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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bayern

547

Bayern (Heer, Wappen, Orden).

Unter den Einnahmen ergeben:

^[Liste]

Direkte Steuern 25607510 Mk.

Indirekte Steuern und Zölle 66824820

Staatsregalien 101330865

Staatsdomänen 39516348

Die Ausgaben sind gleichhoch veranschlagt wie die Einnahmen; Hauptpositionen derselben sind:

^[Liste]

Zivilliste und Apanagen 5342029 Mk.

Staatsschuld 51047156

Ministerium des kgl. Hauses u. des Äußern 557454

Justizministerium 12644559

Ministerium des Innern 18740978

Kultusministerium 19536374

Ausgaben für Reichszwecke 19540250

Der Militäretat, d. h. der im Reichsbudget ausgeworfene Betrag für das bayrische Militärkontingent, beträgt für 1884/85: 43,490,595 Mk. (dieser Betrag ist in obigen Zahlen des Etats nicht mit inbegriffen). Die Staatsschuld Bayerns umfaßt die alte, aus Titeln vor Beginn der konstitutionellen Periode (1818) herrührende Staatsschuld, die neue Schuld und die Militäranlehen, welche durch Militäraufwand vom Jahr 1848 an bis in die neueste Zeit entstanden sind, die Eisenbahnschuld und die Grundrentenschuld. Beim Beginn der konstitutionellen Periode ward die Staatsschuld auf 183 Mill. Mk. berechnet- wovon alljährlich außer den Zinsen ⅔ Proz. getilgt werden soll. Dennoch war die Schuld 1847 bereits auf 216 Mill. Mk. gestiegen. Neue Anlehen machten die Jahre 1848-50, 1855, 1866, 1870 und 1871 notwendig, so daß Ende 1871 die Staatsschuld 310 Mill. Mk. betrug. Durch Zurückzahlung minderte sich dieselbe bis März 1883 auf 236 Mill. Mk. Die Eisenbahnschuld, welche seit 1844 von Jahr zu Jahr sich erhöhte, betrug 1883: 946 Mill. Mk., die Grundrentenschuld 165 Mill. Mk., so daß die Gesamtstaatsschuld 1883 die Höhe von 1347 Mill. Mk. erreichte. An unverzinslichen Kassenanweisungen sind 23 Mill. Mk. im Umlauf. Der Schuldenbestand der Gemeinden betrug Ende 1881: 131,6 Mill. Mk.; von den Regierungsbezirken steht Oberbayern am höchsten mit 50 Mill. (hierunter München mit nahezu 40 Mill.), es folgen Schwaben, Unterfranken und Mittelfranken mit 19-16 Mill., dann Oberfranken, Pfalz und Oberpfalz mit 8-7 Mill.; die wenigsten Gemeindeschulden hat Niederbayern mit 5 Mill. Mk.

Heer, Wappen, Orden.

Die bayrische Armee bildet einen in sich geschlossenen und in manchen Beziehungen (Uniform etc.) selbständigen Bestandteil des deutschen Reichsheers mit eigner Verwaltung unter der Militärhoheit des Königs von B., im Kriegsfall jedoch unter dem Oberbefehl des deutschen Kaisers. B. trägt die Kosten und Lasten seines Kriegswesens sowie den Unterhalt der auf seinem Gebiet gelegenen festen Plätze und Fortifikationen allein; es ist jedoch verpflichtet, verhältnismäßig dieselbe Summe wie die übrigen deutschen Staaten für sein Kriegswesen aufzuwenden. Die Aufstellung des Spezialetats steht B. zu. In Bezug auf Dienstzeit, Organisation, Formation etc. gelten im wesentlichen die für das deutsche Reichsheer bestehenden Normen. Die allgemeine Wehrpflicht war bereits durch das Wehrgesetz vom 30. Jan. 1868 eingeführt und erstreckt sich auf alle waffentauglichen Staatsbürger mit Ausnahme der Prinzen, der Standesherren nebst deren Familien und der angestellten Geistlichen etc. Drei Jahre (resp. 1 Jahr für die sich selbst bekleidenden und verpflegenden Freiwilligen) dauert der Dienst in der aktiven Armee, 4 in der Reserve, 5 in der Landwehr. Das bayrische Heer besteht aus 2 Armeekorps unter den Generalkommandos München und Würzburg, umfaßt 19 Linieninfanterieregimenter, 4 Jägerbataillone, 10 Kavallerieregimenter, 4 Feld- und 2 Fußartillerieregimenter, das Ingenieurkorps mit 2 Pionierbataillonen und 1 Eisenbahnkompanie, 2 Trainbataillone. Dazu kommen die Generalinspektion der Armee, unter welcher die Infanterie- und Kavallerie-Beratungskommissionen stehen, und der Generalstab mit dem topographischen Büreau und Hauptkonservatorium der Armee, das Invalidenhaus und die Gendarmerie. B. ist in 32 Landwehrbezirke eingeteilt, von welchen jeder aus 4 Kompaniebezirken besteht. Vier Landwehrbezirke bilden einen Brigadebezirk, je 4 solche einen Armeekorpsbezirk. Die Friedensstärke der einzelnen Waffen (ohne die Offiziere, Beamten, Ärzte etc.) beträgt gegenwärtig:

