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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Balaena; Balafre; Balagān; Balaguer; Balahissar; Balaklāwa; Balalaika; Balan; Balance; Balancé; Balancement; Balancier

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Balafre - Balancier.

Balafre (franz.), Hiebwunde im Gesicht.

Balagān (russ.), Bude, Schaubude; Volksfest in der Butterwoche.

Balaguer (spr. -ghēr), Bezirksstadt in der span. Provinz Lerida, am Segre, in fruchtbarer Gegend, mit (1878) 4742 Einw., welche Ackerbau und Seilerei treiben. B. wurde 1645 von den Franzosen unter General Harcourt, nachdem er die Spanier hier geschlagen hatte, erobert, 1703 von Karl III. genommen, befestigt, aber, als Philipp V. 1711 siegte, verlassen.

Balaguer (spr. -ghēr), Victor, span. Dichter und Historiker, geb. 11. Dez. 1824 zu Barcelona, studierte hier die Rechte, beschäftigte sich aber mehr mit auf die Geschichte Kataloniens bezüglichen Studien und wurde 1854 zum Archivar von Barcelona, bald darauf zum Professor der Geschichte daselbst ernannt. Seit 1869 Mitglied der Cortes für Villanueva und Geltru, hat er sich stets durch vortreffliches Rednertalent und große Unerschrockenheit ausgezeichnet. Als Dichter that sich B. zunächst durch eine stattliche Reihe von Dramen hervor, die dem Stoff nach teils der katalonischen Geschichte, teils dem Altertum entnommen sind und lebhaften Beifall fanden, so besonders: "Don Enrique el Dadivoso", "Al roque de la oracion", "Juan de Padilla", "Coreolano", "Lo sombra de Cesar", "El compte Foix" etc. Von größerer Originalität und echt volkstümlich sind seine lyrischen Dichtungen, deren beliebteste die Sammlung "Trovador de Montserrat" (Madr. 1850 u. öfter) enthält. Seine ansprechende Dichtung "La verge de Montserrat" wurde Anlaß, daß man in Barcelona die lange nicht mehr gefeierten "Juegos floreales" ("Blumenfeste") wieder aufnahm, bei denen 1861 B. im Wettstreit drei Preise davontrug. Eine Sammlung von Legenden und Balladen gab er unter dem Titel: "Prima vera del ultimo trovador catalan" heraus. Von seinen Novellen ist vor allen "Don Juan de Serrallonga" (5. Aufl., Barc. 1875) zu erwähnen sowie als sonstige wichtigere Arbeiten die "Estudios historicos y politicos" (Madr. 1876), die verdienstliche "Historia de Cataluña" und besonders eine Geschichte der katalonischen Troubadoure: "Historia politica y litteraria de los trovadores" (das. 1878-80, 6 Bde.). Seit 1875 ist B. Mitglied der königlichen Akademie von Madrid. Seine Dramen erschienen gesammelt als "Tragedias" (Barc. 1879), seine übrigen Dichtungen unter den Titeln: "Poesias completas" (Madr. 1874) und "Obras poeticas" (das. 1880).

Balahissar, jetzt Name der im türk. Wilajet Angora in Kleinasien gelegenen Trümmer des alten Pessinus (s. d.), der Hauptstadt der galatischen Tolistobojer, unter welchen besonders die Ruinen eines prachtvollen Tempels der Kybele, einer Akropolis, eines Theaters und eines Hippodroms hervorragen.

