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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Baucher; Bauchfell; Bauchfellentzündung

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Baucher - Bauchfellentzündung.

gewendete Seite, an welcher die Blattränder zusammengewachsen sind, im Gegensatz zu der nach außen gekehrten, als Rücken bezeichneten Seite. - B. des Schiffs heißt in der Schiffbaukunst der unterste Teil des Schiffs vom Kiel bis zur Kimme; die Rippen, welche ihn bilden, heißen Bauchstücke.

Baucher (spr. bohscheh), François, Hippolog, geb. 1796 zu Versailles, veröffentlichte als Leiter einer Reitbahn in Paris ein System der Abrichtung des Pferdes und der Reitkunst und wurde 1842 nach der Kavallerieschule zu Saumur geschickt, um Pferde und Reiter auszubilden. Sein System, welches das Pferd zu einem völlig willenlosen Werkzeug in der Hand des Reiters machte, wurde indes von der Kavallerie nicht adoptiert. Unter Napoleon III. am kaiserlichen Marstall angestellt, starb er 14. Mai 1873. Er schrieb: "Dictionnaire raisonné d'équitation" (2. Aufl., Par. 1849; deutsch, Leipz. 1844); "Dialogues sur l'équitation" (Par. 1843); "Passetemps équestres" (das. 1840); "Méthode d'équitation basée sur des nouveaux principes" (13. Aufl., das. 1867; deutsch, 4. Aufl., Berl. 1852 und Wien 1885; in fast alle europäischen Sprachen übersetzt). Die Werke erschienen 1867 in einer Gesamtausgabe.

Bauchfell (Peritonaeum), eine dünne, durchscheinende, aber ziemlich feste Membran, welche bei den Wirbeltieren die ganze innere Oberfläche der Bauchhöhle und fast alle in ihr gelegenen Eingeweide mehr oder minder vollständig überzieht. Die freie Fläche des Bauchfelles ist stets feucht und schlüpfrig, so daß die Därme in ihrer Bewegung gefördert und vor Reibung geschützt werden; die andre Fläche ist mit den Wänden der Bauchhöhle, resp. mit der Oberfläche der Baucheingeweide fest verwachsen. Besondere Teile des Bauchfelles sind bei den höhern Wirbeltieren das Gekröse (s. d.), d. h. eine krausenartige Falte zur Einhüllung des Darms, sowie das große und kleine Netz (s. Netz). Beim Menschen würde das B. beim männlichen Geschlecht, wenn man es von den Eingeweiden ablösen wollte, einen völlig geschlossenen Sack bilden, während es beim Weib an vier Stellen, nämlich an den Öffnungen der Eileiter sowie an den Eierstöcken, durchbrochen ist. Seine Oberfläche wird derjenigen der äußern Haut an Größe gleich geschätzt. Vom B. völlig eingehüllt sind: Magen, Leber, Milz, Dünndarm, mit Ausnahme des Zwölffingerdarms, ferner der Quergrimmdarm und diejenige Schlinge des Dickdarms, welche gleich oberhalb des Mastdarms liegt; teilweise umschlossen sind: der Zwölffingerdarm, der aufsteigende und absteigende Teil des Dickdarms und der Mastdarm, Harnblase und Gebärmutter nebst Eileitern und Eierstöcken; ganz außerhalb liegen Nieren und Harnleiter. Das B. ist überaus empfindlich und wird oft der Sitz gefährlicher Erkrankungen. Vgl. Bauchfellentzündung, Bauchwassersucht.

