ammoniak auf Kalium, so entsteht eine dunkelrote Flüssigkeit, Kaliumammonium NH3K ^[NH_{3}K], und wenn diese auf Chlorammonium einwirkt, so erhält man eine dunkelblaue Flüssigkeit, welche vielleicht A. ist; sie zerfällt schnell in Ammoniak und Wasserstoff. Das Ammoniumoxyd kennt man nicht; Ammoniumhydroxyd (Ammoniumoxydhydrat) NH4HO ^[NH_{4}HO] kann man als Bestandteil der Ammoniakflüssigkeit annehmen.

Ammoniumbasen, s. Basen.

Ammoniumbromid (Bromammonium) NH4Br ^[NH_{4}Br] bildet sich bei der Einwirkung von Brom auf Schwefelammonium, beim Neutralisieren von Ammoniakflüssigkeit mit Bromwasserstoff und beim Erhitzen von Bromkalium mit schwefelsaurem Ammoniak, wobei sich das A. im kältern Teil des Gefäßes absetzt. Es bildet farblose Kristalle, schmeckt scharf salzig, löst sich sehr in Wasser und Alkohol, ist sublimierbar und zersetzt sich beim Aufbewahren an der Luft. Man benutzt es in der Photographie.

Ammoniumchlorid, s. v. w. Salmiak (s. d.).

Ammoniumfluorid (Fluorammonium) NH4Fl ^[NH_{4}Fl] entsteht beim Neutralisieren von Ammoniak mit Fluorwasserstoffsäure, bildet farblose Kristalle, schmeckt scharf salzig, zerfließt an der Luft, löst sich leicht in Wasser, wenig in Alkohol und wirkt trocken wie in der Lösung ätzend auf Glas. Es muß deshalb in Gefäßen aus Platin, Silber oder Guttapercha aufbewahrt werden. Man benutzt es zum Ätzen des Glases und in der chemischen Analyse.

Ammoniumhydrosulfid, s. Ammoniumsulfhydrat.

Ammoniumhydroxyd, s. Ammonium.

Ammoniumjodid (Jodammonium) NH4J ^[NH_{4}J] entsteht beim Neutralisieren von Ammoniakflüssigkeit mit Jodwasserstoffsäure, beim Vermischen der Lösungen von schwefelsaurem Ammoniak und Jodkalium und Ausfällen des schwefelsauren Kalis mit Alkohol. Es bildet farblose, zerfließliche Kristalle, löst sich leicht in Wasser und Alkohol und ist bei Ausschluß der Luft sublimierbar. Man muß es im Dunkeln in gut verschlossenen Flaschen aufbewahren, denn es ist sehr leicht zersetzbar und wird unter Abgabe von Ammoniak durch Ausscheidung von Jod gelb oder braun, kann aber durch einige Tropfen Schwefelammonium wieder farblos gemacht werden. Man benutzt es in der Photographie.

Ammoniumoxyd, Ammoniumoxydhydrat, s. Ammonium.

Ammoniumoxydsalze, s. Ammoniaksalze.

Ammoniumrhodanid, s. Rhodanverbindungen.

Ammoniumsalze, s. Ammoniaksalze.

Ammoniumsulfhydrat (Ammoniumhydrosulfid) NH4HS ^[NH_{4}HS] entsteht in farblosen, sehr flüchtigen Kristallen, welche nach Ammoniak und Schwefelwasserstoff riechen, wenn Ammoniak und Schwefelwasserstoff bei niedriger Temperatur zusammentreten. Sättigt man Ammoniaksfüssigkeit mit Schwefelwasserstoff, oder unterwirft man Gaskalk oder Sodarückstände mit Salmiak oder schwefelsaurem Ammoniak im Destillationsgefäß der Wirkung eines Dampfstrahls, so erhält man eine Lösung von A. als farblose Flüssigkeit. Diese färbt sich an der Luft unter Bildung von Ammoniumsulfuret gelb; sie löst Schwefel unter Bildung von Polysulfureten und elektronegative Schwefelmetalle unter Bildung von Sulfosalzen und dient unter dem Namen Schwefelammonium (Schwefelwasserstoffammoniak) als Reduktionsmittel, zur Darstellung von Zinnober und zur Erkennung und Scheidung der Metalle bei der