Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Brenner; Brennerbahn; Brennerei; Brennessel; Brennglas

397

Brenner - Brennglas.

Brennersee und zum Posthaus auf der Paßhöhe (unfern das alte Brennerbad und das neue Wildbad B., mit warmen Quellen, 21° C.), geht dann im Eisackthal abwärts bei Sterzing, Brixen und Bozen vorbei ins Etschthal. Großartige Naturszenerien hat sie nur wenige, mit Ausnahme der Brixener Klause und der Enge des Kunterswegs; militärisch wichtig ist die Franzensfeste, zwischen Sterzing und Brixen. Die Zahl der Fuhrwerke, welche die Brennerstraße jährlich passierten, betrug mehr als 25,000. Natürlich ist dies Verhältnis seit der Eröffnung der Brennerbahn (17. Aug. 1867) ein andres geworden. Letztere wurde seit 1864 von der Österreichischen Südbahngesellschaft nach Etzels Entwürfen unter Leitung des Oberingenieurs Thommen erbaut. Sie hat von Innsbruck bis Bozen eine Länge von 125 km und hält, mit Überwindung der größten Terrainschwierigkeiten, im allgemeinen den Trakt der Kunststraße ein. Ihr Steigungsmaximum beträgt auf der nördlichen Seite 1:40 (auf 35,5 km), auf der südlichen Seite 1:44 (bis Brixen, 50 km). Die Gebirgsarten, welche die Bahn durchbricht, sind vorherrschend Porphyr und Thonglimmerschiefer, für die Bearbeitung sehr schwierige und unzuverlässige Gesteinsarten. An zwei Stellen verläßt die Bahn das Hauptthal, indem sie, von Innsbruck kommend, links in das Schmirner Thal und später, jenseit der Paßhöhe, rechts in das Pflerschthal abschweift und dabei, um auf die Höhe zu gelangen, gewaltige Kurven beschreibt, an deren Ende sie sich unterirdisch in sogen. Kehrtunnels wendet. Die Thalwände, an denen sie sich fast immer entlang zieht, sind so steil, daß meist nur sogen. Bahnanschnitte und einseitige Dämme hergestellt werden konnten; hier und da waren auch großartige Stützungsmauern (von 20-26 m Höhe) und Widerlager von 5-6¼ m Stärke erforderlich, und an zahlreichen Stellen mußte die Bahn längs der Thalwände im Innern des Bergs geführt werden. Daher die große Anzahl von Tunnels (im ganzen 27), während Brücken und Viadukte fast gänzlich fehlen. Unter den erstern ist der Mühlthaltunnel (855 m lang) der größte, der Schürfestunnel zwar nur 120 m lang, aber eins der schwierigsten und gefahrvollsten Bauwerke der ganzen Bahn. Die Paßhöhe selbst überschreitet dieselbe unter freiem Himmel. In kommerzieller Hinsicht ist die Brennerbahn von großer Wichtigkeit und behält dieselbe auch trotz der Eröffnung der Gotthardbahn, da sie die kürzeste Verbindung zwischen der Osthälfte Deutschlands und Italien bildet. Bei der Station Franzensfeste verbindet sich mit ihr seit November 1871 die von Marburg über Villach kommende Bahn, bei Bozen zweigt sich die Linie nach Meran ab. Vgl. Noe, Brennerbuch (Münch. 1869); Derselbe, Die Brennerbahn (Zür. 1883).

