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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Borassus; Borate; Borax

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Borassus - Borax.

die Baumwollspinnerei und -Weberei sowie starken Hausierhandel treiben.

Borassus L. (Weinpalme), Gattung aus der Familie der Palmen, mit geringeltem, innen sehr hartem und schwarzem Stamm, fächerförmigen Blättern auf stachligen Stielen, diözischen Blüten und großen, braunen Steinfrüchten, von denen jede drei zusammengedrückte, holzig-faserige Kerne enthält. B. flabelliformis L. (Fächerpalme, Palmyrapalme, s. Tafel "Palmen I"), eine der verbreitetsten Palmen, wächst an beiden Küsten des Persischen Meerbusens, an der Küste Malabar bis nach Gudscharat und an den Indus, auf der Küste Koromandel bis Madras, am Irawadi in Hinterindien, auf Malakka, den Sundainseln und Molukken bis Timor, hier und da ganze Wälder bildend. Ihre Region, etwa zwischen 10° südl. und 30° nördl. Br., 54 und 140° östl. L. liegend, umfaßt beinahe ein Viertel des ganzen Erdumfangs. In den Gebirgen Ceylons gedeiht sie bis 770 m Höhe, sie bevorzugt aber im Niveau des Meeresspiegels liegende Sandebenen. Der Stamm wird 30 m hoch, 60 cm dick und läuft kegelförmig zu, so daß er an der aus einem Dutzend fächerförmiger, bis 3 m langer Blätter bestehenden Krone nur noch 30 cm dick ist. Männliche und weibliche Blüten erscheinen auf zwei verschiedenen Bäumen im 12.-15. Lebensjahr; die Frucht gleicht der Kokosnuß, ist aber etwas kleiner und runder und von der Größe eines Kindskopfes. Die äußere Schale enthält ein schwammiges, bei der Reife saftiges Fleisch, das süßlich und nicht unangenehm schmeckt; in dem Mus liegen drei länglichrunde Nüsse mit steinharter Schale und einem bläulichen, gallertartigen, eßbaren Kern von süßem Geschmack. In dem unreifen Kern ist ein süßer, schmackhafter Milchsaft enthalten. Diese Palme gewährt den Bewohnern von Ostindien nach der Kokospalme den meisten Nutzen und ist gleichsam der Stellvertreter der letztern, da sie da vorkommt, wo jene fehlt. Sie wird sorgfältig angebaut. Aus den weiblichen Blütenkolben gewinnt man durch Umwickeln, Zerquetschen und tägliches Abschneiden einer dünnen Scheibe monatelang einen zuckerreichen Saft (Toddy), welcher auf Zucker oder Palmwein verarbeitet wird. Die reifen Früchte werden entweder roh oder geröstet gegessen, oder zu Kuchen verwendet. Das schöne schwarze, steinharte Holz wird zu Tischler- und Drechslerarbeiten, besonders aber auch als sehr dauerhaftes Bauholz benutzt. Man führt es in Massen von Jaffna nach Kolombo und Madras aus. Die Blätter verwendet man zu Umzäunungen und Dachdeckungen; auch flicht man Matten, Säcke, Körbe, Fächer, Hüte und Schirme daraus. Die jungen, weißlichen Blätter benutzt man als Papier, welches mit einem Griffel beschrieben wird. Durch Bestrichen mit Öl und Kohle macht man die Schrift lesbarer. Die Palmyrabücher sind selten länger als 60 cm und 5 cm breit, da das pergamentartige Gewebe zwischen den kleinen Rippen kein größeres Format gestattet. Junge Pflanzen sind unter dem Namen Kelingoos in Ceylon ein beliebtes Nahrungsmittel und werden zu diesem Zweck gezogen. Getrocknet und gemahlen liefern sie ein wertvolles Mehl. Aus dem Wurzelmark gewinnt man Sago. Bei uns findet man die Palmyrapalme häufig in Gewächshäusern. Sie gibt 6-7 Mill. Menschen ein Hauptnahrungsmittel. Vgl. Ferguson, The palmyra palm B. fl. (Kolombo 1850). Eine afrikanische Art, B. Aethiopum Mart. (Delebpalme), wird 18-25 m hoch und hat einen 0,6 m im Durchmesser haltenden, oberhalb der Mitte angeschwollenen Stamm. Ein Baum trägt 10-15 Fruchtbüschel mit 8-10 Früchten, deren jede 3-5 kg schwer ist. Das angenehme, ananasartige Fleisch wird auf Kohlen gebacken und schmeckt quittenähnlich. Die weiße Wurzel der 14 Tage alten Sämlinge wird roh genossen. Diese Palme ist der Dumpalme ähnlich und findet sich im ganzen Innern von Afrika, besonders am Rand stehender Gewässer. Sie bildet ganze Waldungen und ist für diese weiten Länder von derselben Wichtigkeit wie die Dattelpalme für Nordafrika. Hier und da tritt sie auch neben der Dattel- und Dumpalme auf.

