Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

36

Ätzfiguren - Aube.

petersäure mit dem positiven Pol einer galvanischen Batterie verbunden, wobei sich die nicht geschützten Stellen des Metalls sehr schnell auflösen. Vgl. Graphische Künste. Eine Anleitung zum Ä. in Kupfer, Messing, Stahl und andern Metallen gibt Krüger, Die Zinkogravüre (2. Aufl., Wien 1884). Über Ä. in der Medizin s. Ätzmittel.

Ätzfiguren, regelrechte, mit der Struktur der Kristalle zusammenhängende Vertiefungen, welche bei Anätzung, d. h. vorsichtiger Einwirkung von Lösungsmitteln (Wasser bei Steinsalz, Alaun etc., Salzsäure bei kohlensauren Verbindungen, Flußsäure bei Silikaten), auf den Kristallflächen entstehen. Da sie bei kristallographisch gleichwertigen Flächen und nur bei diesen gleichartig sind, so können sie maskierte Hemiedrie und Dimorphie (vgl. Kristall) erkennen lehren, sind aber nicht in dem Sinn eines Studiums der Form der die Kristalle aufbauenden Moleküle auszunutzen, da sie nicht nur von der Natur der angeätzten, sondern auch derjenigen der anätzenden Substanz (Lösungsmittel) abhängig sind. Auch die Figuren, welche sich nach G. Rose bei einer vorsichtigen Verbrennung des Diamants auf den Kristallflächen einstellen, sind hierher zu zählen; das korrodierende Mittel ist dabei der oxydierende Sauerstoff. Mit dem nähern Studium der Ä. haben sich außer dem schon genannten Rose besonders Leydolt, Hirschwald, Haushofer, Baumhauer und Klocke beschäftigt. Gewisse in der Natur beobachtete Unebenheiten der Kristallflächen dürften durch Analogie ebenfalls als Ä., durch natürliche Prozesse erzeugt, zu deuten sein.

Atzgersdorf, Dorf in Niederösterreich, Bezirkshauptmannschaft Sechshaus, an der Südbahn gelegen, mit Fabriken für Kaffeesurrogate, Knochenmehl, Seidenzeug, Posamentierwaren und (1880) 4687 Einwohner.

Ätzgrund, s. Ätzen und Kupferstecherkunst.

Ätzkali, s. v. w. Kaliumhydroxyd; Ätzkalilauge, eine Lösung desselben in Wasser.

Ätzkalk, s. v. w. gelöschter Kalk.

Ätzlauge, Lösung von Kalium- oder Natriumhydroxyd.

Atzmann, s. Bildzauber.

Ätzmittel (Remedia caustica oder Epicaustica), in der Medizin solche Stoffe, welche vermöge ihrer eigentümlichen chemischen Beschaffenheit zerstörend auf die Gewebe des tierischen Körpers wirken, mit denen sie in Berührung gebracht werden (Ätzung, Kauterisation). Die Ä. wirken teils dadurch zerstörend, daß sie den Geweben das Wasser entziehen, teils dadurch, daß sie mit den Eiweißstoffen der Gewebe eine chemische Verbindung eingehen. Die zerstörte Gewebepartie stellt sich zunächst als Ätzschorf dar und wird nach einiger Zeit ganz losgestoßen. Als Ä. werden benutzt: konzentrierte Schwefelsäure, Salpetersäure, Salz- und Essigsäure, Ätzkali, Ätznatron, Ätzkalk, Chlorzink, Chlorbrom (Hauptbestandteil des Landolfischen Ätzmittels), Kupfervitriol, Höllenstein etc. Man wendet die Ä. entweder in Substanz oder in Lösung, in Salben-, Pasten- oder in Pulverform an. Das stärkste Ä. von allen, das Kauterisationsmittel im eigentlichen Sinn (cauterium actuale), ist das Glüheisen, ein zur Weißglühhitze gebrachter Eisenstab, welcher die mit ihm berührten Gewebe sofort tötet und in einen schwarzbraunen Schorf verwandelt. Die neuere Chirurgie hat das Glüheisen für gewisse Fälle durch das galvanokaustische Verfahren, bei dem durch einen starken galvanischen Strom Platindrähte glühend gemacht und zum Ätzen benutzt werden, ersetzt. Die Ä. werden angewandt entweder wegen ihrer Fähigkeit, Gewebe zu zerstören, oder um als kräftige Entzündungserreger zu wirken. In der ersten, sehr mannigfachen Reihe von Fällen wendet man Ä. an bei wucherndem, sogen. wildem Fleisch an Wunden, bei Wucherungen der Augenbindehaut, der Schleimhäute, vorzugsweise am Gebärmuttermund, zur Blutstillung durch die Schorfbildung und endlich zur Entfernung und Abtötung von giftigen Wunden, Milzbrandpusteln und Neubildungen jeglicher Art, welche der Operation zugänglich sind. Je nach der Tiefe, bis zu welcher die Zerstörung dringen soll, wendet man bald das eine, bald das andre Mittel, in den letztgenannten Fällen am sichersten das Glüheisen an. Die entzündungserregende Wirkung der Ä. wird benutzt bei torpiden, schlecht heilenden, stinkenden Wunden, bei brandigen Geschwüren, Hospitalbrand, Diphtheritis und vielfach in Form des Glüheisens, wenn es sich um kräftige Ableitung, z. B. bei Gelenkentzündungen auf die äußere Haut, handelt.

