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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Barometerblumen - Baronius.

Barometerblumen, aus mit Kobaltchlorür gefärbter Leinwand hergestellte Blumen, deren Farbe bei Witterungswechsel ziemlich lebhaft wechselt. Die B. sind in feuchter Luft schwach rosa; in trockner Luft verliert aber das Salz Wasser, wird violett, endlich blau. Wird die Luft dann wieder feuchter, so färben sich auch die Blumen wieder violett, dann rot. Die B. könnten daher eher "Hygrometerblumen" heißen, aber sie haben als Hygrometer viel geringern Wert als zahlreiche andre Vorrichtungen (s. Hygrometer); als Wetteranzeiger und vollends als Wetterpropheten sind sie ganz wertlos.

Barometerprobe, abgekürztes Heberbarometer zur Beurteilung der Luftverdünnung unter der Glocke der Luftpumpe.

Barometrīe (griech.), Lehre vom Barometer sowie von den Resultaten, welche die Beobachtung desselben liefert, und den Schlußfolgerungen daraus.

Barometrische Höhenmessung, s. Barometer, S. 388.

Barometrograph (griech.), ein selbstregistrierendes Barometer (s. d., S. 387).

Barometz, s. v. w. Baranetz.

Barōn, ein Wort, das erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrh. aus dem Französischen ins Deutsche übergegangen ist und vom keltischen bar (altfranz. ber), was s. v. w. "Mann" (insbesondere einen "Freigebornen") bedeutet, abzuleiten ist. Es bezeichnet im wirklichen Sprachgebrauch einen Mann von Adel, einen Freiherrn, einen Reichsunmittelbaren, der nur von König oder Kaiser abhängig, nicht der Dienstmann eines Grafen etc. ist; doch werden in Deutschland die Barones noch im 12. und 13. Jahrh. bisweilen den casatis militibus, d. h. Leuten, die auf eines Herrn Grund und Boden saßen, gleichgestellt. Der Name erhielt eine höhere Bedeutung, als er auf die Besitzer eines freien Territoriums (Baronie) überging und gleichbedeutend mit Dynast wurde. Viele dieser Dynasten, liberi domini genannt, waren Besitzer von alten Grafschaften, ohne daß sie von dem Grafentitel Gebrauch machten; sie nannten sich Barone und gehörten als solche unbezweifelt zu dem hohen Adel. In Frankreich gab es zu Anfang des 13. Jahrh. 59 Baronien, deren Besitzer nur den König über sich erkannten; doch waren schon damals unter ihnen nur 3-4, welche dem König bloß als dem Reichsoberhaupt huldigten, die übrigen waren ihm schon als dem Besitzer einzelner Grafschaften und Herzogtümer dienstpflichtig. Später nahmen, besonders in Deutschland, die angesehensten der Barone den Grafentitel an und sonderten sich so als eine höhere Klasse von den Baronen als dem niedern Adel aus. Die letzten wahren Barone existierten in Deutschland nur in den reichsunmittelbaren Freiherren (Reichsbaronen) des Deutschen Reichs. Seitdem auch diese nicht mehr bestehen, bezeichnet B. in Deutschland die erste Klasse des niedern Adels, welche zwischen den Grafen und den einfachen Edelleuten steht, d. h. soviel wie Freiherr. Viele unsrer heutigen Baronstitel gehören dem Briefadel an, indem besonders seit Karl V. viele einfach adlige Familien zu diesem höhern Rang durch kaiserliches Dekret erhoben wurden. Im gewöhnlichen Leben wird nicht selten fälschlich jeder Adlige B. genannt. In England hießen Barone anfangs alle die, welche Land von der Krone zu Lehen hatten; seit König Johanns Zeit, der zuerst die größern Barone allein zu Beratungen berief, wurde der Titel allmählich auf die Lords of Parliament beschränkt, so daß jetzt B. die unterste Stufe der Lordschaft bezeichnet. Vgl. Adel.