Borate, Borsäuresalze, z. B. Natriumborat, borsaures Natron.

Borax (Natriumborat, borsaures Natron) Na2B4O7 ^[Na<sub>2</sub>B<sub>4</sub>O<sub>7</sub>] findet sich an der Grenze der Natronsalpeterfelder in Peru und Bolivia, gelöst in Seen Chinas, Tibets, der südlichen Tatarei, Nepals, Persiens und Ceylons, in unerschöpflicher Masse im Clear oder B. Lake in Kalifornien und im Pyramid Lake in Nevada. Das Wasser des Boraxsees enthält im Liter 35,23 g feste Bestandteile, darunter 3,96 g B. Auf dem Boden des Sees ruht ein Lager von kristallisiertem B., welches auf mehrere Tausend Tonnen geschätzt wird. Auch aus den Seen in Asien scheidet sich kristallisierter B. ab und kommt, mit einer fettigen Masse überzogen, als roher B. oder Tinkal (Tinkana, Swaga, Pounxa) in den Handel. Dieser B. wurde früher in Europa raffiniert und zwar zuerst in Venedig, weshalb der raffinierte B. noch heute als venezianischer B. bezeichnet wird. Man löst ihn unter Zusatz von etwas Ätzkalk, um das Fett besser abzuscheiden, in heißem Wasser, filtriert, fügt etwas Chlorcalcium zu, filtriert abermals und bringt die Lösung zur Kristallisation. Oder man zerstört die Fettsubstanz durch Kalcinieren mit Natronsalpeter und reinigt den B. dann durch Umkristallisieren. In Kalifornien wird der durch Baggern gewonnene boraxhaltige Schlamm getrocknet, ausgelaugt und die Lösung zur Kristallisation gebracht. Gegenwärtig gewinnt man den meisten B. aus toscanischer Borsäure, aus Kalkboraten und Natronkalkboraten. Man erhitzt in einem mit Blei gefütterten, luftdicht verschließbaren Holzgefäß A (s. Figur) eine bestimmte Quantität Wasser mit Dampf, welcher aus dem Kessel B durch das Rohr b zugeleitet wird, löst darin 110-120 Teile kristallisierte Soda und trägt nach und nach in Portionen von 10 Teilen rohe Borsäure ein. Hierzu dient das weite Rohr a; die entwickelte Kohlensäure aber und das aus der rohen Borsäure stammende Ammoniak entweichen durch das Rohr e in das mit Schwefelsäure gefüllte Gefäß C, wo das Ammoniak gebunden wird, während die Kohlensäure durch f entweicht. Die durch Absetzen geklärte Lösung wird durch c in die bleiernen Kristallisierbehälter D, der trübe Bodensatz aber durch d abgelassen. Nach vollendeter Kristallisation fließt die Mutterlauge in das Reservoir E, und die Kristalle werden auf die Bühne F zum Abtropfen gebracht. Die Mutterlauge setzt man anfangs bei folgenden Operationen wieder zu, allmählich aber sammelt sich in ihr so viel Glaubersalz, daß man dasselbe auskristallisieren lassen kann; der Rest, zur Trockne verdampft, eignet sich zur Glasfabrikation. Man schmelzt auch rohe Borsäure mit kalcinierter Soda auf dem Herd eines Muffelofens, leitet das kohlensaure Ammoniak in Verdichtungskammern und laugt die Schmelze mit Wasser aus. Boronatrocalcit (borsaurer Kalk mit borsaurem Natron), der aus Nevada, Kalifornien, Peru, Neuschott-^[folgende Seite]