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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bagnes; Bagni; Bagno; Bagnoli; Bagnolles; Bagnols; Bagnorea; Bag-pipe; Bagratiden

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Bagnes - Bagratiden.

dauert vom 15. Juni bis 15. Okt. In der Umgegend gibt es auch einige Eisenquellen und am Eingang zum Lysthal eine (Vichy analoge) doppeltkohlensaure Natronquelle. Die Thermen von B. waren schon den Römern bekannt und damals dem keltischen Gott Lixon geweiht (daher der Name Luchon). Strabon erwähnt sie als "Onesische Thermen" (am Fluß One). Römische Substruktionen, Piscinen, Votivaltäre etc. sind aufgefunden worden. Als Ort und Kirche wird Luchon zum erstenmal 987 genannt. Die gegenwärtige Altstadt erhob sich erst nach 1723; den Grund zu ihrer jetzigen Bedeutung legte der Intendant von Auch und Béarn, Megrit d'Etigny (seit 1761). Vgl. Garrigou, Monographie de B. (Par. 1872-74, 2 Bde.); Gsell-Fels, Südfrankreich etc. (Leipz. 1883).

Bagnes (spr. bannj), Val de, ein linksseitiges Nebenthal des Rhône in Wallis. Der oberste Teil steigt von dem Col de Fenêtre herab, eingelagert zwischen den Hochgebirgsmassen des Mont Colon und des Combin, deren Eisströme in das Thal herabsteigen und den 37 km langen Thalstrom, die Dranse, speisen. Der oberste ist der Otemmagletscher, dem abwärts der Breneygletscher sich anschließt; von der Linken kommt der große Glacier de Corbassière herbei. Bösartig ist der von Gétroz (s. d.). Unterhalb des Gletscherreviers werden die Ansiedelungen zu Dörfern. Oberhalb des Hauptorts Les Chables quillt eine Therme, in der früher gebadet wurde; daher der Name des Thals. Bei Sembranchier (710 m) mündet das Paßthal des Großen St. Bernhard, das Val d'Entremont, und unterhalb Martigny (475 m) ergießt sich der Bergstrom in den Rhône. Die 10,000 Köpfe zählende Bevölkerung des ganzen Thalnetzes ist französischer Zunge und katholischer Konfession und verteilt sich auf sechs Gemeinden, die den Walliser Bezirk Entremont bilden, und deren größte Bagnes mit (1880) 4246 Einw. ist.

Bagni (ital., spr. bannji, "Bäder"), Name mehrerer Badeorte in Italien. Die bedeutendsten sind: 1) B. di Lucca oder B. a Corsena, berühmter, schon seit dem 13. Jahrh. stark besuchter Badeort in der Provinz Lucca, 27 km nordöstlich von Lucca, im schönen Hügelland der Lima gelegen, mit heißen Quellen von 31-56° C., welche an dem südlichen Gehänge eines aus Macigno (kalkhaltigem Sandstein) und kalkspatreichem Mergel bestehenden Ausläufers der Rondinaja entspringen, Kalk und Magnesiasalze enthalten und namentlich gegen Rheumatismen, Gicht, Hautaffektionen etc. empfohlen werden, hat ein vom Fürsten Demidow erbautes Hospital, ein Kasino (in dem zur Gemeinde gehörigen Ort Ponte a Serraglio) und (1881) 907 Einw. -

2) B. San Giuliano, gleichfalls berühmter, schon im Altertum unter dem Namen Aquae calidae Pisanorum besuchter Badeort in der Provinz Pisa, am Fuß der Pisaner Marmorberge, an der Eisenbahn nach Lucca, mit Thermen von 29-44° C., welche schwefelsaure Alkalien enthalten und besonders gegen Rheumatismen und nervöse Affektionen gebraucht werden, hat (1881) 3220 Einw.

Bagno (spr. bannjo), 1) B. a Ripoli, Dorf in der ital. Provinz Florenz, in anmutiger, mit Palästen und Villen übersäeter Ebene am Arno, unweit Florenz, mit Resten alter Thermen. -

2) B. in Romagna, Badeort in der ital. Provinz Florenz, Kreis Rocca San Casciano, im Apenninenthal des Savio, mit Ringmauern, berühmten warmen Bädern (41-44° C.), welche kohlensaures Natron enthalten, und (1881) 1875 Einw.