Baron (spr. -rong; eigentlich Boyron, spr. bŏa-), 1) Michel, berühmter franz. Schauspieler, geb. 8. Okt. 1653 zu Paris, trat schon im 14. Lebensjahr mit Erfolg als Schauspieler auf, kam dann zu dem Theater Molières und wurde bald als erster Schauspieler seiner Zeit anerkannt. Dennoch forderte er 1691 seinen Abschied. Sein Wiederauftritt im April 1720 bot die seltene Erscheinung eines Künstlers, der nach 29jähriger Ruhe auch nicht das mindeste von dem Zauber seines Darstellungstalents verloren hatte. Von neuem hochgefeiert, starb B. 3. Dez. 1729. Seine Gestalt war ein Ideal männlicher Schönheit, seine Haltung bis in das höchste Alter würdevoll, seine Gesichtsbildung edel und des mannigfachsten Ausdrucks fähig, sein Organ biegsam und wohltönend. Das Seelenvolle seiner Betonung, die Lebendigkeit seines Mienenpiels, seine edlen Stellungen und das selbst im höchsten Feuer der Darstellung sorgfältig eingehaltene Maß, alles vereinigte sich in B. und machte ihn zum Reformator der in Unnatur versunkenen tragischen Kunst der Franzosen. B. schrieb selbst sieben Lustspiele (gesammelt als "Œuvres", Par. 1760, 3 Bde.), von denen sich "L'homme à bonne fortune" (1718, neue Ausg. 1843), dessen Wirkung vorzugsweise auf dem Spiel der Darsteller beruht, bis in unser Jahrhundert auf der Bühne erhalten hat.

2) Vincent Alfred, franz. Schauspieler und Bildhauer, geb. 11. Juni 1820 zu Meximieux, kam 1835 mit seinem Vater, einem Maler, nach Paris. Nachdem er fünf Jahre lang sich mit Malen und Bildhauerei beschäftigt hatte, trat er ins Konservatorium ein, debütierte 1841 im Odéon und spielte dann in verschiedenen Pariser Theatern. Nach einer dreijährigen Pause, in der er nur als Bildhauer thätig war, trat er an der Porte St.-Martin ein, wo er 1853 technischer Direktor wurde. Seine im Salon 1848 ausgestellten Medaillonporträte (darunter die Rachel, Samson, Beauvallet etc.) fanden die allgemeinste Anerkennung. Als Schauspieler hat er sich durch seine große Meisterschaft in der Maske hervorgethan. - Seine Schwester Delphine, geb. 1828 zu Lyon, seit 1844 mit dem dramatischen Schriftsteller Marc-Fournier verheiratet, hat sich ebenfalls als talentvolle Schauspielerin wie nebenbei als Zeichnerin und Holzschneiderin bekannt gemacht.

Baronāt (Baronie), Stand, Besitzung eines Barons.

Baronesse (franz. baronne), Baronin.

Baronet (engl., abgekürzt Bar., Bart., Bt.), eine zwischen dem Adel, der Peerage und der Gentry stehende erbliche Ritterklasse, gestiftet 1611 von Jakob I. für jeden, der zur Behauptung Irlands und besonders der Provinz Ulster 30 Mann zu Fuß zur Kolonisation auf seine Kosten stellen oder die Summe von 1095 Pfd. Sterl. zu Kolonisationszwecken zahlen würde. Nach ursprünglicher Bestimmung sollte die Zahl der Baronets nie 200 überschreiten, doch ist diese Bestimmung längst nicht mehr eingehalten worden. Auch wird die Würde nicht mehr gegen eine Geldzahlung von der Krone verliehen. Vgl. Adel.

Baronisieren, in den Freiherrenstand erheben, als Baron leben.

Baronĭus, Cäsar, röm. Kirchenhistoriker, geb. 30. Aug. 1538 zu Sora im Neapolitanischen, war einer der ersten Schüler des heil. Philipp von Neri und Mitglied der von diesem gestifteten Kongregation des Oratoriums, deren Superior er 1593 ward. Nach langen Quellenstudien begann er die Herausgabe seines großen kirchengeschichtlichen Werks "Annales ecclesiastici a Christo nato ad annum 1198" (Rom