^[Liste]

Infanterie und Jäger 34461 Mann

Kavallerie 7132

Artillerie 6004

Pioniere 1385

Train 950

Besondere Formationen 292

Zusammen: 50224 Mann

Den ersten Rang in dieser Armee nimmt die "Leibgarde der Hartschiere" (120 Mann mit Junkersrang) ein, welcher die Bewachung des königlichen Hauses anvertraut ist, und die sich durch ausgezeichnete Offiziere und Unteroffiziere der Armee ergänzt. Militärbildungsanstalten sind: die Kriegsakademie, die Artillerie- und Ingenieurschule, die Kriegsschule und das Kadettenkorps (1756 gegründet), sämtlich in München. Dem Generalstab ist das topographische Büreau untergeordnet. Festungen sind nur noch Ingolstadt, Neu-Ulm und Germersheim. Landau wurde 1867 befestigter Waffenplatz; Würzburg, Marienberg bei Würzburg und Rosenberg bei Kronach haben 1867 ihre Eigenschaft als Festungen verloren; Oberhaus bei Passau wurde militärische Strafanstalt. Eine Pulverfabrik und Salpeterraffinerie ist zu Ebenhausen bei Ingolstadt, eine königliche Gewehrfabrik in Amberg, ein Gieß- und Bohrhaus in Augsburg.

Das bayrische Wappen ist ein länglich-viereckiger Schild, in vier Teile geteilt, mit einem Herzschild; oben rechts ist der pfälzische goldene, rotgekrönte Löwe in Schwarz, unten links der blaue, goldgekrönte Löwe (wegen Veldenz) in Weiß, oben links drei silberne Spitzen in Rot (wegen Franken), unten rechts ein goldener Pfahl auf rot und weiß gestreiftem Grund (wegen Burgau-Schwaben). Der Mittelschild enthält 42 silberne und azurne Rauten, diagonal von der Rechten zur Linken aufsteigend, als Sinnbild aller vereinigten Teile. Die Schildhalter bilden zwei goldene Löwen mit gespaltenem Schweif, von denen jeder eine in silberne und azurne Rauten geteilte Fahne hält. Das Ganze umgibt ein mit Hermelin ausgeschmücktes Zelt, oben mit der Königskrone (s. Tafel "Wappen"). Die Landesfarben sind Blau und Weiß. B. hat folgende Orden und Ehrenzeichen: den St. Hubertusorden (1444 gestiftet) als ersten Hausorden mit einer Klasse Ritter; den St. Georgsorden (aus den Zeiten der Kreuzzüge, 1729 erneuert) mit 3 Klassen; den Militär-Max-Josephsorden (1806 gestiftet) mit 4 Klassen; den Verdienstorden der Bayrischen Krone (1808 gestiftet), aus 6 Klassen bestehend (die 4 ersten mit persönlichem Adel verbunden); den St. Michaelsorden (1693 gestiftet, 1837 zu einem Verdienstorden umgeschaffen) mit 5 Klassen; den Ludwigsorden (1827 gestiftet) für 50jährige Dienstzeit; den Maximiliansorden (1853 gestiftet) für Kunst und Wissenschaft; den Militär-Verdienstorden (gestiftet