Brenner, Richard, Afrikareisender, geb. 30. Juni 1833 zu Merseburg, fungierte nach Beendigung seiner Gymnasialstudien als Forstmann im Harz und schloß sich 1865 dem Baron v. d. Decken (s. d.) bei dessen zweiter großen Expedition nach Afrika an. Als bei einem Überfall räuberischer Somal 30. Sept. 1865 vier der Reisegefährten erlagen, führte B. die übrigen unter unsäglichen Gefahren und Mühen zur Küste und über Sansibar nach Deutschland zurück. Da unterdessen auch v. d. Decken in Berdera ermordet worden (3. Okt.), über sein Schicksal aber nur dunkle Gerüchte gingen, so beschloß die Familie des Barons, B. mit der Einziehung sicherer Nachrichten an Ort und Stelle zu betrauen. Er durchzog 1866-67 das Land der Somal, verweilte lange in Brava, ohne jedoch nach Berdera gelangen zu können, und erforschte dann das Reich Witu oder das Land der südlichen Galla unter 2° südl. Br., von dem er die erste Karte und Beschreibung lieferte (vgl. Kersten, C. C. v. d. Deckens Reisen in Ostafrika, Bd. 2, Leipz. 1871). B. kam im Februar 1868 wieder nach Sansibar und kehrte sodann über Makdischu und Aden mit einem Gallaknaben, Namens Djilo, nach Europa zurück. Ende 1869 veranlaßten ihn Schweizer und Triester Firmen zu einer Handelsexpedition nach dem Somalland, wobei er die Küsten des Indischen Ozeans von Maskat in Arabien bis Sansibar befuhr. Im J. 1871 ernannte ihn die österreichisch-ungarische Regierung zum Konsul in Aden; von hier begab er sich wieder nach Sansibar, wo er 22. März 1874 starb. Brenners Reiseberichte stehen zerstreut in "Petermanns Mitteilungen" und im "Globus".

Brennerbahn, s. Brenner.

Brennerei, s. v. w. Branntweinbrennerei, s. Branntwein und Spiritus.

Brennessel, s. Urtica.

Brennglas, ein entweder auf einer oder auf beiden Seiten erhaben geschliffenes Glasstück (Sammellinse, s. Linse), welches die Sonnenstrahlen in einem Punkt, dem Brennpunkt, vereinigt oder vielmehr zu einem kleinen Sonnenbildchen (Brennraum) sammelt, welches, auf einem Körper aufgefangen, beträchtliche Hitze hervorbringt. Die Wärmewirkung eines Brennglases ist um so stärker, je mehr Strahlen es auffängt und zur Vereinigung bringt, d. h. je größer seine Oberfläche ist, und je kleiner das Sonnenbildchen ist, in welches die Strahlen zusammengezwängt werden, d. h. je kürzer die Brennweite ist. Bei großen Brenngläsern erreicht man daher eine verstärkte Wirkung, wenn man durch eine zweite kleinere Sammellinse, aus welche man die Strahlen nahe vor ihrem Vereinigungspunkt fallen läßt, dieselben noch mehr zusammendrängt. Schon die Griechen und Römer scheinen Brenngläser gekannt zu haben. Am Ende des 13. Jahrh. wurden sie bekannter, aber erst gegen Ende des 17. Jahrh. erzielte Tschirnhausen bedeutende Wirkungen durch große Brenngläser. Eins derselben hatte 86 cm Durchmesser und 2,2 m, das andre aber 3,8 m Brennweite. Beide wirkten so stark, daß grünes Holz in Brand, Metall ins Schmelzen geriet und viele Metalle auf einer Unterlage von Kohle verdampften oder verbrannten. Da indes größere Glasmassen nicht völlig rein und durchsichtig sind und infolge ihrer bedeutenden Dicke in der Mitte zu viele Sonnenstrahlen zurückhalten, so setzten 1774 Brisson und Lavoisier zwei hohle, den Uhrgläsern ähnliche Gläser zu einer Linse zusammen, deren innern Raum sie mit rektifiziertem Terpentinöl füllten. Die Brennweite betrug 3,45 m, der Brennraum 32 mm im Durchmesser. Dieses B. wirkte viel stärker als das von Tschirnhausen und brachte, mit einem Kollektivglas verbunden, die außerordentlichsten Effekte hervor. Eine andre, von Coutelle beschriebene Brennlinse von nur 0,94 m Durchmesser und 6,5 mm Brennraum schmolz Platin und verbrannte Diamanten. Da die Herstellung großer Linsen mit beträchtlichen Schwierigkeiten verknüpft ist, so hat man dieselbe nach Buffons zuerst ausgesprochenem Vorschlag aus mehreren Zonen zusammengesetzt. Solche Zonenlinsen, von Fresnel eingeführt, haben sich bei den Leuchttürmen gut bewährt. Brenneis ist zwischen zwei Kugelsegmenten gefrornes Wasser, welches ebenso wie ein Brennglas wirkt.

Brennglas, Pseudonym des Schriftstellers A. Glaßbrenner (s. d.).