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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bonghi; Bongo; Bon gré, mal gré; Bonham; Bönhase; Bonheur; Bonhill; Bonhomie; Boni; Bonifacio; Bonifacius

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Bonghi - Bonifacius.

häutigen und sehnigen Teile werden in Leim verwandelt. Man trennt das Fett von der Leimlösung und dampft letztere zu einer zähen, fadenziehenden Masse ein, welche immer flüssig bleibt und nicht leicht fault. Das Fett kommt als Kammfett in den Handel.

Bonghi, Ruggero, ital. Gelehrter und Politiker, geb. 21. März 1826 zu Neapel, gab bereits vor dem 20. Lebensjahr Übersetzungen des "Philebos" von Platon und der Abhandlung "Über das Schöne" von Plotinus heraus und nahm an den politischen Ereignissen der Jahre 1847-49 zu Neapel den lebhaftesten Anteil. Dann mit so vielen Gleichgesinnten gezwungen, nach Piemont zu flüchten, ließ er sich am Lago Maggiore nieder, wo er bis 1859 blieb, vorzugsweise mit philosophischen Studien beschäftigt, deren Frucht seine Übersetzung der "Metaphysik" des Aristoteles (Turin 1857) und der Werke Platons war. Auch das wichtige Schriftchen "Lettere critiche sul perchè la letteratura italiana non è popolare in Italia" (3. Aufl., Mail. 1873) entstand damals. Einen Lehrstuhl der Philosophie an der Universität Pavia, den ihm 1859 die österreichische Regierung hatte antragen lassen, schlug er aus, nahm ihn aber später von der italienischen Regierung an, trat jedoch schon 1860 zurück und übernahm 1864 die Professur der griechischen Sprache an der Turiner Universität, ward 1865 Professor der lateinischen Litteratur am Institut zu Florenz, später Professor der alten Geschichte an der neugegründeten Akademie zu Mailand und 1870 an der Universität zu Rom. Seit 1860 Mitglied des Parlaments, schloß er sich der altliberalen Partei an und trat 3. Okt. 1874 als Unterrichtsminister in das Ministerium Minghetti ein, durch dessen Sturz (März 1876) seine Bemühungen, das italienische Unterrichtswesen zu reformieren, leider zu früh unterbrochen wurden. Seit 1867 leitete er die Mailänder Zeitschrift "La Perseveranza", seit 1872 die "Unità Nazionale" von Neapel, und 1881 begründete er die Zeitschrift "La Cultura". Zahlreiche Aufsätze (darunter eine Zeitlang die politischen Monatsberichte) lieferte er für die "Nuova Antologia". Von seinen Schriften sind bemerkenswert: "La vita e i tempi di Valentino Pasini" (Flor. 1867); "Storia della finanza italiana 1864-68" (das. 1868); "Frati, papi e re; discussioni tre" (Neapel 1873); "Discorsi e saggi sulla pubblica istruzione" (1877, 2 Bde.); "Pio IX e il papa futuro" (1877; deutsch, Wien 1878); "Leone XIII e l'Italia" (1878); "Ritratti contemporanei: Cavour, Bismarck, Thiers" (1878); "Disraeli e Gladstone" (1882); "Il congresso di Berlino" (1878); "La storia antica in Oriente e in Grecia" (1879); "Horae subsecivae" (1883); "Storia di Roma" (1884, Bd. 1); "Arnoldo da Brescia" (1884); "Opere di Platone" (Übersetzung und Kommentar, 1880-85, 5 Bde.) u. a.

Bongo, Negerstamm, s. Dor.

Bon gré, mal gré (franz.), gern oder ungern, wohl oder übel, s. v. w. nolens volens.

Bonham (spr. -hamm), Insel, s. Jaluit.

Bönhase (Bänhase, Beenhase, in Süddeutschland auch Bühnhase), in der Handwerkssprache, besonders bei den Schneidern, ehedem derjenige, welcher ein Handwerk trieb, ohne es zünftig erlernt und das Meisterrecht erlangt zu haben, und daher aus Furcht, ertappt zu werden, heimlich aus dem Hausboden (niederdeutsch Bön) arbeitete, wie ein gejagter Hase auf den Boden flüchten muß; also s. v. w. Pfuscher; in Handelsstädten auch ein Makler, der nicht als solcher verpflichtet war.

Bonheur (franz., spr. bonör), Glück, Glückszufall.