Bauchfellentzündung (Unterleibsentzündung, Peritonitis), eine entzündliche, mit Ausschwitzung in den Bauchraum verbundene Flächenerkrankung der serösen Auskleidung der Bauchwand und der Baucheingeweide. Je nach der Ausbreitung der B. unterscheidet man die allgemeine oder generelle oder auch (unpassend) diffuse Peritonitis von der partiellen B. Für die letztern Arten hat man anstatt der Bezeichnung Peritonitis auch die Wahl, jede Form mit einem besondern Namen zu belegen, so daß eine Entzündung des Leberüberzugs als Perihepatitis, des Milzüberzugs als Perisplenitis, des Blinddarmfelles als Perityphlitis, der Blase als Pericystitis, der Gebärmutter als Perimetritis, der Eierstöcke als Periophoritis benannt werden kann. Betreffs dieser Unterscheidungen ist zu bemerken, daß die Menge der Ausschwitzung, die Höhe der Fiebererscheinungen, die Gefahr für das Leben um so größer ist, je größer die erkrankte Fläche, daß daher die partielle B. im allgemeinen günstiger zu beurteilen ist als die allgemeine; jedoch kann leicht aus einer anfänglich beschränkten B. eine Verallgemeinerung der Entzündung über das ganze Bauchfell hervorgehen. Der Charakter der Entzündung selbst wird unterschieden nach der Beschaffenheit des Exsudats. In den leichtesten Graden der B. ist dasselbe wässerig mit Eiweißgehalt und wenig zelligen Beimischungen; in höhern Graden besteht es aus Fibrin, in noch höhern aus Eiter und in den schlimmsten Fällen aus blutig-jauchiger Flüssigkeit. Die wässerigen und eiterigen Ausschwitzungen können, wenn sie nicht allzu reichlich waren, ohne Rückstände zu hinterlassen, aufgesogen werden. Die eiterigen und fibrinösen Entzündungsprodukte können in andern Fällen, in denen die Heilung nicht vollständig wird, liegen bleiben und zu Bindegewebe organisiert werden, wodurch mehr chronische, schleppende Krankheiten und mannigfache Verwachsungen der Baucheingeweide untereinander bedingt werden. Die jauchige B. ist unter allen Umständen tödlich.

Je nach den Ursachen kann man unterscheiden: die rheumatische B., welche unter besondern Umständen augenscheinlich aus einer Erkältung hervorgeht; die traumatische B., welche durch Schlag, Stoß, Quetschung des Bauches, durch Überfahrenwerden, Schußverletzungen, Operationswunden entsteht; die fortgeleitete B., welche ursprünglich in irgend einem Organ als Entzündung oder Verschwärung beginnt und von da aus auf die Bauchwand fortgesetzt wird. Hierher gehört die ganze Fülle der partiellen Bauchfellentzündungen, diejenigen, die von bestehender Brustfell- oder Herzbeutelentzündung, von Gefäßerkrankungen, Brucheinklemmungen etc. ihren Ausgang nehmen. Die Perforationsperitonitis, welche sich unmittelbar an den Durchbruch eines Magen- oder Darmgeschwürs (s. d.) anschließt, bei Ruhr, Typhus und Blinddarmentzündungen vorkommt und wegen des Austrittes von Darminhalt wohl immer zu schnellem Tod führt. Unter den chronischen Arten der B. lassen sich dann noch die tuberkulöse, die sarkomatöse und die krebsige B. scharf abgrenzen, da es sich bei allen dreien um eine Eruption zahlreicher kleiner Geschwülste im Bauchfellüberzug handelt, durch deren Reiz teils wässerige, teils fibrinöse oder eiterige, oft zu Verwachsungen führende Exsudate in den Bauchraum abgesetzt werden.

Die B. ist unter allen Umständen eine ernste und meist recht gefährliche Krankheit. Was die Symptome und den Verlauf der akuten B. anbetrifft, so beginnt die Krankheit meistens mit heftigen Schmerzen an der zuerst erkrankten Stelle des Bauchfelles, und diese Schmerzen verbreiten sich bald schnell, bald langsam und allmählich über den ganzen Unterleib. Ganz im Anfang besteht daneben schwere Niedergeschlagenheit, bald folgt aber heftiges Fieber nach. Bei der im Wochenbett vorkommenden B. pflegt ein heftiger Schüttelfrost und starkes Fieber den Anfang der Krankheit zu bezeichnen, wozu sich ebenfalls Schmerzen hinzugesellen können. Der Schmerz im Unterleib ist für die Patienten höchst quälend, der leiseste Druck auf den Bauch ist ihnen unerträglich, die Kranken liegen ganz ruhig und mit angezogenen Schenkeln im Bette, tragen den Ausdruck großer Beängstigung im Antlitz, sprechen leise und wagen nicht tief zu atmen, um den Schmerz nicht zu steigern. Kurz nach