Ätznatron, s. v. w. Natriumhydroxyd; Ätznatronlauge, eine Lösung desselben in Wasser.

Ätzstein, geschmolzenes Ätzkali in Stangenform.

Ätzsublimat, s. v. w. Quecksilberchlorid.

Atzung, veraltetes Wort für Speisung, Speise; in der Jägersprache die Fleischspeise für den Raubvogel, also s. v. w. Futter oder Köder. In mittelalterlichen Urkunden bezeichnet A. vorzugsweise eine Dienstbarkeit, vermöge welcher Unterthanen ihre Herren und deren Gefolge, selbst Pferde und Hunde mit eingeschlossen, auf Reisen beherbergen und beköstigen mußten. Später traten an die Stelle der A. gewisse Geld- und Naturalabgaben, die unter verschiedenen Namen, als Herbergegeld, Futterhafer, Atzgeld etc., vorkamen.

Atzvögel (Nesthocker), diejenigen Vögel, welche im Nest aufgewachsen und von den Alten gefüttert (geatzt) werden müssen (Raubvögel, Klettervögel, Singvögel und Tauben).

Ätzwasser, s. Ätzen und Kupferstecherkunst.

Au, in der Chemie Zeichen für Gold (Aurum).

Aub, Stadt im bayr. Regierungsbezirk Unterfranken, Bezirksamt Ochsenfurt, an der Gollach, 12 km von der Eisenbahnstation Ochsenfurt, Sitz eines Amtsgerichts, hat 2 Kirchen, 1 reiches Pfründnerspital und (1880) 1074 meist kath. Einwohner. Unfern in einem Lustwäldchen die Ruine Reichelsburg. A. wird schon um 1151 erwähnt.

Aubade (spr. obáhd', von aube, "Morgenröte"), s. v. w. Tagelied, eine bei den Troubadouren beliebte Art von Gesängen, welche die Trennung der Liebenden beim Tagesanbruch zum Vorwurf haben, also das Gegenteil von Serenade. Wie der Name der letztern, so ist auch der der A. auf die Instrumentalmusik übergegangen (besonders im 17.-18. Jahrh.).

Aubagne (spr. obánj), Stadt im franz. Departement Rhônemündungen, Arrondissement Marseille, an der Eisenbahn von Marseille nach Nizza und am Fluß Huveaune, mit Schloßruinen und (1876) 5087 Einw., welche Obst- und Weinbau betreiben. A. ist das Albania der keltischen Albici und Geburtsort des Schriftstellers Barthélemy, dem hier 1828 ein Denkmal errichtet wurde.

Aube (spr. ohb'), rechter Nebenfluß der Seine, entspringt am Mont Saule (512 m) im Plateau von Langres, Departement Obermarne, fließt in nordwestlicher Richtung über La Ferté, Bar und Arcis, wo er schiffbar wird, und mündet unweit Romilly nach einem Laufe von 225 km. Seine Nebenflüsse sind Aujon und Voire auf der rechten, Lendion, Amance und Auzon auf der linken Seite.