Bonheur (spr. bonör), Rosa, franz. Malerin, geb. 22. März 1822 zu Bordeaux, machte zuerst 1841 mit zwei kleinen Tierstücken in ihrer Vaterstadt Aufsehen. Ihr Ruf stieg durch das Bild: die Rinderherde, welches im Pariser Salon von 1848 zur Ausstellung kam. Bedeutender war das Bild des folgenden Jahrs: die pflügenden Ochsen (jetzt im Luxembourg). Der Pferdemarkt war 1853 das Hauptbild des Salons (Nationalgalerie in London). Die Heuernte (im Luxembourg) 1855 nähert sich mehr der Landschaft, welche sie später auf ihren Bildern starker hervortreten ließ. Freilich ist das Landschaftliche nicht ihre Stärke, und manche ihrer spätern Bilder, je mehr sie an Flächengehalt wachsen, verlieren an Energie und Leben. Ihre Meisterschaft zeigt sich am besten in der einzelnen Tierfigur, und diese Seite ihrer Kunst hat sie durch tüchtiges Studium zu hoher Vollkommenheit durchgebildet. Daß der Nachdruck hier aus dem Realistischen der Erscheinung, der ungeschminkten und von jeder Realisierung fernen Naturwahrheit ruht, muß besonders betont werden. Linienschönheit und die Poesie des Tierlebens sucht man vergebens, und auch an echt koloristischer Auffassung können sich ihre Gemälde nicht mit denen Troyons messen. Die Künstlerin bevorzugt stets die schweren bäuerlichen Rassen, was ihren Werken einen hervorragend männlichen Charakter verleiht. Ihre Bilder sind besonders in England geschätzt. Vgl. Laruelle, Rosa B., sa vie, ses oeuvres (Par. 1885).

- Ihr Bruder Auguste B. (1824-84), eigentlich Landschafter, hat auch einzelne Tierstücke gemalt; seine Tiere aber sind glatt und charakterlos, während er im Landschaftlichen der Schwester überlegen war.

Bonhill, Stadt in Schottland, s. Dumbarton.

Bonhomie (franz., spr. bonnomih), Gutmütigkeit, Biederkeit; Bonhomme (spr. bonomm), gutherziger Mensch, Biedermann (auch im spöttischen Sinn).

Boni (Bone), unter Oberhoheit der Niederländer stehendes Fürstentum auf der Insel Celebes, an der Bai von B., nimmt den mittlern Teil der Ostküste der südlichen Halbinsel ein und wird von etwa 200,000 Bugisen bewohnt, einem tapfern und freiheitliebenden, aber auch rachsüchtigen und leicht erregbaren Volk, das Handel und Schiffahrt, gelegentlich auch Seeräuberei treibt. Wie anderwärts auf Celebes, wird auch in B. die weibliche Erbfolge bevorzugt (gegenwärtige Fürstin seit 1872: Fatima Banvi Aru Timurung). Empörungsversuche der Bewohner gegen die Oberherrschaft der Niederländer 1858 und 1859 hatten Expeditionen der letztern gegen B. zur Folge, die mit der Eroberung der Hauptstadt B. und Absetzung der regierenden Fürstin endeten, worauf die niederländische Regierung einen neuen Fürsten ausstellte, der durch Vertrag vom 13. Febr. 1860 die Souveränität der Niederlande über B. von neuem anerkannte. Die Stadt B. liegt in fruchtbarer Umgebung etwa 4 km vom Meer; das Dorf Badschoa an der Küste ist der Mittelpunkt des Verkehrs.

Bonifacio (spr. -fätscho), Stadt auf der Südspitze der Insel Corsica, an der Bonifaciusstraße (s. d.), Arrondissement Sartène, Kriegsplatz dritter Klasse, auf einem 60 m hohen Kalkfelsen gelegen, mit alten Befestigungen, mehreren Kirchen, einem tiefen und sichern Hafen mit Leuchtturm, (1876) 3166 Einw., Schiffahrt, Fisch-, Austern- und Korallenfang.

Bonifacius, 1) neben Aetius der letzte große Heerführer des weströmischen Reichs, ward nach vielen Kriegsthaten 422 Befehlshaber der römischen Truppen in Afrika, wo er durch Gerechtigkeit und Eifer für das Christentum die Freundschaft des Kirchen-^[folgende Seite]