Balaklāwa, russ. Hafenstadt, an der Südküste der Halbinsel Krim (Gouvernement Taurien), südöstlich von Sebastopol, anmutig von Bergen umgeben, mit einem tief ins Land eingehenden sichern, aber kleinen Hafen, einer städtischen Bank und (1879) 695 Einw., meist Griechen. Westlich von B. am Meer liegt das St. Georgskloster auf dem Gipfel eines vorspringenden Felsens, angeblich an der Stelle, wo einst der Tempel der taurischen Diana stand, in welchem Iphigenia das Amt der Priesterin verwaltete. Den heutigen Namen leitet man aus dem Tatarischen her. Der Ort wurde im Mittelalter als Portus Symbolorum bezeichnet, die Genuesen, welche diese Gegend im 14. Jahrh. innehatten, nannten ihn "Cembalo" (besonders die Citadelle, von der Ruinen noch heute sichtbar sind) und "Bella chiave". Als die Türken die Italiener aus der Krim verjagten, ward B. von ihnen geplündert und zerstört (1475). Im orientalischen Krieg 1854-56 war B. der Hauptstationsort für die Magazine der Engländer, die nach der Landung bei Eupatoria von der schwach verteidigten Stadt ohne Schwierigkeit Besitz genommen hatten; es stand mit dem englischen Lager durch eine Eisenbahn, mit Warna durch einen unterseeischen Telegraphen in Verbindung. Am 25. Okt. 1854 fand hier ein Treffen zwischen den Russen unter Liprandi und einer englischen Reiterbrigade statt, in welchem die letztere völlig aufgerieben wurde. Auch verlegt man die Lästrygonenbucht in Homers Odyssee hierher (vgl. E. v. Baer, Über die Homerischen Lokalitäten in der Odyssee, Braunschw. 1878).

Balalaika, ein guitarreartiges Instrument mit zwei Saiten, das in der Ukraine zur Begleitung der Volksgesänge in Gebrauch ist; auch in den Händen der Zigeuner trifft man es bisweilen. Die eine Saite ist die Melodiesaite, die andre wird unverändert als Baßton hinzugenommen.

Balan, Hermann Ludwig von, deutscher Diplomat, geb. 7. März 1812 zu Berlin, studierte 1829-1832 die Rechte, trat dann in den Staatsverwaltungsdienst und ging 1835 zur diplomatischen Karriere über. Er ward 1837 Legationssekretär in Brüssel, 1841 Hilfsarbeiter im auswärtigen Ministerium, 1842 Legationsrat, 1845 Generalkonsul in Warschau, 1846 Ministerresident in Frankfurt a. M., 1848 Geschäftsträger in Darmstadt, 1850 vortragender Rat und 1854 Chef der ersten Abteilung im auswärtigen Ministerium, 1859, nachdem er geadelt worden, Gesandter in Kopenhagen und nahm 1864 am Londoner Kongreß und an den Verhandlungen des Wiener Friedens teil. Hierauf wurde er zum Gesandten in Brüssel ernannt, versah aber 1871-73 wiederholt die Stelle eines Staatssekretärs des auswärtigen Amtes in Berlin und nahm, ins Herrenhaus berufen, auch an der konstitutionellen Entwickelung Preußens in liberalem Sinn teil. Er starb 26. März 1874 in Brüssel.

Balaena, Walfisch.

Balance (franz., spr. -lāngs), Wage, Gleichgewicht, Schwebe; im Handel s. v. w. Bilanz; im Seewesen Angabe der Kauffahrteischiffe über ihre Ladung.

Balancé (franz., spr. -langsseh), Tanzschritt des Kontertanzes, auf der Stelle ohne Sprung gemacht und bestehend aus zwei Demicoupés, von denen einer vorn und einer hinten ausgeführt wird.

Balancement (franz., spr. -langss'máng), s. v. w. Bebung (s. d.), eine Spielmanier auf dem Klavichord.

Balancier (franz., spr. -angssjeh), großer, ein- oder doppelarmiger, um eine horizontale Achse drehbarer Hebel, dient dazu, irgend eine Kraft am einen Ende aufzunehmen und vermittels des andern mit passender Änderung weiter zu übertragen. Findet der B. speziell dazu Anwendung, an einem Arm ein Gegengewicht zu tragen, welches den auf- und abgehenden Massen einer am andern Arm angreifenden Maschine das Gleichgewicht halten soll, so heißt er Gegengewichtsbalancier. Bei den Dampfmaschinen war der B. das älteste Mittel, durch welches man die geradlinige Bewegung des Kolbens in eine rotierende umzuwandeln und dadurch auf ein Schwungrad zu übertragen wußte. Solche Maschinen, wie sie ursprünglich von Watt konstruiert wurden, sind gegenwärtig immer noch vielfach im Gebrauch, besonders in Bergwerken und auf Flußdampfschiffen, und man nennt sie auch Balanciermaschinen (s. Dampfmaschine) im Gegensatz zu solchen, bei welchen der Kolben seine Bewegung direkt vermittelst der Bleuelstange auf die Kurbel des Schwungrades überträgt. Die