Bagno (ital., spr. bannjo, "Bad"), Name der berüchtigten, die im Mittelalter gebräuchlichen Galeeren ersetzenden Strafanstalten in Frankreich, bezeichnete ursprünglich die Bäder des Serails zu Konstantinopel, bei denen sich ein Sklavengefängnis befand. Als Strafanstalten wurden die Bagnos durch königliche Ordonnanz von 1748 eingeführt. Das erste war das zu Toulon, dem 1750 das zu Brest, 1767 das zu Rochefort folgte. Unter Ludwig XIV. befanden sich nicht bloß schwere Verbrecher, sondern auch viele Protestanten und politisch mißliebige Personen darin. Auf die rechte Schulter gebrandmarkt und bei Tag und Nacht an Ketten geschlossen, wurden die Sträflinge zu den niedrigsten Arbeiten verwendet. Die Revolution ließ die Bagnos zwar fortbestehen, milderte jedoch die Strafe und bezeichnete sie als "Zwangsarbeit auf Lebenszeit". Die Sträflinge wohnten in großen, massiven Gebäuden, gewöhnlich mit geräumigen Höfen, in Rochefort auch in schwimmenden Gefängnissen. Sie wurden mit Handarbeiten beschäftigt, wofür sie zum Teil einen Lohn erhielten. Die Nahrung war dürftig, die Disziplin sehr hart. Nachdem schon 1832 die Brandmarkung abgeschafft war, wurde unter Napoleon III. die Bagnostrafe in Deportation nach den Strafkolonien Cayenne etc. verwandelt; das letzte B. war das in Toulon. Vgl. Zaccone, Histoire des bagnes (Par. 1875); Brissac, Souvenirs de prison et de bagne (das. 1881).

Bagnoli (spr. banjōli), 1) B. Irpino, Flecken in der ital. Provinz Avellino, Kreis Sant' Angelo, am Fuß der Apenninen, mit einer Mineralquelle und (1881) 3092 Einw. - 2) Ort in der ital. Provinz Neapel, südwestlich von Neapel, am Golf von Pozzuoli, in fruchtbarer Ebene, mit einer schon den Römern bekannten alkalisch-muriatischen Mineralquelle (46° C.) und einem Badeetablissement.

Bagnolles (spr. banjoll), Badeort im franz. Departement Orne, Arrondissement Domfront, mit Eisenquelle und warmer Schwefelquelle (28° C.), die viel Mittelsalze enthalten, und Militärhospital.

Bagnols (spr. banjoll), 1) B. les Bains (beiden Römern Aquae calidae), Badeort im franz. Departement Lozère, Arrondissement Mende, am Lot, 931 m ü. M., mit vier kräftigen Schwefelthermen von 23-43° C. und einer Eisenquelle von 18° C. Temperatur. Die Zahl der Einwohner beträgt 500, der Kurgäste ca. 2000. Dabei die Ruine des Schlosses Tournal. -

2) (B. sur Cèze) Stadt im franz. Departement Gard, Arrondissement Uzès, an der Cèze, mit (1876) 3868 Einw., welche Steinkohlenproduktion, Weinbau und Seidenspinnerei betreiben.

Bagnorea (spr. banjorēa), Bergstädtchen in der ital. Provinz Rom, Kreis Viterbo, südlich von Orvieto, am Rio Torbido auf vulkanischem, von Erdbeben heimgesuchtem Boden, mit Schwefelquelle, Resten von Thermen (Balneum regium) u. (1881) 1923 Einw., bekannt als Geburtsort des heil. Bonaventura.

Bag-pipe (engl., spr. bägg-peip), Dudelsack (s. d.).

Bagratiden, Königsgeschlecht Armeniens und Georgiens, stammt von Bagrat, dem der erste parthische König Armeniens, Valarses, 150 v. Chr. auf den Thron erhoben, das Recht verlieh, den Königen Armeniens die Krone aufzusetzen. Mit Derdat oder Tiridates d. Gr. gegen 298 zum Christentum übergetreten, wurden die B. die eifrigsten Verteidiger desselben gegen die Parsen. Mehrere B. wurden von den griechischen Kaisern und später von den Arabern zu Unterstatthaltern ernannt. So erhielt Aschod den Titel Schahinschah oder Fürst der Fürsten und 859 gegen einen jährlichen Tribut die Königskrone. Von da bis 1045 regierte die Dynastie der B. in Ar-^[folgende Seite]